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Chez Nous: Herausforderungen einer jungen, integrativen französisch-tunesischen Marke

Von Aéris Fontaine

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Collection Spicy, Chez Nous Bild: Chez Nous

Innerhalb von zwei Jahren ist es der französisch-tunesischen Marke Chez Nous gelungen, sich einen Platz in einer gesättigten Modelandschaft zu erobern. Im Jahr 2023 eröffnete sie auf zwei Flächen in den Galeries Lafayette und im BHV Marais und nahm an den europäischen Messen Who's Next (Paris) und Pitti Uomo (Florenz) teil. FashionUnited sprach mit Camélia Barbachi, Gründerin von Chez Nous, über die Entstehung und die Herausforderungen eines jungen Labels, das sich als verantwortungsbewusster und integrativer positioniert, sowie über seine Ambitionen für die Zukunft.

Inklusive Marke mit nachhaltigerem Angebot

Das Projekt Chez Nous wurde 2020 ins Leben gerufen, aber erst ein Jahr später verwirklicht. Camélia Barbachi, die einen MBA-Abschluss in internationalem Handel und Management besitzt, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erste Erfahrungen in der Modebranche gesammelt und fühlte sich bereit, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Obwohl sie über solide kaufmännische Fähigkeiten verfügte, fehlte ihr „der ganze technische Teil“, der für die Erstellung von Kollektionen erforderlich war. Nach einem einjährigen Crashkurs, in dem sie in der Gestaltung technischer Zeichnungen geschult wurde, gründete sie schließlich 2021 Chez Nous.

Chez Nous vertritt eine starke Mission, nämlich die Vielfalt durch Kleidung zu feiern, die auf ethischere und inklusivere Weise aufgebaut ist. „Ich fand, dass Inklusivität in der Modebranche relativ abwesend war. Man hörte zwar davon, aber in der Praxis gab es nur sehr wenige Marken, die wirklich inklusiv waren“, sagt Camélia Barbachi. Für sie bedeutet eine inklusive Marke auf zwei Ebenen zu denken, durch eine „geschlechtsneutrale“ Garderobe und eine breite Palette an Größen von XXS bis XXXL. „Ich sah nicht ein, warum Menschen mit einer dreifachen XL-Größe nicht ihre Größe finden sollten, wenn ihnen ein Teil in meiner Kollektion gefällt. Ich wollte keine Diskriminierungen reproduzieren, die wir bereits kennen“.

Collection Spicy, Chez Nous Bild: Chez Nous

Mit ihrem Label möchte Camélia Barbachi ihrer doppelten Herkunft Tribut zollen und über die vielfältigen Einflüsse berichten, die sich überschneiden und aufeinander reagieren. In diesem Sinne war es „logisch, mit Tunesien zu arbeiten, das für sein unglaubliches textiles Know-how bekannt ist", aber auch, dieses tunesische Erbe durch die DNA der Marke widerzuspiegeln. Während einige der Produkte der Marke in Werkstätten zur beruflichen Eingliederung in Frankreich entworfen werden, ist der Großteil der Produktion in Tunesien angesiedelt. Hierzu erklärt die Gründerin: „Ich stelle fest, dass die tunesischen Strukturen in Bezug auf Fragen der ökologischen und sozialen Auswirkungen mit sehr strengen Lastenheften viel besser informiert und fortgeschrittener sind, was die Arbeit erleichtert und ihr einen Rahmen gibt.“

Chez Nous wurde durch eine Crowdfunding-Kampagne mit einem System zur Vorbestellung von Artikeln ins Leben gerufen, die nicht nur zur Finanzierung beitrug, sondern auch das Interesse der Öffentlichkeit an dem Projekt bewertete. In seinem ersten Jahr profitierte das Label von der Begeisterung für diese Kampagne, die es ihm ermöglichte, eine Gemeinschaft von Menschen aufzubauen, die „das Projekt wirklich unterstützen“. Dennoch betont Barbachi die Schwierigkeiten, „vor allem, wenn man zunächst nicht Teil der Branche ist“, obwohl sich ihr geschäftlicher Hintergrund als große Stärke erwiesen hat, vor allem bei der Kontaktaufnahme mit Käufer:innen, die „die gleiche Sprache (wie sie) sprechen“. Die Marke ohne Budget zu fördern, war zweifellos eine der größten Herausforderungen für Chez Nous im Jahr 2022.

Einzelhandel: idealer Vertriebskanal, um Bindung zu Kund:innen zu stärken

Anfangs war die Marke hauptsächlich für das Internet gedacht. Die Gründerin erkannte jedoch, dass Verbraucher:innen die Qualität ihres Angebots und den Sitz der Kleidung nicht wahrnahmen konnten. Daher war die physische Erfahrung ideal, um eine enge Beziehung zu ihrer Kundschaft aufzubauen. „Ich weiß, dass die Leute heute denken, dass die physische Welt ein wenig veraltet ist, aber auf meiner Ebene sind die temporären Geschäfte ein großer Erfolg, selbst in einem Umfeld, in dem der Einzelhandel leidet.“

Im Jahr 2023 hat Chez Nous drei Pop-up-Stores und zwei Flächen in Kaufhäusern eingerichtet. Dem Label wurde im Rahmen der Aktion „Méditerranée Mania“ eine Verkaufsfläche in den Galeries Lafayette angeboten, wo die Gründerin eine Szenografie nach dem Vorbild von Chez Nous auswählen konnte. „Ich habe festgestellt, dass diese Präsenz (in einem Kaufhaus) der Marke Gewicht und Glaubwürdigkeit verleiht. Neben der offensichtlichen Sichtbarkeit spiegelt sich dies auch in den Onlineverkäufen wider. Über den kommerziellen Aspekt hinaus handelt es sich um ein echtes Schaufenster und eine Visitenkarte für die Marke.“

Collection Spicy, Chez Nous Bild: Chez Nous

Im selben Jahr präsentierte die Marke ihr Angebot auf den Messen Who's Next in Frankreich und Pitti Uomo in Italien. Auf die Frage nach ihrer Präsenz auf Veranstaltungen außerhalb Frankreichs erklärt Barbachi, dass die Marke, die von Anfang an als international gedacht war, nicht nur bei französischen Verbraucher:innen Resonanz findet. Sie erklärt insbesondere, dass in Frankreich Genderfreiheit „noch nicht selbstverständlich, nicht vollständig demokratisiert“ sei, mit einer ziemlich klaren Unterscheidung zwischen Damen- und Herrenkollektionen, „wo die Brit:innen bei diesem Thema weiter sind". Sie fügt hinzu: „In Frankreich neigt man dazu, eher den etablierten Marken zu vertrauen und sich ihnen zuzuwenden und misstrauischer gegenüber neuen Labels zu sein, während man im Ausland von einem Produkt begeistert ist und sich freut, eine neue Marke entdeckt und aufgespürt zu haben.“

Collection Spicy, Chez Nous Bild: Chez Nous

2024: Fokus auf Vertrieb in Frankreich und im Ausland

Chez Nous möchte nun die Anzahl der Fachhändler:innen im Ausland erhöhen und Pop-up-Stores über die französischen Grenzen hinaus eröffnen. Parallel dazu erkundet das Label die Möglichkeit, an anderen europäischen Messen teilzunehmen, insbesondere in der nordischen Region, wo Kund:innen für seine DNA empfänglich sind. Eines der Ziele der Marke ist es, weiterhin in großen Kaufhäusern vertrieben zu werden und weiterhin temporäre Boutiquen zu eröffnen, obwohl sie langfristig plant, eine eigene Boutique zu eröffnen. Schließlich setzt Chez Nous auf ein Premium-Image, eine künstlerische Richtung, die durch minimalistische Visualisierungen verkörpert wird, die „die Qualität der Kleidung betonen“, wie die jüngste Kampagne für die Spicy-Kollektion beweist.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.fr. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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