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10Days: saisonunabhängige Kleidung, Nachhaltigkeitszertifikate und eine neue Second-Hand-Plattform

Von Sylvana Lijbaart

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Business|Interview
Kleiderständer mit 10Days-Artikeln. Bild: 10Days

10Days setzt seinen nachhaltigen Weg konsequent fort. Die niederländische Marke setzt auf zeitlose, bequeme Kleidung statt auf Trends und Saisonen. Nachhaltigkeit ist das Herzstück des Unternehmens, das über mehrere Nachhaltigkeitszertifizierungen verfügt. Um seinen Beitrag für eine grünere Zukunft zu leisten, startete 10Days die Online-Secondhand-Plattform “Pre-Loved”. FashionUnited trank virtuell eine Tasse Kaffee mit CEO Marie-José Vermin und befragte sie zu den Entwicklungen im Unternehmen.

Könnten Sie FashionUnited ein kurzes Update geben?

10Days geht es gut. Wir sind seit der Gründung des Unternehmens stetig gewachsen, aber seit 2020 sind wir auf dem Vormarsch und konnten unseren Umsatz verdoppeln. Dies ist zum Teil auf die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher:innen zurückzuführen, die während der Pandemie angefangen haben, von zu Hause aus zu arbeiten. Außerdem stellen wir fest, dass sie nicht nur unsere Kleidung, sondern auch unsere Markenwerte mehr zu schätzen wissen. Wir sehen eine klare Verschiebung bei Kund:innen, die Qualität über Quantität stellen.

Unsere größten Absatzmärkte sind Deutschland und die Niederlande. Darauf liegt im Moment auch der Schwerpunkt. In Deutschland zum Beispiel arbeiten wir jetzt mit eigenen Verkaufsteams anstelle von Agent:innen. Das läuft sehr gut.

In den letzten Jahren hat es auch einen Professionalisierungsschub gegeben. Wenn man größer wird, muss man auch Systeme ersetzen, und die Mitarbeiter:innen erhalten Positionen mit mehr Verantwortung. Wir haben unter anderem auf ein anderes ERP-System umgestellt und unsere Logistik ausgelagert. Früher haben wir das selbst gemacht, aber wenn man wächst, muss man sich entscheiden: investieren oder auslagern. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Wir haben auch unsere Markenidentität in die Hand genommen und spiegeln jetzt besser wider, was zu uns passt. Kurzum, wir waren in den letzten Jahren nicht untätig!

10Days verfolgt eine auf den Großhandel ausgerichtete Strategie. Ist das immer noch der Fall?

Ja. Wir sind besonders aktiv im Großhandel und machen einen großen Teil unseres Geschäfts online. Dabei haben wir die Segmentierung des Marktes unter die Lupe genommen. Sind wir in den richtigen Geschäften und bei den richtigen Marken? Das war ein wichtiger Punkt. Deutschland und die Niederlande sind, wie bereits erwähnt, unsere größten Märkte. Wir sind auch in Österreich, der Schweiz, Belgien, Polen und Spanien tätig. Vor kurzem haben wir mit einem neuen Vertreter die französische Grenze überschritten.

Wir haben zudem zwei Concept Stores, einen in der Cornelis Schuytstraat in Amsterdam und einen in der Westfield Mall of the Netherlands in Leidschendam. Ein weiteres Geschäft wird im August hinzukommen, wenn wir einen Laden in Maastricht eröffnen. Wir haben auch eine Filiale im Shopping Outlet Batavia Stad im niederländischen Lelystad.

Wir sehen diese Läden als eine Gelegenheit für die Verbraucher:innen, die gesamte Welt von 10Days zu erleben. Unser Großhandel ist eine Erweiterung davon und bietet geografisch viel mehr Möglichkeiten für sie. Ich schließe nicht aus, dass wir nach Maastricht einen weiteren Laden in den Niederlanden eröffnen, aber danach werden wir wahrscheinlich nach Belgien oder Deutschland gehen. Wir haben keine Strategie, um unseren eigenen Einzelhandel in den Niederlanden weiter auszubauen.

Wie geht es 10Days finanziell?

10Days geht es gut, das Unternehmen ist vollständig in eigener Hand und finanziell gesund.

Marie-José Vermin, CEO der Modemarke 10Days. Bild: 10Days

Kommen wir zum Thema Nachhaltigkeit. Was für Entwicklungen gibt es bei 10Days in diesem Bereich?

10Days verfügt inzwischen über mehrere Zertifizierungen, darunter GOTS (Global Organic Textile Standard), GRS (Global Recycled Standard) und RAF (Responsible Animal Fibers). Wir arbeiten jetzt auch an der B-Corp-Zertifizierung.

Etwa 95 Prozent unserer Kollektion wird in Europa hergestellt. Die meisten unserer Kollektionen kommen aus Portugal, aber wir produzieren auch in Litauen, Rumänien und Serbien. Bei einigen Produkten ist es etwas schwieriger, sie in Portugal zu beschaffen, zum Beispiel bei Accessoires. Diese produzieren wir derzeit außerhalb Europas. Alle Lieferbetriebe werden bewusst ausgewählt und einer Sorgfaltsprüfung unterzogen.

Wir tun viel für die Nachhaltigkeit, einschließlich Zertifizierungen. Es gibt die Nachhaltigkeitsinitiative 10Days For Good, zu der auch “Preloved” gehört. Eine andere Initiative, 10Days For Good Upcycled, ist eine Zusammenarbeit mit zwei Ateliers in den Niederlanden, in denen Frauen arbeiten, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Dort werden Artikel, die nicht mehr verkauft werden können, zu anderen Artikeln verarbeitet. Es handelt sich um kostspielige Initiativen, die derzeit nicht rentabel sind, aber viel guten Willen erzeugen. Aufgrund der hohen Kosten ist es sehr schwierig, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das ausschließlich auf solchen Initiativen basiert. Daher führt 10Days diese Art von Initiativen neben seinem bestehenden Geschäft durch.

Als Unternehmen muss man eine gesunde Mischung aus Aktivitäten haben, die Geld einbringen, um die Kosten zu decken, und Aktivitäten, die weniger einbringen, wie einige Projekte, die zur Nachhaltigkeit beitragen.

Angesichts wachsender Fast-Fashion-Konzerne aber auch einer zunehmenden Zahl von Nachhaltigkeitsinitiativen: Wie sehen Sie die Modebranche heute?

Ich denke, es gibt gute Entwicklungen. Die Modebranche ist in den Fokus gerückt. Die Menschen wissen, dass sich die Dinge ändern und verbessern müssen, dass aber noch ein langer Weg vor ihnen liegt. Ich glaube, dass es auf lange Sicht Verbesserungen geben wird. Wir müssen auch erkennen, dass nicht alle teure Kleidungsstücke kaufen können. Nachhaltigere Kleidungsstücke hatten früher einen höheren Preis. Mit dem Aufkommen von Second-Hand-Plattformen ist ein großer Wandel zu beobachten. Verbraucher:innen kaufen bewusster, weniger oft neu und mehr aus zweiter Hand.

10Days launcht 10Days For Good Pre-Loved. Bild: 10Days

Apropos Second-Hand-Plattformen: 10Days hat seinen eigenen Marktplatz “Preloved” gestartet. Was hat es damit auf sich?

Es handelt sich um eine Online-Plattform, auf der Verbraucher:innen die Möglichkeit haben, getragene Artikel weiterzuverkaufen. Das Ziel ist es, die Lebensdauer unserer Kleidungsstücke zu verlängern. Die 10Days For Good Pre-Loved-Initiative, bei der Verbraucher:innen getragene 10Days-Artikel zum Wiederverkauf gegen einen 10Days-Gutschein eintauschen können, wurde bereits letztes Jahr in unseren eigenen Geschäften gestartet. Wir möchten nun eine größere Gruppe von Verbraucher:innen erreichen, und das gelingt uns mit dieser Online-Initiative.

Der Kaufs- und Verkaufsprozess von 10Days Pre-Loved funktioniert ganz einfach: Verbraucher:innen wählen online aus, welche Artikel sie einschicken möchten. Dann zeigt das System ein Angebot an und nach Annahme erhalten die Verkäufer:innen ein kostenloses Versandetikett. Nachdem die Artikel von einem Team von Expert:innen geprüft und verifiziert wurden, wird die vereinbarte Entschädigung direkt in Form von Gutscheinen ausgezahlt. Diese Gutscheine können im offiziellen 10Days-Webshop eingelöst werden.

Sollte ein Kleidungsstück nicht die Anforderungen erfüllen, kontaktiert Reverse.Supply den oder die Absender:in und fragt, was mit dem Artikel geschehen soll. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Rücksendung auf Kosten der Verbraucher:innen oder Übergabe des Artikels an die Recyclingpartner von Reverse.Supply. Wir unternehmen drei Versuche, Verbraucher:innen zu kontaktieren. Sollte kein Kontakt zustande kommen, wird der Artikel automatisch recycelt.

Immer mehr Modemarken eröffnen ihre eigene Second-Hand-Plattform. Wie sehen Sie diesen Trend?

Ich denke, das ist ein Zeichen, dass wir alle erkennen, dass unsere Kleiderschränke zu voll sind mit Dingen, die wir nicht mehr tragen, und dass es nicht immer notwendig ist, etwas Neues zu kaufen. Meiner Meinung nach ist es eine gute Bewegung, da sie das Bewusstsein der Verbraucher:innen dafür schärft, dass wir nicht alles wegwerfen sollten. Es ist eine der Initiativen, die eine Modemarke ergreifen kann, um die Umweltverschmutzung in der Modebranche ein wenig zu verringern.

Es gibt auch eine Kehrseite von Second-Hand-Plattformen. So werden zum Beispiel viele Fast-Fashion-Artikel angeboten, die nicht oder nur wenige Male getragen worden sind.

Ich denke, dass jede Initiative eine Kehrseite hat. Gerade weil es so viele verschiedene Initiativen gibt, erhalten wir einen besseren Einblick in die gesamte Lieferkette. Es gibt immer Raum für Verbesserungen, aber aus diesem Grund nichts zu tun, ist meiner Meinung nach keine Option. Alles ist besser als gar nichts.

Zum Schluss: Was ist Ihr großer 10Days-Traum?

Wir wollen die “Wohlfühl-Komfort-Marke” in Europa werden. Das wollen wir erreichen, indem wir den Fokus beibehalten und Europa Land für Land erobern. Im Moment liegt unser Schwerpunkt auf Deutschland und den Niederlanden, aber wir gehen Schritt für Schritt auch in andere Länder. Vielleicht eröffnen wir in Zukunft auch einige Läden in Belgien und Deutschland; wir prüfen derzeit diese Möglichkeiten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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