Biba: der Weg zum Aus
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Der Gelsenkirchener DOB-Anbieter Biba steht vor dem Aus; bis zum Ende des Jahres soll der Betrieb eingestellt werden. Insolvenzverwalter Georg Kreplin gab den Beschluss der Gläubigerversammlung bekannt, berichtete die Immobilien Zeitung. FashionUnited hat die Stationen nachgezeichnet, die zu dieser Situation führten.
Die Entscheidung der Gläubigerversammlung bedeutet auch das Aus für die rund 480 Mitarbeiter, da die verbleibenden 130 Geschäfte, von denen 35 Bibas eigene sind, nur noch für den Ausverkauf bis zum Jahresende geöffnet sind. Kreplin macht die allgemein schlechte Einzelhandelslage für das Scheitern der Sanierungsbemühungen verantwortlich.
„Die schlechte Lage im Handel hat letztlich alle Sanierungsbemühungen im Keim erstickt, aber auch die fehlende Bereitschaft der größtenteils tariflich gebundenen Mitarbeiter, Lohnkürzungen hinzunehmen, hat die Situation nicht vereinfacht“, erklärte er laut der Immobilien Zeitung.
Schlechte Einzelhandelslage und Konkurrenz durch Onlinehandel sind schuld
Erst im Mai dieses Jahres war ein Schutzschirmverfahren eingeleitet und die Eigenverwaltung vom Amtsgericht Essen genehmigt worden, da keine Zahlungsunfähigkeit vorlag. Die bisherige Geschäftsführung, die weiterhin die Verantwortung für alle Entscheidungen trug und die Sanierung selbst durchführte, konnte letztendlich aber trotz harter Sanierungsbemühungen keinen Weg finden, das Überleben des Unternehmens zu garantieren. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter waren in den ersten drei Monaten des Verfahrens durch die Agentur für Arbeit gesichert gewesen.
Selbst Kreplin, der einige Erfahrung durch verschiedene Insolvenzverfahren im Modebereich hat und Anfang 2016 den Modehändler Mexx rettete, scheiterte zum Schluss. Er macht die Tatsache, dass derzeit weniger Mode gekauft wird, Konkurrenz durch den Onlinehandel, der viele Kunden aus den Geschäften fernhält, und steigende Kosten für Ladenmieten und Personal für die Schwierigkeiten verantwortlich, von denen manch ein Einzelhändler ein Lied singen kann.
„Konsumenten, die für Mode immer weniger Geld ausgeben, und der boomende Onlinehandel, der inzwischen 16 Prozent des Branchenumsatzes ausmacht, sind nur zwei Gründe für weiter sinkende Einnahmen im stationären Handel. Dieses geänderte Konsumverhalten ist auch an Biba nicht spurlos vorbeigegangen. Deshalb haben wir uns vorsorglich entschieden, das Unternehmen durch ein Schutzschirmverfahren umfassend und selbstbestimmt zu sanieren“, hatte Biba-Geschäftsführer Dirk Dreier Ende Mai dieses Jahres erklärt.
Dreier wurde erst im Juli 2016 geschäftsführender Gesellschafter der Biba GmbH und löste Geschäftsführer Oliver Kessel ab, der nach vielen Jahren im Unternehmen die Verantwortung schrittweise an Dreier übergab und aus dem Unternehmen ausschied.
Sanierungsplan konnte nicht durchgesetzt werden
Der Sanierungsplan sah vor, verlustbringende Standorte oder Filialen mit negativen Wachstumsprognosen zu schließen. Zudem sollten Personalkosten in Bereichen gesenkt werden, die überdurchschnittlich hoch im Wettbewerbsvergleich lagen. „Wir werden nun auf die Arbeitnehmervertreter zugehen und gemeinsam konstruktive Lösungen zur Personalkostensenkung ohne Arbeitsplatzabbau finden“, hatte Dreier noch im Mai versprochen.
Biba wurde 1963 in Duisburg gegründet und entwickelte sich bald zu einem der ersten vertikalen DOB-Unternehmen Deutschlands. Das Unternehmen setzte auf ein Boutiquenkonzept mit trendorientierten, femininen Kollektionen im mittleren Preissegment und auf kundenorientierte, geschulte und kompetente Verkaufsteams, die auf den großen Beratungsbedarf der BibA-Kundinnen eingingen.
Im Juni 2009 gab das Unternehmen, das zum Münchener Modeunternehmen Escada gehörte, bekannt, vom Damenmodeunternehmen Gelco GmbH & Co. KG mit Sitz in Gelsenkirchen rückwirkend zum 30. April 2009 übernommen zu werden.
Ein effizientes Waren- und Merchandisingkonzept sorgte durch eine enorm schnelle Reaktionszeit für eine fast tägliche Belieferung der Flächen, permanent wechselnde Warenbilder und somit für ständig neue Kaufanreize. Zu Spitzenzeiten betrieb Biba rund 160 eigene Filialen und Systemflächen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, Litauen und Ungarn und beschäftigte rund 580 Mitarbeiter.
Foto: Biba-Magazin