Armanis Nachfolge: Wer wird das milliardenschwere Modeimperium führen?

Mit Spannung werden die Nachfolgepläne des italienischen Modedesigners und Unternehmers Giorgio Armani erwartet.

Auch wenn die Einzelheiten seines Testaments noch nicht bekannt sind, geben die Statuten des Unternehmens und ein Interview vor seinem Tod einen Einblick in die Zukunft seines Imperiums. Der für seine Diskretion, Kreativität und Eleganz bekannte Designer hat eine globale Marke mit einem geschätzten Wert zwischen 11 und 13 Milliarden Euro aufgebaut.

Die Giorgio Armani Gruppe beschäftigt derzeit 8.700 Mitarbeitende und erzielte 2024 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro.

Schrittweiser Übergang

Die Satzung des Unternehmens soll das Geschäft und seine stilistische Integrität nach dem Tod des Gründers schützen. Der Nachfolgeplan umfasst mehrere Schlüsselpersonen, darunter Armanis Nichten Silvana und Roberta, seine Schwester Rosanna und deren Sohn Andrea Camerana. Ebenfalls im Verwaltungsrat vertreten sind Armanis rechte Hand Pantaleo Dell'Orco und Federico Marchetti, der Gründer von Yoox.

„Solange ich da bin, bin ich der Boss“, sagte der italienische Designer 2021 in einem Interview mit dem Magazin GQ. Über das Danach sprach Armani ungern. Zu Lebzeiten unterließ er es, sich klar auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin festzulegen – eigene Kinder hatte er nicht.

Doch kurz vor seinem Tod sprach er mit der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times in seinem womöglich letzten Interview über die Zukunft seines Modeimperiums: „Meine Pläne für die Nachfolge sehen einen schrittweisen Übergang der Aufgaben vor, die ich bisher immer selbst wahrgenommen habe, an diejenigen, die mir am nächsten stehen.“

Der Modeschöpfer betonte auch: „Ich möchte, dass die Nachfolge organisch passiert und kein ruckartiger Moment ist.“

Die zentrale Rolle der Stiftung Armani

Die Armani Foundation, die einen Anteil von 0,1 Prozent an Giorgio Armani Spa hält, wird bei diesem Übergang eine zentrale Rolle spielen. Die Satzung, die 2016 verabschiedet und 2023 aktualisiert wurde, sieht eine komplexe Aktienstruktur mit unterschiedlichen Stimmrechten vor.

Aktionär:innen mit A-Aktien halten 30 Prozent des Kapitals, F-Aktien 10 Prozent. Diese beiden Gruppen werden trotz ihres Anteils von nur 40 Prozent am Kapital über 53 Prozent der Stimmen verfügen.

Diese Struktur gewährt den A-Aktionären das Recht, drei Vorstandsmitglieder, darunter den Vorsitzenden, in einem achtköpfigen Vorstand zu ernennen. Die F-Aktionäre dürfen zwei Vorstandsmitglieder, darunter den geschäftsführenden Direktor wählen.

Leitprinzipien

Die Satzung legt auch die Grundprinzipien fest, die die zukünftige Geschäftstätigkeit des Unternehmens leiten werden. Dazu gehören die Aufrechterhaltung eines „angemessenen Investitionsniveaus”, die Gewährleistung einer „ausgewogenen Finanzverwaltung” und die Priorisierung der „Reinvestition von Gewinnen”.

Die Grundsätze der Unternehmenssatzung betonen außerdem einen „vorsichtigen Ansatz bei Akquisitionen” und eine Fokussierung auf „Diversifizierung und Segmentierung” der Marken unter Beibehaltung einer stilistischen Konsistenz.

Das Modehaus soll sich auch weiterhin für „Innovation, Exzellenz, Qualität und Raffinesse” seiner Produkte einsetzen und der globalen Entwicklung der Marke Armani Priorität einräumen.

Wahrung der Unabhängigkeit

Armani wollte stets die Unabhängigkeit seines Modehauses wahren und hat bis zuletzt Übernahmeangebote abgelehnt. Im vergangenen Jahr sagte er der italienischen Zeitung Corriere della Sera, er habe zuletzt verstärkt “etwas hartnäckigere” Annäherungen von potenziellen externen Investor:innen an sein Unternehmen erhalten. Alle Angebote hatte er aber immer abgelehnt.

Mehr Klarheit über die vor seinem Tod vorbereiteten Pläne für die Nachfolge bei der Marke dürfte es in den kommenden Wochen geben. Italienischen Medienberichten zufolge soll dann Armanis Testament eröffnet werden.(FashionUnited / dpa)

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