Ausblick: Lieferprobleme könnten Adidas-Wachstum bremsen
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Adidas war zuletzt vom Erfolg verwöhnt. Ein Umsatzrekord und ein Gewinnsprung im vergangenen Jahr sorgten für zufriedene Mienen der Anleger. Adidas profitierte dabei von einer guten Nachfrage der Konsumenten in den USA und Asien und hier insbesondere in China. Doch gerade die hohe Nachfrage in den USA wird für Adidas jetzt zum Problem. Der Sportartikelhersteller kämpft mit Lieferschwierigkeiten - die Kapazitäten insbesondere im Bekleidungssegment im mittleren Preisbereich reichen nicht aus. Dies werde das Wachstum im ersten Halbjahr belasten, hatte Konzernchef Kasper Rorsted bereits angekündigt.
Das Umsatzwachstum dürfte sich deshalb in Nordamerika insbesondere in den ersten sechs Monaten des Jahres abschwächen, bevor in der zweiten Jahreshälfte die Probleme gelöst sein sollen und es dort wieder besser laufen soll. Das zuletzt schwächelnde europäische Geschäft will Adidas in diesem Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurückführen. Doch im Laufe des Jahres 2018 hatte das Management seine Prognose nach unten revidieren müssen, weil der Konzern der nachlassenden Begeisterung für frühere Schuh-Bestseller wie Stan Smith oder Superstar nicht schnell genug Neues entgegensetzte. Am Ende konnte Adidas seine Erlöse in Europa lediglich in etwa stabil halten.
Die Herzen der Europäer will das Unternehmen nun mit einer wieder stärkeren Fokussierung auf Sportprodukte zurückerobern. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen verstärkt auf Fashionprodukte gesetzt, was nun wieder geändert werden soll.
Das erwarten Analysten
Marktexperten gehen von einem vergleichsweise schwachen ersten Quartal aus. Das Wachstum dürfte durch die Lieferprobleme gebremst werden, schätzt Chiara Battistini von der Bank JPMorgan. In Nordamerika rechnet sie deshalb ebenfalls mit einem schwächeren Wachstum. In Asien dürfte der Konzern zweistellig gewachsen sein. Für Westeuropa rechnet die Analystin dagegen mit einem Umsatzrückgang.
Im Schnitt erwarten die Experten einen Umsatzanstieg von 5,5 Milliarden auf knapp 5,8 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn dürfte von 745 Millionen auf knapp 793 Millionen Euro zulegen. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank geht von einem vergleichsweisen soliden Quartal aus. Trotz des gebremsten Wachstums erwartet er weitere Fortschritte bei der Margenverbesserung.
Der fehlende Schwung für die Marke bereite zunehmend Sorge, schrieb dagegen Analyst Simon Irwin von der Credit Suisse jüngst in einer Studie. Jörg Philipp Frey von Warburg sieht den Konzern auf ein Wachstumsproblem zusteuern. So habe sich auch das Wachstum in China zuletzt erheblich verlangsamt. Das konzernweit zu erwartende schwache Umsatzplus im ersten Halbjahr bereite daher Grund zur Sorge. Der Analyst sieht zunehmende Risiken für den Ausblick, den er ohnehin als nicht "sonderlich beeindruckend" einstuft.
Das erwartet das Unternehmen
Wegen des Dämpfers in Nordamerika stellt Adidas für den Gesamtkonzern ein Umsatzplus ohne Berücksichtigung von Währungseffekten um 5 bis 8 Prozent in Aussicht, und damit nur im besten Fall einen so hohen Anstieg wie im vergangenen Jahr. In der ersten Jahreshälfte dürften die Erlöse sogar um lediglich 3 bis 4 Prozent steigen. Damit bleibt Adidas hinter dem Lokalrivalen Puma zurück, der sich mehr zutraut und eine optimistischere Prognose ausgegeben hatte, die durch starke Quartalszahlen aus dem ersten Quartal untermauert wurde.
Auch in seinen Gewinnzielen geht Rorsted, der seit seinem Amtsantritt im Herbst 2016 den Konzern auf Profitabilität trimmt, das neue Jahr gemächlicher an: Für den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft wird unter Berücksichtigung neuer Bilanzierungsregeln mit einem Zuwachs von 8 bis 12 Prozent gerechnet.
Das macht die Aktie
Trotz mauem Ausblick ist die Aktie derzeit stark gefragt. Das Papier legte im bisherigen Jahresverlauf um knapp ein Viertel zu. Ein Hoch markierte Adidas Mitte April, als die Aktie erstmals die Schwelle von 230 Euro übersprang. Aktuell notiert das Papier bei rund 227 Euro. Die im dpa-AFX-Analyser zusammengefassten Analysten haben ein Kursziel von im Schnitt 224,85 Euro ausgegeben. Zehn Analysten empfehlen dabei das Papier zum Kauf, zehn setzen auf Halten. Nur ein Experte rät zum Verkaufen. (dpa)