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170 Jahre Tradition und Transparenz: Elmer & Zweifel trotzt Insolvenzwelle

Von Simone Preuss

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Beständig, kein Zweifel: Elmer & Zweifel im württembergischen Bempflngen. Bild: Elmer & Zweifel

Das Traditionsunternehmen Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG wird in diesem Jahr 170 Jahre alt. In Zeiten von steigenden Insolvenzen und herausfordernden Marktbedingungen stellt sich die Frage, wie es das Familienunternehmen schaffte, sich so lange zu behaupten?

„Wer 170 Jahre besteht, denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Nachhaltigkeit wurde bei uns nicht erfunden, als ich ins Unternehmen kam – sie war immer da. Wir führen fort, was unsere Vorfahren begonnen haben: Verantwortung zu übernehmen für Qualität, Menschen und Natur“, kommentiert Roland Stelzer, Geschäftsführer in sechster Generation, der Anfang der ‘90er Jahre zum Unternehmen stieß.

Spezialisierung

Drei Säulen lassen sich für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich machen: Eigenständigkeit, Spezialisierung und einen klaren Fokus auf Biobaumwolle. Letzterer wurde von Stelzer angestossen, leitete er doch einen grundlegenden Wandel ein, als sich der Markt im Umbruch befand.

Das Unternehmen organisierte seine Produktion neu und begann 1995 mit der Verarbeitung von Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau. 2003 folgte die Gründung der Marke Cotonea, die Bio-Textilien in den Mittelpunkt stellt. Seitdem konzentriert sich Elmer & Zweifel auf Biobaumwolle für hochwertige Stoffe, Heimtextilien und eine kleine Bekleidungskollektion für Kinder und Erwachsene.

Eigenständigkeit und Produktion vor Ort

Ein unschätzbarer Vorteil ist auch, dass Cotonea alle Schritte der textilen Lieferkette genau kennt und steuern kann — wie es bei nur wenigen Anbietenden weltweit der Fall ist: Vom Biobaumwollanbau über Spinnerei, Weberei und Strickerei bis zur Veredlung und Konfektionierung. Krisenzeiten wie die Corona-Pandemie oder Lieferengpässe lassen sich daher durch gegenseitiges Vertrauen und gute Kommunikation ohne größere Probleme meistern.

Das Unternehmen entwickelte Anbauprojekte für Biobaumwolle in Kirgistan (seit 2004) und Uganda (seit 2009) mit und begleitet sie seither. Durch verbindliche Standards, klare Vorgaben, regelmäßige Qualitätskontrollen und eine enge, langfristige Zusammenarbeit steuert die Marke die Produktionsprozesse in den Partnerbetrieben. 2013 eröffnete das Unternehmen neben der eigenen Weberei auch eine eigene Näherei.

In der Cotonea-Weberei bei Nachod in Tschechien können leichte Kattune, kräftige Cretonnes, edle Satins, feinfädige Popelins und sogar schwere Flanell- und Moltongewebe gewebt werden. Bild: Cotonea

Die Produktion in Asien war kein Thema: „In Asien setzt man mehr auf niedrige Preise in der Herstellung. Wir wussten, wir wollten auf Qualität setzen, von daher ergab sich die Herstellung in Asien nicht. Ich habe mir dort zwar viele Firmen angeschaut, aber die hohe Qualität gab es dort nicht“, sagte Stelzer in einem früheren Interview mit FashionUnited.

„Durch die Produktion in Deutschland und Europa bekommen unsere Gewebe einfach Eigenschaften, die besser sind als die von der Konkurrenz“, fügt er hinzu.

Transparenz

Das Unternehmen begann 1855 als Weberei im schwäbischen Bempflingen; heute beschäftigt es 70 Mitarbeitende und setzt international Maßstäbe. So entwickelte es bereits 2020 zusammen mit IBM und dem Anbieter von nachhaltiger Arbeitskleidung, Kaya&Kato, die Blockchain-basierte Plattform Textile Trust für Sicherheit und Transparenz in der textilen Lieferkette.

Zum Weltbaumwolltag 2024 berichtete Cotonea über seine umfassende CO₂- und Energieanalyse von 460 Stoffen – von der Baumwollpflanze bis zum fertigen Gewebe – und konnte Bilanz-Unterschiede bis hin zu den Farben der Stoffe nachweisen.

Zudem erfüllt die Marke höchste ökologische und soziale Standards und produziert nach dem strengsten Standard IVN Best sowie GOTS und ist Fair for Life zertifiziert, wodurch faire Bedingungen vom Bio-Anbau bis in jede Fertigungsstufe garantiert sind.

„Dass wir heute international Maßstäbe setzen, verdanken wir der konsequenten Arbeit vieler Menschen entlang unserer Lieferkette – und dem Vertrauen, das uns über Generationen begleitet hat“, betont Stelzer.

Bestehende oder geplante EU-Regulierungen bereiten dem Unternehmen daher kein Kopfzerbrechen: “Während das Gros der Unternehmen sich mit der geplanten EU-Gesetzgebung zur verantwortlichen Lieferkette schwer tut, haben wir eine transparente, sozial und ökologisch anspruchsvolle Lieferkette aufgebaut. Diese Verantwortung tragen wir auch in Zukunft“, so Stelzer.

Roland Stelzer, Geschäftsführer von Cotonea und Elmer & Zweifel. Bild: Cotonea
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