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Der 520-Milliarden-Euro-Plan: Europas Luxusindustrie will mehr vermögende Touristen locken

Von Simone Preuss

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Bild: McArthurGlen

Europa ist mit 51 Prozent der weltweiten internationalen Ankünfte die meistbesuchte Region der Welt. Viele dieser Besucher (gerade aus China und den USA) sind “Big Spenders” und bereit, an Essen, Unterkunft und Luxus nicht zu sparen. Dementsprechend haben große Luxusmarken in Bezug auf ihre Umsätze schon wieder ein Niveau wie vor der Pandemie erreicht oder dieses sogar übertroffen, angetrieben von gestiegenen Onlineverkäufen.

Dies trifft nicht auf die Tourismusbranche zu, die immer noch unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet. Eine verpasste Chance findet die neu gegründete Europäische Allianz der Kultur- und Kreativindustrien (ECCIA), die aus den sechs Verbänden Altagamma in Italien, Meisterkreis in Deutschland, Comité Colbert in Frankreich, Walpole in UK, Circulo Fortuny in Spanien und dem Gustaf III Kommitee in Schweden besteht. Zusammen repräsentieren sie mehr als 600 Marken und kulturelle Einrichtungen.

Die ECCIA hat deshalb eine Studie in Auftrag gegeben, die von Bain & Company erarbeitet wurde, um gegenüber der EU-Kommission und den nationalen Regierungen für eine europaweite Tourismusstrategie zu plädieren. Die Ergebnisse der Studie wurden vor wenigen Tagen präsentiert. Das Hauptergebnis ist, dass der europäischen Wirtschaft potenziell 520 Milliarden Euro entgehen, sollte sie diesen Spitzentourismus in Europa nicht fördern, der derzeit 130 bis 170 Milliarden Euro ausmacht und durch die richtigen Maßnahmen bis 2030 oder 2035 auf das Dreifache anwachsen könnte.

„Europa ist das beliebteste Reiseziel der Welt, und der Tourismus ist ein strategischer Sektor der europäischen Wirtschaft, aber es gibt eine Fülle von ungenutztem Potenzial in der High-End-Kategorie: Obwohl sie nur etwa 2 Prozent der Gastgewerbestrukturen ausmacht, hat sie einen Wert von 130 bis 170 Milliarden Euro und generiert 22 Prozent der gesamten Tourismusausgaben, dank eines starken Multiplikatoreffekts“, erklärt Matteo Lunelli, Vorsitzender von Altagamma und der neue gegründeten ECCIA, in einer Presseemitteilung.

Bild: Chanel

Der Spitzentourismus macht auch 22 Prozent der Gesamtausgaben für Unterbringung aus und 33 Prozent für Kultur, Unterhaltung und Shopping. Das High-End-Segment hat zudem einen Multiplikatoreffekt auf die Beschäftigung, da es bei gleicher Größe der Unterkunft fast doppelt so viele Mitarbeitende beschäftigt wie der reguläre Tourismus. Zudem ergeben sich „Soft Spillovers“ wie eine Wertschätzung des allgemeinen Touristikangebots, Investitionen in verschiedene ähnliche Bereiche und die Schaffung von Arbeitsplätzen auch in anderen Sektoren.

Spitzentourismus nach Ländern

Nach Ländern betrachtet, erwirtschaften die fünf Hauptreiseziele Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und UK rund 75 Prozent des Gesamtwert des Spitzentourismus. In Großbritannien macht dies etwa 30 bis 35 Milliarden Euro aus (von 80 bis 100 Milliarden Euro insgesamt), beziehungsweise 22 bis 27 Milliarden Euro in Frankreich, 25 Milliarden Euro in Italien, 20 bis 25 Milliarden Euro in Spanien und etwa 5 bis 10 Milliarden Euro in Deutschland (von jeweils 85 bis 100, 80 bis 100, 75 bis 95 und 65 bis 85 Milliarden Euro insgesamt).

Länder wie die Schweiz, Griechenland und Portugal weisen ebenfalls einen gut entwickelten Spitzentourismussektor auf und erzielen jeweils 5 bis 10 Milliarden Euro, 10 Milliarden Euro und 4 bis 6 Milliarden Euro. Auf das übrige Europa entfallen etwa 9 Milliarden Euro.

Bild: Uniqlo

Laut der Allianz darf dieses Potenzial nicht ungenutzt versickern, etwa durch Hürden wie langwierige Visumsverfahren, unzureichende Infrastruktur oder unzureichend geschultes Personal im Gastgewerbe und Einzelhandel.

„High-End-Tourist:innen geben achtmal mehr aus als durchschnittliche Besucher:innen und haben einen erheblichen Einfluss auf die lokalen Gebiete. Ein Plan für die Entwicklung des Spitzentourismus in Europa könnte zu einem Anstieg der Wertschöpfung in diesem Sektor auf 520 Milliarden Euro führen. Die ECCIA-Studie liefert eine erste Momentaufnahme der Situation und zeigt eine Reihe möglicher Hebel auf, darunter die Schaffung eines nachhaltigen, naturnahen Tourismus, die Verbesserung der Infrastruktur für die Mobilität von Spitzenreisenden, die Vereinfachung des Visumverfahrens und die Bereitstellung von Ausbildungsmaßnahmen für das gehobene Gastgewerbe“, fügt Lunelli hinzu.

Zudem schläft die Konkurrenz nicht und rüstet auf - die Studie nennt etwa Freihandelszonen wie Dubai, Singapur und Hainan, die Förderung des kulturellen Erbes in Japan, innovative Hotel- und Servicekonzepte in Bali, auf High-End-Tourismus konzentrierte Naturerlebnisse in Australien, und Aktivitäten und Attraktionen in den USA, die auf verschiedene Budgets zugeschnitten sind.

Bild: ECE

„Dieser Bericht zeigt deutlich, dass der Spitzentourismus ein Gewinn für ganz Europa ist. In einigen Ländern, wie Italien, UK, Frankreich und Spanien, ist dieses Segment in absoluten Zahlen groß und erreicht bis zu 20-35 Milliarden Euro. In anderen Ländern ist sein Einfluss auf das BIP beachtlich, wie zum Beispiel in Griechenland, wo er 7 Prozent des BIP ausmacht. Darüber hinaus zeigen die Reisenden - die zunehmend neugierig und auf Nachhaltigkeit bedacht sind - Interesse an neuen Reisezielen, sowohl in den bekanntesten als auch in aufstrebenden Ländern wie Kroatien, Slowenien, Portugal und den nordischen Ländern“, kommentieren Claudia D'Arpizio, Global Head of Fashion & Luxury, und Fabio Colacchio, Partner von Bain & Company.

„Der Spitzentourismus ist ein globales Gut, das zum Wohle aller geschützt und entwickelt werden muss. Nach dem Schock von Covid-19 - ein bezifferbarer Verlust von über 70 Milliarden Euro allein durch den Verlust internationaler Reisender - zeigt die High-End-Tourismusbranche endlich deutliche Anzeichen einer Erholung“, fassen D’Arpizio und Calacchio zusammen.

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