Corona-Pandemie: Asiatische Bekleidungsarbeiter warten auf fast 12 Milliarden US-Dollar an Löhnen und Entschädigungen
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Während Modemarken und Einzelhändler auf der ganzen Welt nach einer immens schwierigen Zeit mit internationalen Kursen und sinkender Nachfrage nach Mode wieder in die Gewinnzone zurückkehren, ist die Geschichte für diejenigen, die die Kleidung der Welt herstellen, noch lange nicht vorbei: Laut einem neuen Bericht der Clean Clothes Campaign stehen den asiatischen Bekleidungsarbeitern im ersten Jahr fast 12 Milliarden US-Dollar an unbezahlten Löhnen und Abfindungen zu.
Der Bericht „Still Un(der)paid“ schätzt, dass den Arbeitern für den Zeitraum von März 2020 bis März 2021 11,85 Milliarden US-Dollar geschuldet werden, da Arbeitgeber Löhne einbehalten oder gekürzt haben und internationale Modemarken und Einzelhändler Bestellungen stornierten, sich weigerten, für Waren zu zahlen oder Preisnachlässe von den Lieferanten verlangten.
Die Clean Clothes Campaign sagte, dass sie ihre Zahlen zur Lohnlücke auf der Grundlage „aller verfügbaren Informationen“ wie Aussagen von Arbeitgebern, Umfragen in der Branche und unter Arbeitnehmern sowie Medienberichten geschätzt habe.
Khalid Mahmood von der Labour Education Foundation in Pakistan sagte, die Zahl stehe für ein „unvorstellbares und oft irreparables menschliches Leid.“ Er sagte desweiteren, dies geschehe „nicht nur in dieser einen Fabrik in Bangladesch oder Pakistan“, sondern „in der gesamten Bekleidungsindustrie“.
Dem Bericht zufolge wurden schätzungsweise 1,6 Millionen Bekleidungsarbeiter in sieben Ländern entlassen: Bangladesch, Kambodscha, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Myanmar und Pakistan.
Die Clean Clothes Campaign sagte, dass vielen entlassenen Arbeitern nicht der volle gesetzliche Anspruch auf Abfindung gezahlt wurde, und andere, die beurlaubt wurden, bekamen nur einen kleinen Prozentsatz ihres üblichen Lohns.
In allen untersuchten Ländern, mit Ausnahme von Indonesien, hatten die Arbeiter mindestens das Doppelte des durchschnittlichen Monatslohns verloren.
„Wir können uns nicht auf die Eigeninitiative der Marken verlassen“
Die Clean Clothes Campaign fordert die Bekleidungsmarken auf, eine durchsetzbare Vereinbarung zur Sicherung der Löhne auszuhandeln, einen Abfindungsgarantiefonds einzurichten und die Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte zu gewährleisten.
Die Organisation sagte: „Eine solche verbindliche Vereinbarung, die von Gewerkschaften mit Marken, einzelnen Arbeitgebern oder Arbeitgeberverbänden ausgehandelt und unterzeichnet werden muss, wird von den unterzeichnenden Marken verlangen, dass sie sicherstellen, dass die Arbeiter in ihren Lieferketten während der Zeit der Covid-19-Pandemie ihre regulären Löhne erhalten. Außerdem soll sie die Zahlung von Abfindungen für Arbeiter in Fabriken, die schließen oder Massenentlassungen vornehmen, gewährleisten und grundlegende Arbeitsrechte respektieren.“
Der Bericht baut auf dem Bericht „Un(der)paid in the Pandemic“ der Clean Clothes Campaign vom August 2020 auf, in dem die Einkommens- und Abfindungsausfälle in den ersten drei Monaten der Pandemie auf 3,2 bis 5,8 Milliarden US- Dollar geschätzt wurden.
Laut Ineke Zeldenrust von der Clean Clothes Campaign wurde nicht genug getan, um den Arbeitern zu helfen, obwohl sich seit Beginn der Pandemie über 100 Modemarken in einem Handlungsaufruf für die Bekleidungsindustrie zusammengeschlossen haben.
„Wir können uns nicht auf die eigenen Initiativen der Marken oder die freiwilligen Programme verlassen, hinter denen sie sich verstecken, um etwas für die Arbeiter zu erreichen“, sagte sie. „Es ist dringend notwendig, dass die Unternehmen eine verbindliche und durchsetzbare Vereinbarung mit den Gewerkschaften aushandeln und unterzeichnen, um zu verhindern, dass Millionen von Bekleidungsarbeitern und ihre Familien noch tiefer ins Elend getrieben werden.“
Dieser Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.