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Brisant: PTFE-Membran ist hochgiftig beim Verbrennen

Von Regina Henkel

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Kurz bevor sich ab Sonntag die Outdoorbranche in München zur Messe trifft, lässt Membranhersteller Sympatex die Bombe platzen: Eine Laboruntersuchung hat ergeben, dass die Verbrennung von PTFE-Membranen – wie sie Marktführer Gore-Tex verwendet - hochgiftig ist.

Im Test: die Membranarten PTFE, Polyurethan und Polyester

Das unabhängige Institut Warringtonfire Frankfurt GmbH ist von Sympatex Technologies beauftragt worden, die Auswirkungen der Verbrennung der verschiedenen, marktüblichen Membranarten PTFE, Polyurethan und Polyester im offenen Feuer nach EN ISO 5659-2 zu untersuchen. Anlass dazu war die Tatsache, dass gerade die Frage nach der Entsorgung textiler Produkte am Ende ihres Lebenszyklus von vielen Unternehmen bislang nicht gelöst wurde. Angesichts steigender Exporte von Gebrauchtbekleidung und Textilmüll in Drittländer, wo beides am Ende oft offen verbrannt wird, sind die Umweltauswirkungen dieser Verbrennungen im Kontext von Produktverantwortung für Hersteller und Verwerter von großer Bedeutung.

Hochtoxische Flusssäure und Salzsäure

Das erschreckende Fazit: vor allem die Ergebnisse von PTFE-haltiger Bekleidung sind besonders kritisch. So ermittelte das Frankfurter Institut bei der Prüfung der Rauchgasdichte und Rauchgastoxizität nach EN ISO 5659-2 eine Freisetzung von hochtoxischer Flusssäure (HF – bis 63 ppm) sowie von Salzsäure (HCl – bis 36 ppm) beim Verbrennen von PTFE-Membranen. Das Prüfverfahren dient üblicherweise der brandschutztechnischen Bewertung von Materialien, die im Innenraum von Fahrzeugen wie Zügen, Flugzeugen und PKW sowie in Gebäuden verbaut werden und soll durch geeignete Einstufung die akute gesundheitliche Gefährdung der Passagiere im Brandfall verhindern.

Rauchentwicklung ist tödlich

Die im Labormaßstab ermittelten Werte entsprechen dem Verbrennen der in einer Outdoor-Jacke enthaltenen Membranmenge in einem Raum von ca. fünf Quadratmetern. Demnach muss davon ausgegangen werden, dass bei der unkontrollierten Verbrennung einer handelsüblichen Funktionsjacke, in welcher eine PTFE-Membran verarbeitet wurde, allein schon die dabei entstehende Menge an Flusssäure (HF) für unmittelbar dem Rauch ausgesetzte Menschen bei 30 bis 60-minütiger Exposition tödlich sein kann. Die ebenfalls lediglich bei der Verbrennung von PTFE freigesetzte Salzsäure (HCl) führt zusätzlich beim Einatmen in der Lunge zu schweren Verätzungen; es können Reizungen und Verätzungen der Schleimhäute und der Atemwege auftreten.

In vielen Ländern wird Müll offen verbrannt

Besonders problematisch sind diese Ergebnisse, da rund 50 Prozent der weltweit gesammelten Textilien (dies betrifft in Deutschland etwa 70 Prozent aller gebrauchten Bekleidung) über Altkleidersammlungen in einkommensschwächere Drittländer für eine weitere Nutzung verkauft werden. In diesen Ländern ist der häufigste Entsorgungsweg für Abfälle die (oft unkontrollierte) Deponie oder das offene Feuer. Somit muss davon ausgegangen werden, so Sympatex, dass rein statistisch etwa 15 bis 20 Prozent unserer Bekleidung im offenen Feuer in unmittelbarer Nähe von Besiedlungen endet. Da Outdoorbekleidung besonders langlebig ist, könnte dieser Wert noch deutlich höher sein, vermutet das Unternehmen.

Ergebnisse aller Membranen

Bei dem zugrunde gelegten Prüfverfahren wurde die Konzentration der gängigsten toxischen Verbrennungsgase bei allen drei Membranarten PTFE, Polyurethan (PU) sowie Polyester ermittelt. Bei allen ergaben sich die Emissionen von Kohlendioxiden, Kohlenmonoxiden und Stickoxide.

Des Weiteren wurden bei allen Materialien kleinere Mengen Blausäure freigesetzt, die deutlich unter humantoxischen Werten lagen. „Allerdings entsprachen sie immerhin in etwa dem, was man in einer kleinen Raucherkneipe nach dem Besuch von 15 bis 25 Gästen und dem Genuss von jeweils zehn Zigaretten erwarten kann“, so die Einschätzung von Sympatex. Dabei waren die Werte bei Polyester um etwa ein Drittel niedriger als bei den anderen beiden Materialien.

Entsorgung von Kleidung muss nachhaltig sein

Sympatex, das sich mit seiner PTFE-freien Membran seit Jahren als umweltfreundliche Alternative zu Marktführern wie Gote-Tex positioniert, fordert daher mehr Produktverantwortung von Unternehmen auch am Ende des Produktlebenszyklus. Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies: „Es genügt nicht, nur im Entstehungsprozess unserer Produkte höchste Standards anzusetzen, wir müssen auch sicherstellen, dass unsere Produkte am Ende ihres Lebens keine gefährlichen Spuren hinterlassen.“ Aus diesem Grund will Sympatex bis 2030 eine vollständig zirkuläre Bilanz bei den genutzten Rohmaterialien umsetzen. „Hierdurch sparen wir nicht nur bei Rohstoffen, sondern verhindern gleichzeitig mögliche Kollateralschäden bei der Entsorgung“, so Fox weiter und ergänzt: „Angesichts des zunehmenden globalen Mülltourismus, den China mit seinem Import-Stop für Plastik- und Textilabfälle vor etwa 18 Monaten erst richtig transparent gemacht hat, und den Bildern von brennenden wilden Deponien, können wir bis dahin nicht einfach die Augen verschließen.“

Foto: Sympatex

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