Capris Neustart nach Versace: Michael Kors bereitet Rückkehr zum „Modern Glamour“ vor
Capri Holdings hat sich diese Woche offiziell von Versace getrennt, was einen „wegweisenden Moment“ für den US-Modekonzern markiert, der sich nun neu aufstellen und fokussieren will. Capri beharrt darauf, dass die Veräußerung kein Rückzug sei, sondern ein durch Liquidität gestützter strategischer Neustart, der Michael Kors als Wachstumsmotor positioniert.
Capri-Chef John Idol, der auch Michael Kors als CEO leitet, gab in einer Telefonkonferenz einen Ausblick nach dem Versace-Verkauf. Idol räumte ein, dass frühere Neupositionierungsversuche fehlgeleitet waren, und verwies auf eine Phase, in der sich Michael Kors von seiner Kernidentität entfernt habe, was zu einer verunsicherten Kundenbasis führte.
Michael Kors korrigiert Kurs und plant Rückkehr zum „Modern Glamour“
Erste Bemühungen um eine „vollständige Transformation“ fanden keinen Anklang, gab Idol zu. Der Geschäftsführer äußerte sich jedoch enthusiastischer über die nächste Phase: die Rückkehr zur Kors-DNA durch „Modern Glamour“ und eine zugänglichere Aspiration. Im Mittelpunkt steht die Mission, die „Jetset“-Wurzeln von Kors wiederherzustellen, was bereits durch Storytelling-Narrative in Hotel-Settings unterstrichen wird. Großbritannien diente als Testmarkt für diesen Neustart, wobei Idol anmerkte, dass sich das Vollpreisgeschäft der Marke positiv entwickelt habe, was die neue kreative Ausrichtung bestätige.
Aufmerksamkeit gilt auch dem Filialnetz von Michael Kors. Die Marke schloss in den letzten drei Jahren rund 125 Geschäfte und stabilisierte ihr Netzwerk in Vorbereitung auf die selektive Einführung eines umgestalteten Ladenkonzepts. „Wir werden in den nächsten drei Jahren sehr komfortabel über 50 Prozent unserer Filialflotte weltweit renovieren. Wenn wir es schneller schaffen, werden wir das tun“, bemerkte Idol und verwies auf Pläne für ein wärmeres, wohnlicheres Retail-Design.
Innerhalb dieses neuen Konzepts legt Kors einen Schwerpunkt auf Ready-to-Wear, das an den renovierten Standorten eine erweiterte Präsenz erhalten soll. Hinzu kommt ein neues „Jet Lounge“-Feature, das in ausgewählten Locations Gastronomieangebote in das Einzelhandelserlebnis integriert.
Um diese Rückkehr zum „Modern Glamour“ zu bekräftigen, erklärte Idol, dass Capri die Preisarchitektur von Michael Kors weiter überarbeitet habe. Während die frühere Umstrukturierung Kernkund:innen verprellt und das Engagement im Vollpreissegment geschwächt hatte, positioniert sich Michael Kors nun neu, um die überarbeitete Ästhetik zu stützen. Dementsprechend wird die Marke ihre Abhängigkeit von Werbeaktionen reduzieren und sich auf die Wiederherstellung der Wertwahrnehmung konzentrieren.
„Da wir sehen, dass die Renovierungen funktionieren, die neuen Produkte funktionieren und die Preisarchitektur funktioniert, gibt es eine große Lücke zwischen dem, wo wir waren, wo wir heute sind und wo wir sein könnten“, so Idol.
2026 soll großen Umschwung einleiten: Ladenrenovierungen und Asien-Aufschwung
Capri ist daher zuversichtlich, innerhalb eines nachhaltigen Zeitrahmens wieder Umsätze nahe dem Höchststand zu erreichen. „Michael Kors ist eine 44 Jahre alte Marke. Sie hatte ein Spitzenumsatzvolumen von etwa 4,6 Milliarden US-Dollar und wir liegen heute bei etwa drei Milliarden Dollar. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir das Unternehmen über einen gewissen Zeitraum wieder auf vier Milliarden Dollar bringen können“, unterstrich Idol.
Für Capris andere Marke, Jimmy Choo, wird für das nächste Geschäftsjahr ebenfalls eine positive Entwicklung prognostiziert, getrieben durch Lifestyle-Expansion, Accessoires und Freizeitschuhe. Das Einzelhandelsnetz der Marke wurde bereits weitgehend renoviert und konzentriert sich nun auf die Erweiterung ihrer Attraktivität.
Im laufenden Geschäftsjahr schwankte Capri zwischen Gewinn und Verlust; nach einer Rückkehr in die Gewinnzone im ersten Quartal rutschte das Unternehmen im zweiten Quartal wieder in die roten Zahlen. Ein erneuter Fokus liegt nun auf der Verbesserung der Margen durch eine reduzierte Abhängigkeit von Off-Price-Kanälen, gezielte Preiserhöhungen und die Wiederbelebung des Asien-Geschäfts. Andernorts wurde der nordamerikanische Markt als „relativ gesund“ beschrieben, mit weniger Anzeichen von Konsumentenstress und einer positiven Stimmung, die bis ins nächste Jahr reicht. In Europa blieb der Markt stark, dennoch bewahrt sich Capri eine gewisse Vorsicht gegenüber der Region.
Für das kommende Geschäftsjahr erwartet Capri eine relativ „flache“ erste Hälfte, während das Unternehmen Ladenrenovierungen durchführt, die Schwäche in Asien angeht und das Produktsortiment bereinigt. Ab dem dritten Quartal rechnet die Gruppe aufgrund dieser Änderungen mit einer Wende, die einen Umschwung in der Performance in einem für das Unternehmen entscheidenden Turnaround-Jahr widerspiegeln soll.
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