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Arbeitsrechtsorganisationen prangern weiterhin Situation bei Levi’s türkischem Zulieferbetrieb an

Von Simone Preuss

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Business|Aktualisiert
Bild zur Illustration. Von FashionUnited mit KI erstelltes Bild.

Angesichts des Inkrafttretens von Rechtsvorschriften wie der EU-Richtlinie über die soziale Sorgfaltspflicht von Unternehmen (Corporate Social Due Diligence Directive, CSDDD) geraten globale Modeunternehmen zunehmend unter Druck, ihre eigenen Richtlinien zur Unterstützung der Rechte ihrer Arbeitnehmer:innen auf Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen anzupassen, auch in der Lieferkette.

Der US-amerikanische Denimspezialist Levi Strauss & Co. geriet im Juni ins Kreuzfeuer, nachdem einer Untersuchung des Worker Rights Consortiums (WRC) zufolge der türkische Zulieferbetrieb Özak Tekstil 400 Arbeiter:innen Ende 2023 fristlos entlassen hatte, nachdem sie gegen Arbeitsrechtsverstöße sowie für ihr Recht, einer unabhängigen Gewerkschaft beizutreten, demonstrierten.

Ein Levi Strauss & Co.-Sprecher hatte zu dem Zeitpunkt gegenüber Just-Style betont, dass das Unternehmen sich „seit langem für sichere und produktive Arbeitsplätze für Arbeitnehmer:innen“ einsetze und alle Anschuldigungen, die auf eine Einschränkung der Vereinigungsfreiheit abzielten, sehr ernstnehme. „Dennoch enthält der Bericht des Workers Rights Consortium über die Özak-Situation mehrere falsche Darstellungen und lässt eine Reihe von relevanten Details aus“, hieß es weiter.

Levi’s versprach Unterstützung

Levi Strauss & Co. hätte während der Unruhen „in häufigem Kontakt“ mit der Fabrikleitung gestanden, um die Unterstützung des Unternehmens „für die rechtmäßige Äußerung der Arbeitnehmer:innen und ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit nachdrücklich zum Ausdruck zu bringen“.

„Nachdem wir mehrere Monate lang nach Lösungen gesucht haben und sicherstellen wollten, dass keine weiteren Arbeitsplätze verloren gehen, haben wir beschlossen, die Zusammenarbeit mit Özak auf einer bedingten Basis fortzusetzen, die von der Erfüllung eines detaillierten Sanierungsplans durch die Unternehmensleitung abhängt, der sich mit der Vereinigungsfreiheit, den Arbeitszeiten sowie der Gesundheit und Sicherheit befasst“, erklärte der Sprecher laut Just-Style weiter.

Levi Strauss & Co. gab weiter an, seine Produktionsaufträge reduziert zu haben, „um sie mit der Kapazität der Fabrik in Einklang zu bringen“, und führe regelmäßige Fabrikbesuche durch, um die Einhaltung des Sanierungsplans sicherzustellen. „Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass die Fabrikleitung die Rechte und Leistungen für die Arbeiter:innen gemäß den lokalen Arbeitsgesetzen und unserem Verhaltenskodex für Lieferbetriebe einhält“, schloss der Sprecher.

WRC bemängelt Verstösse gegen Arbeitsrecht

Laut Worker Rights Consortium machte Levi Strauss & Co. daraufhin „eine Kehrtwende, ließ seine Forderung nach Wiedereinstellung fallen, ließ die entlassenen Arbeiter im Stich, ignorierte seine eigenen Arbeitsnormen und belohnte die Fabrik mit weiteren Aufträgen. Infolgedessen wurden die vom WRC dokumentierten Verstöße nicht behoben“, so ein Bericht der Organisation.

Dieser wurde von der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) aufgegriffen. Zusammen mit türkischen Gewerkschaft Birtek-Sen (der die Streikenden beitreten wollten) und dem Worker Rights Consortium informierte die Organisation Levi Strauss & Co. über die Verstöße gegen die Regeln der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), gegen das türkische Arbeitsgesetz sowie gegen Levi's eigenen Verhaltenskodex.

„Der Textil-Gigant Levi's muss sofort die Menschenrechtsverletzungen bei seinem türkischen Lieferanten abstellen“, ist die Forderung. Zudem sollen alle Ende 2023 im Werk in Sanliurfa entlassenen Beschäftigten ohne Vorbedingungen wieder eingestellt und ihnen der durch die widerrechtliche Entlassung entgangene Lohn nachgezahlt werden.

„Birtek-Sen kämpft dafür, dass Vorarbeiter insbesondere junge Frauen nicht mehr willkürlich einschüchtern und belästigen, den Beschäftigten keine illegalen Überstunden aufbrummen oder sie unter Druck setzen, die Gewerkschaft zu verlassen“, erklärt Bettina Musiolek von der Kampagne für Saubere Kleidung.

„Wir haben unser verfassungsmäßiges Recht wahrgenommen, einer Gewerkschaft unserer Wahl beizutreten, um bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Deshalb wurden wir Birtek-Sen-Mitglieder. 400 Beschäftigte wurden entlassen, weil sie dieses Recht in Anspruch nahmen. Wir produzieren für Levi's. Obwohl wir der Jeansmarke vom ersten Moment an das Problem anzeigten, hat Levi's nichts unternommen. Wir laden alle Verbraucher:innen, die Levi's-Bekleidung tragen, ein, uns zu unterstützen und von der Modemarke die Einhaltung unserer Rechte zu fordern“, ergänzt Funda Bakis, eine der Aktivistinnen unter den Arbeitenden.

„Levi Strauss hat es nicht nur total versäumt, Menschenrechtsverstöße ernsthaft zu bekämpfen, sondern darüber hinaus seine eigenen Befunde und Erkenntnisse dazu ignoriert. Da Levi Strauss als Auftraggeber 100 Prozent des Produktionsvolumens der Fabrik in Anspruch nimmt, hat die Marke alle Einflussmöglichkeiten, um die Fabrikleitung dazu zu bewegen, die Vereinigungsfreiheit zu garantieren. Die Vereinigungsfreiheit ist eine ILO-Kernarbeitsnorm und damit ein Grundrecht. Seiner Verantwortung für dessen Umsetzung ist Levi Strauss nicht gerecht geworden“, fasst Christie Miedema vom Internationalen Büro der CCC zusammen.

FashionUnited hat in der Zwischenzeit eine Antwort von Levi Strauss & Co. bekommen: „Es gibt keine Aktualisierung unserer Erklärung, da wir weiterhin mit der Fabrikleitung an einem detaillierten Sanierungsplan arbeiten, der die Vereinigungsfreiheit, die Arbeitszeiten und die Gesundheit und Sicherheit betrifft“, so eine Sprecherin.

Dieser Beitrag wurde am 2. September 2024 um 9 Uhr mit einer Stellungnahme von Levi Strauss & Co. aktualisiert.

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