Maßgeschneiderte Kleidung lockt indische Luxuskunden

Das Anbieten maßgeschneiderter Kleidungsstücke ist eine neue Methode, Kunden anzulocken, und Marken in Indien scheuen derzeit keine Mühen, um so ihre Kunden anzuziehen. Generationen indischer Männer haben sich ihre Kleidung

vom Schneider in der Nachbarschaft maßschneidern lassen bevor sie langsam zur Konfektionskleidung bekannter Marken überwechselten. Jetzt schließt sich der Kreis wieder, da diegleichen Marken jetzt Sonderanfertigungen und Maßgeschneidertes anbieten.

“Der [indische] Luxusmarkt ist bereit, sich in den nächsten drei Jahren zu verdreifachen, ebenso wie die Anzahl der Millionäre in den nächsten fünf Jahren. Es wird erwartet, dass die Ausgaben im ganzen Land und außerhalb der Metropolen ansteigen, besonders das Markenbewusstsein von Jugendlichen sowie die Kaufkraft der Oberschicht in den zweit- und drittrangigen Städten Indiens, in denen Luxusautos, Luxusmotorräder und exotische Reisen und Hochzeitsziele nicht unbekannt sind,” hatte Generalsekretär D. S. Rawat der indischen Industrie- und Handelskammer noch vor nicht allzu langer Zeit vorhergesagt.

Maßgeschneidert zum Erfolg

Obwohl die Maßschneiderei sich nicht sehr von der Schneiderei unterscheidet, liegt der klare Vorteil maßgeschneiderter Kleidungsstücke in der individuellen Anpassung und der Anprobe des Endprodukts, die Schneidereien vor Ort nicht bieten können. Zudem sind letztere oft nicht auf dem neuesten Stand, was aktuelle Schnitte und Muster angeht; Marken, die Maßgeschneidertes anbieten, kennen internationele Trends jedoch sehr gut.

Herrenanzüge sind eine Kategorie, in der die Maßschneiderei in Indien sowohl weltweit einen Aufschwung erlebt. Von heimischen bis zu internationelen Marken und Designern haben alle angefangen, Anzüge nach exakten Kundenmaßen und Vorlieben anzufertigen. Die ‘Chairman’s Collection’ des indischen Bekleidungskonzerns Raymond zum Beispiel, die in ausgewählten Made-To-Measure-Geschäften des Unternehmens angeboten wird, benutzt nur die feinsten Stoffe aus den besten Garnen und bietet eine Reihe von maßgeschneiderten Möglichkeiten an, die Qualität und Exklusivität garantieren.

Das internationale italienische Luxuslabel Kiton schult seine Schneider sogar erst zwei Jahre intern, bevor sie als Lehrlinge für die Luxusmarke arbeiten dürfen. Das Unternehmen wählt seltene und kostbare Stoffe aus dem feinsten Garn selbstgezüchteter Schafe aus, fertigt im nächsten Schritt Pappvorlagen aller Teile eines Anzugs an und schneidet dann erst den Stoff per Hand zu. Der Träger kann diesen Aufwand spüren, denn er profitiert von einem Schnitt, der genau richtig ist und größere Bewegungsfreiheit besonders in den Schulten und am Kragen erlaubt.

Alle setzen auf Indiens Luxussektor

Laut einer Studie der indischen Industrie- und Handelskammer soll der indische Luxusmarkt bis 2015 ein Volumen von 14,7 Milliarden US-Dollar erreichen. Die Anzahl der Haushalte mit extrem hohem Eigenkapital (Minimum rund 4 Millionen US-Dollar) soll sich in den nächsten fünf Jahren auf 286.000 verdreifachen beziehungsweise sich ihr Nettovermögen auf 4.044 Milliarden US-Dollar verfünffachen. Die Haushalte mit hohem Eigenkapital sollen sich im gleichen Zeitraum auf 400.000 verdoppeln und einen Gesamtwert von 2.645 Milliarden US-Dollar erreichen.

Zusammen mit diesen Prognosen und der steigenden Preisparität von Luxusprodukten in Weltstädten wie Singapur oder Hongkong zeigen diese maßgefertigten Produktangebote an, dass sich der Luxusmarkt in Indien schnell entwickelt. Es ist jedoch nicht mehr so einfach, Kunden mit Luxusprodukten allein anzulocken, da sie von ausländischen Luxusmarken und ihrem Stil nicht mehr beeindruckt sind, sondern ein persönlicheres Erlebnis suchen und bereit sind, mehr Geld für das Produkt auszugeben, das sie suchen. Marken in Indien und weltweit sind derzeit nur allzu bereit, diesen Wünschen nachzukommen und kundenspezifische Leistungen in exklusiven Geschäften anzubieten.

Fotos: Anzüge und Accessoires von Kiton