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Bensimons diskreter Luxus - einer der Treue

Von Simone Preuss

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Bensimon, Winter. Bild: Bensimon

Wie behauptet sich eine Modemarke über 45 Jahre lang? Die Frage scheint einfach und die Antwort wird allzu oft vorschnell gegeben: durch Disruption, technologische Agilität, den Kampf um Trends. Doch entgegen dem Trend einer Branche, die zunehmend vom Kurzfristigen dominiert wird – sowohl in der Fülle der Kollektionen als auch im schnellen Wechsel der Kreativdirektor:innen – hat sich das Pariser Modehaus Bensimon einen anderen Weg gebahnt. Einen progressiveren, organischeren, beständigeren. Und, wie das Beispiel beweist, wohl auch einen nachhaltigeren.

Grundlegende Agilität, Beständigkeit in der Form

Die Marke wurde in den 70er Jahren von den Brüdern Yves und Serge Bensimon gegründet und ist in Frankreich zu einem vertrauten Namen geworden, „fast schon emotional“, bemerkt Valentine Lax, die künstlerische Leiterin. Wer hat nicht schon einmal die inzwischen Kult-Canvas-Sneaker getragen? Wer ist nicht schon einmal durch die Tür einer Bensimon-Boutique gegangen, dieser Concept Stores vor einer Ära, als Kleidung mit Design interagierte? Und wenn die Marke die Jahrzehnte überdauert hat, ohne dass ihr die Puste ausging, liegt das vielleicht gerade daran, dass sie sich weigert, sich jede Saison neu zu erfinden.

„Man könnte meinen, ein Unternehmen müsse sich ständig verändern, anpassen, den Codes hinterherlaufen. Bei Bensimon haben wir uns für Kontinuität entschieden.“ Hier wird Langlebigkeit nicht durch Rebranding errungen, sondern durch Treue zu sich selbst – kultiviert, verfeinert, neu interpretiert. So Patrice Lataillade, Finanzdirektor, der vor drei Jahren nach 25 Jahren in der Modebranche zum Unternehmen kam. Seine Aufgabe? Rationalisieren ohne einzuschränken. Optimieren, ohne Trends nachzugeben. Nicht „einfach die Zahlen zum Laufen bringen“, sondern einen kohärenten Kurs halten: wissen, wohin, womit und warum.

Die Wahl des Instinkts

Bei Bensimon ist diese Rationalität instinktiv, fast schon substanziell. „Wir verbringen keine drei Wochen mit Überlegungen. Wir gehen mit dem Bauchgefühl vor“, sagt die künstlerische Leiterin. Ein Satz, der die von den Gründern geerbte Denkweise zusammenfasst: ein von Überzeugung getriebenes, reaktionsfähiges und menschliches Geschäft. Aus dieser von allen geteilten Unternehmenskultur entstehen „verrückte“ Projekte, wie die in drei Monaten ins Leben gerufene Kapselkollektion mit Castelbajac: mutig, schnell, anderswo undenkbar. In dieser Flexibilität liegt die Stärke von Bensimon: Risiken eingehen und gleichzeitig der eigenen DNA treu bleiben. Das richtige Maß an Innovation einbringen, ohne das Wesentliche zu verlieren.

Bensimon hat verstanden, dass Agilität kultiviert werden muss. In der Organisation, im Vertrauen, in der Unabhängigkeit. Und Caroline Bonnet, Leiterin der Presseabteilung der Agentur L’Appart, wird dem nicht widersprechen: „Mit ihnen kann man über alles reden. Es herrscht ein seltenes, fast schon ansteckendes Vertrauensverhältnis. Man will weiter gehen, mehr tun.“

Die Kunst des Bestands

Dieselbe Logik der Nachhaltigkeit durchdringt das gesamte Modell: Die langjährigen Lieferbetriebe, teils seit über 40 Jahren Partner:innen, sind immer noch da. Doch mit klarem Blick, erinnert Lataillade: „Wir sind nicht ihre einzige Kundschaft. Man muss die Lebensfähigkeit eines Lieferbetriebes im Auge behalten. Ein Vertrauensverhältnis, ja, aber niemals starr.“ Und wenn man die jüngsten Turbulenzen – geopolitische Konflikte, logistische Spannungen – anspricht, lächelt der Finanzdirektor: „Wissen Sie, in 45 Jahren haben wir schon einige Krisen erlebt. Die Slowakei zum Beispiel…“ Eine Anspielung auf einen historischen Partner, der trotz Höhen und Tiefen der Welt immer treu geblieben ist.

Dieser pragmatische und gleichzeitig auf menschliche Beziehungen ausgerichtete Blick leitet auch die Entwicklung der Marke. Bensimon bleibt seinen Wurzeln treu – 24 Boutiquen in Frankreich, Vertrieb in 40 Ländern, Kapselkollektionen für Deko und Accessoires – lehnt aber Expansion um der Expansion willen ab. „Es geht nicht darum, jedem Markt hinterherzulaufen. Man muss dem treu bleiben, was man ist, aber es besser vermitteln.“ Daher die strategische Zusammenarbeit mit L’Appart: um Reibungspunkte zu identifizieren, das digitale Marketing zu rationalisieren und dort zu investieren, wo es eine echte Wirkung erzielt.

Weniger Lärm, mehr Sinn: Bekanntheit erlangen, ohne sich zu verlieren

Während Marken mit Botschaften, Bildern und Influencer:innen überfluten, schlägt Bensimon einen anderen Takt an. Weniger Kooperationen und Influencer:innen, aber eine klare Linie. „Wir könnten es wie alle anderen machen, so viel ausgeben wie alle anderen. Aber ist das wirklich sinnvoll?“, fragt Lataillade. Auch hier wird lieber intelligent investiert. Die eigene Stimme finden, in einer zu lauten Welt.

„Wir haben echtes Know-how. Jetzt müssen wir es bekannt machen. Aber nicht um jeden Preis“, betont Lataillade. Auch hier steht das Maß im Vordergrund. Kein TikTok um jeden Preis. Keine oberflächlichen Kooperationen. „Wir suchen unseren eigenen Weg in einem gesättigten Raum. Ohne riesiges Budget. Mit Agilität, ja, aber auch mit einer gewissen Strenge.“ Die Strategie von Bensimon basiert also auf einer bewusst gewählten Rationalität: das Beste aus dem machen, was man hat, jede Ressource nutzen. Nicht den Sirenen des rein Digitalen oder exzessiven Kooperationen erliegen, ohne gründlich über deren Relevanz nachzudenken.

Die DNA, immer wieder und für immer

Und genau hier liegt der Kern von Bensimon: seine DNA. Seit einigen Jahren beschäftigt sich das Haus mit seinen Wurzeln. Anstatt ständig nach Neuerfindung zu streben, hat Bensimon es vorgezogen, sich selbst neu zu lesen. Eine Rückkehr zu den Ursprüngen, geleitet von Valentine Lax.

Seit ihrem Eintritt sind die Archive zum Spielfeld geworden. „Wir haben die Schränke wieder geöffnet, die Stoffe, die Objekte, die Souvenirs von Serge Bensimons Reisen erforscht.“ Die Archive sind eine Schatzkammer. Aus diesem Material ist eine authentischere, zeitlose und sogar Unisex-Garderobe entstanden – „weil immer mehr Männer in die Boutiquen kommen und nach den alten Hosen, den Trenchcoats fragen.“ Aber auch hier ist Vorsicht geboten: „Eine Herrenkollektion zu machen? Das wäre fast so, als würde man ein zweites Unternehmen gründen“, erinnert der Finanzdirektor. „Entgegen der landläufigen Meinung ist eine Erweiterung des Sortiments nicht einfach eine Verdoppelung. Es geht nicht nur darum, Produkte hinzuzufügen: Es ist eine neue Logistik, ein neuer Vertrieb, eine neue Erzählung… Eine ganz neue Organisation.“

Im Lager von Bensimon. Bild: Bensimon

Vorwärtskommen, zusammenarbeiten, delegieren, führen

Jedes Unternehmen hat seine eigene Art, Geschäfte zu machen. Manche fliegen zu hoch, zu schnell und verbrennen sich dabei. Andere bewegen sich langsamer, aber mit mehr Klarheit. Bei Bensimon ist der Fortschritt kollektiv, fast chorisch. Ein gemeinsamer Erfolg, bei dem Anspruch und Flexibilität Hand in Hand gehen, bei dem Delegation die Führung nicht verwässert.

Darin liegt vielleicht das schönste Paradoxon: Je mehr ein Geschäftsführer seine Macht dezentralisieren kann, desto mehr wird er zu einer zentralen Figur.

Bei Bensimon sind es die Mitarbeitenden, die die Gründer wieder in den Mittelpunkt des Projekts rücken. Weil sie echtes Vertrauen spüren – und weil in Zeiten großer Umwälzungen Beständigkeit eine höhere Form von Intelligenz ist.

Und vielleicht ist das letztendlich die Lektion, die Bensimon denjenigen bietet, die anders unternehmerisch tätig sein wollen. Die Marke hat Stürme, Zyklen und Krisen überstanden. Sie hat nicht versucht, heller zu strahlen als die anderen, sondern mit Geduld, Kohärenz und einem unerschütterlichen Glauben an ihre Grundwerte zu bestehen. Ja, es gibt einen anderen Weg.

Weniger laut. Klarer. Weniger spektakulär. Nachhaltiger. Langlebigkeit kann eine Entscheidung sein. Aktiv. Konstruktiv. Bensimon ist keine überlebende Marke. Es ist eine widerstandsfähige Marke. Fast philosophisch in ihrer Vorgehensweise.

Denn einer DNA treu zu bleiben, bedeutet nicht, die Kreativität einzuschränken – es bedeutet, ihr ein Rückgrat zu geben. Eine Kohärenz, eine Aufrichtigkeit. Weil man ein Unternehmen führen kann, wie man sich um ein Familienhaus kümmert: mit Sorgfalt, Erinnerung, sparsamen Gesten und der diskreten Kunst des Weitergebens. Und weil man erfolgreich sein kann, ohne jedem Trend zu folgen. Wachsen, ohne sich zu verlieren. Bekannt werden, ohne sich zu verraten. Bei Bensimon ist Beständigkeit keine Trägheit. Es ist eine Haltung. Eine Intelligenz des langen Atems.

Dieser Artikel erschien zuvor auf FashionUnited.fr und wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.

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