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Closed: Was nach der Insolvenz bis jetzt geschah

Ein Überblick über die bisherigen Entwicklungen – Medienberichte über Millionenlöcher, die Suche nach Investor:innen und zuletzt bekannte Geschäftszahlen.

Anfang August wurde die Insolvenz von Closed bekannt. Seitdem reißen die Medienberichte über das einstige Kult-Denimlabel nicht ab. Was bis jetzt bekannt wurde.

Unklare Vorgänge?

Bei Closed sollen Finanzprüfende “irritierende Millionenlöcher” gefunden haben, heißt es im jüngsten Bericht des Manager Magazins am Montag. Darunter sollen siebenstellige Zahlungen an Ex-Finanzchef Hans Redlefsen geflossen sein. Closed äußerte sich nach einer Anfrage von FashionUnited nicht über die Inhalte des Berichts.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhauses teilte dazu am Dienstag aber Folgendes mit: „Selbstverständlich sichern wir alle Dokumente des Unternehmens und werden im zweiten Teil des Verfahrens, wenn die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt von Closed auf dem Weg sind, alles anschauen, was uns möglicherweise ungewöhnlich vorkommt. Das ist Teil jedes Insolvenzverfahrens.”

Bestätigter Fakt ist aber hingegen, dass Redlefsen sein Amt nach 27 Jahren auf eigenen Wunsch im Juli niederlegte. Das geht aus einem Bericht des Fachmagazins Spin-Off hervor. An seiner Stelle wurde Lothar Hiese als neuer kaufmännischer Geschäftsführer ins Management-Team um Gordon Giers und Til Nadler berufen. Diese jüngste Personalie bestätigte der Insolvenzverwalter auf Anfrage.

Hiese gilt als ausgewiesener Restrukturierungsexperte und kündigte an, sich auf die Profitabilität des Unternehmens zu konzentrieren – also keine Verkäufe mehr um jeden Preis. Die künftige Strategie des Unternehmens soll auch stärker auf die Kundschaft ausgerichtet werden, obwohl die Grundlagen in den Bereichen Wholesale, Retail und Onlinegeschäft gut seien.

Persona Redlefsen

Nach dem Niederlegen seines Amtes als Geschäftsführer hält Redlefsen laut dem Bericht von Spin-Off aber weiterhin Anteile an Closed als Gesellschafter. Eine Anfrage von FashionUnited zu den Anteilen kommentierte der Insolvenzverwalter nicht.

Hans Redlefsen führte bis zuletzt als Trio mit seinen Studienfreunden Giers und Nadler das Modeunternehmen Closed. Redlefsen und Giers lernten sich als Studienfreunde in London kennen, wie der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer in einem Podcast des Family Office Kontora vor einem Jahr erzählte. Später kauften sie Closed von der vorherigen Generation, zu der auch Gordon Giers Vater zählte. Unter dem Trio wurde die aus dem Hauptprodukt Jeans bestehende Kollektion um weitere Kleidungsstücke und Accessoires ausgebaut.

Insolvenz und Investor:innensuche

Der Rücktritt von Redlefsen signalisierte bereits, dass es bei Closed kriselte. Anfang August meldete das Hamburger Modelabel Insolvenz an. Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus gab sich zuversichtlich, dass bald Investor:innen gefunden werden könnten. Gespräche mit ersten Interessent:innen hätten bereits stattgefunden, sagten Geschäftsführer Giers und Nadler in einer Mitteilung.

Das Münchner Unternehmen Wieselhuber & Partner wurde mit dem M&A-Prozess beauftragt, berichtete das Fachmagazin Textilwirtschaft vergangene Woche. Der Insolvenzverwalter bestätigte diese Information und wies auf ein “großes Interesse” an Closed hin.

„Es gibt eine große Anzahl von Interessenten. Ich bin optimistisch, dass es eine Investorenlösung geben wird”, teilte Denkhaus per E-Mail mit. „Das Insolvenzverfahren läuft seit 14 Tagen, es ist jetzt zu früh, um weitergehende Fragen zu beantworten.”

Kennzahlen

Die Insolvenz von Closed sei eine Folge der zu hohen Verschuldung und der damit verbundenen Finanzierungskosten, teilte das Unternehmen Anfang August mit. Laut der zuletzt im Oktober 2022 veröffentlichten Konzernbilanz betrug die Verschuldung zum damaligen Zeitpunkt 50,5 Millionen Euro.

Closed sei “grundsätzlich profitabel” und konnte seine Umsätze in den vergangenen Jahren steigern, betonte die Mitteilung Anfang August. In den neun Monaten vor dem Insolvenzantrag soll Closed einen Umsatz von 84 Millionen Euro erreicht haben, wie die Textilwirtschaft vergangene Woche berichtete. Zu den Zahlen wollte Denkhaus keine Auskunft erteilen.

Offiziell bestätigte BRL, die Kanzlei des Insolvenzverwalters, aber Anfang August folgende Zahlen: Insgesamt soll Closed zuletzt einen Jahresumsatz von rund 120 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Rund 40 Prozent kommen aus dem Wholesale-Geschäft, 25 Prozent aus dem E-Commerce und 35 Prozent aus dem stationären Direktvertrieb.

Ein Sanierungsgutachten der Hamburger Mittelstands-Beratung Ecomyc zu Closed soll laut einem Bericht des Manager Magazins zum Ergebnis gekommen sein, dass nur ein “eingeschränktes Vetrauen in Finanzdaten” vorliege. Eine hohe Gehaltsstruktur und personelle Überkapazitäten seien schuld an der Misere von Closed, hieß es im Bericht.


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