China auf dem Weg zum Absatzmarkt: CHIC Shanghai wächst nur noch moderat
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Asiens größte Modemesse, die CHIC in Shanghai, gilt als einer der relevantesten Gradmesser für die Rolle Chinas als Produktionsstandort. So ist es kein Wunder, dass die Messe zu ihrer neuesten Ausgabe nur noch moderat wachsen konnte - genau so wie die gesamte chinesische Wirtschaft. 3,5 Prozent mehr an Besuchern verzeichnete die CHIC, die vom 15. bis 17. März 2017 1.213 Aussteller präsentierte.
Rund 108.000 Fachbesucher aus aller Welt besuchten die Sourcing-Plattform, darunter die führenden Department Stores und Shoppingcenter aber auch Multibrand Stores sowie Agenten und Importeure. Dabei hat sich einmal mehr gezeigt, dass sich China rasant von einem Produktions- in ein Konsumland entwickelt. Die Löhne, gerade auch in der Modeherstellung, steigen rasant und machen China mittelfristig zu einem Auslaufmodell der Textilindustrie.
Dafür boomt chinesisches Design, und chinesische Marken sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die Chinesen lieben es modisch besonders individuell, und heben sich so zumindest in ihrer Freizeit immer stärker vom ursprünglichen Kollektiv-Dogma der Kommunistischen Partei ab. Der moderne Chinese plant sein Leben nach westlichem Vorbild - er arbeitet immer mehr um zu leben und lebt im Gegenzug immer weniger um zu arbeiten.
Stationärer Einzelhandel wächst um fast sieben Prozent
Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem einer stark wachsenden Mittelschicht in der chinesischen Bevölkerung. Die Durchschnittslöhne stiegen innerhalb der letzten zehn Jahre um das Dreifache, Tendenz weiter steigend. Entsprechend wachsen die Ansprüche der Verbraucher,auch und gerade in Sachen Mode.
Die CHIC Shanghai hat sich analog zu dieser Entwicklung von einer reinen Sourcing-Plattform für internationale Modeunternehmen zu einer vorwiegend chinesischen Veranstaltung gemausert: Chinesische Modelabels erkundigen sich hier bei Herstellern aus Bangladesch oder Indien nach neuen Stoffen, um daraus Mode für Chinesen zu schneidern. Westliche Unternehmen, die chinesische Zulieferer suchen, finden sich auf der Messe hingegen immer weniger.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf dem Einzelhandelsmarkt im Reich der Mitte wider, der seine Wachstumsgeschwindigkeit im vergangenen Jahr erneut steigerte. So wuchs der stationäre Handel um 6,8 Prozent, der Onlinehandel sogar um über 18 Prozent. Und diese Entwicklung soll weiter forciert werden: Für 2017 rechnen die Behörden sogar mit einem Plus von zehn Prozent.
China wird daher in Zukunft für westliche Unternehmen vor allem auch als Absatzmarkt immer interessanter. Steigende Löhne und wachsende Beschäftigungszahlen bescheren dem Land einen Boom, der nach Ansicht vieler Experten lange anhalten könnte. So wird sich auch die CHIC in den kommenden Jahren weiter verändern und sich an die ökonomischen Gegebenheiten der Branche anpassen. Westliche Marken dürften im Zuge dessen immer mehr als Anbieter und weniger als Einkäufer in China präsentieren. Zugleich wird die Produktion weiter in andere Länder verlagert werden, in denen der Durchschnittslohn mittlerweile sehr viel niedriger ist. In Indien liegt er beispielsweise gerade mal auf dem Niveau von 15 Prozent gegenüber China.
Foto: Chic Shanghai