Boohoo belastet Online-Händler:innen – Zalando auf Jahrestief
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Ein Kursrutsch beim britischen Wettbewerber Boohoo wegen eines erneut gesenkten Umsatzausblicks hat am Dienstag auch den jüngsten Erholungsversuch der Zalando-Aktie jäh beendet. Die Nachrichten aus Großbritannien erinnerten Anleger:innen an das Branchenproblem einer nur schwachen Nachfrage. Davon geprägt, sackte der Zalando-Kurs am Tag der Deutschen Einheit nahe der 20-Euro-Marke auf das niedrigste Niveau seit einem Jahr ab.
Die Aktien von Boohoo gaben in London die Richtung vor, mit einem Einbruch um zuletzt 9,1 Prozent. Hier reichte es im Verlauf für ein Achtjahrestief, weil der britische Mode-Einzelhändler seine Gewinn- und Umsatzziele gesenkt hatte. Dies stand im Zusammenhang mit einer dürftigen Verbraucher:innennachfrage und der Notwendigkeit, die Preise zu senken, um finanzschwache Käufer anzulocken. Derzeit bremst die Inflation den Willen der Verbraucher, Geld auszugeben.
Mit der jüngsten Warnung reiht sich Boohoo in eine Serie schlechter Branchennachrichten ein, denn zuletzt hatte es auch vom britischen Konkurrenten Asos enttäuschende Aussagen zur Umsatzentwicklung gegeben. Wie es heißt, ist der Wettbewerb im Online-Bereich auch deshalb intensiv, weil die Verbraucher:innen nach der abklingenden Pandemie gerade bei Mode wieder verstärkt zu den stationären Einzelhändlern zurückkehren.
„Die Party ist unterbrochen“, sagte der Aktienexperte Aarin Chiekrie vom Vermögensverwalter Hargreaves Landsdown. Die Boohoo-Titel hätten seit dem Börsengang 2014 bis zum Corona-Hoch eine mehrjährige beeindruckende Rally verzeichnet, ebenso wie Zalando. Seither sei die Feierlaune der Anleger:innen aber erheblich getrübt worden – neben der Wiederöffnung nach der Pandemie auch von den neuerdings spürbaren Inflationsauswirkungen.
Boohoo teilte am Dienstag mit den vorgelegten Halbjahreszahlen mit, dass der Jahresumsatz voraussichtlich um 12 bis 17 Prozent zurückgehen werde. Das Unternehmen war zuvor davon ausgegangen, dass die Erlöse für das Geschäftsjahr gleich bleiben oder um höchstens fünf Prozent sinken werden. Laut dem Hagreaves-Lansdown-Experten Chiekrie wirkt selbst das neue Ziel derzeit wie eine große Herausforderung.
Abgesehen von der Umsatzbetrachtung erwähnten Analyst:innen das operative Abschneiden jedoch positiv. Laut der Analystin Wassachon Udomsilpa von RBC wurden im ersten Halbjahr beim operativen Ergebnis (Ebitda) die Erwartungen übertroffen. Der Experte Andrew Wade von Jefferies zeigte sich hoffnungsvoll, dass sich Investitionen und operative Fortschritte letztlich auszahlen. Boohoo sei damit gut aufgestellt, sobald sich die Nachfrage wieder bessert. (dpa)