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Innovationen auf der Textprocess

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

"No pictures. No video“ steht in Druckbuchstaben auf einem DIN A4-Blatt, das an einer Maschine am Stand von R.A.M. Rodella Technologies hängt. Der italienische Hersteller präsentierte auf der Fachmesse Texprocess in Frankfurt eine neue Maschine,

mit der Hosentaschen gleichzeitig mit zwei Farben Faden an Jeans befestigt werden können. Die Entwicklung dieser Maschine und der dazugehörigen Software dauerte drei Jahre, berichtet Vertreter David Rodriguez. Mit dem DIN A4-Blatt hofft das Unternehmen die Konkurrenz abzuhalten, aber Rodriguez macht sich keine Illusionen, „natürlich wird auch diese Maschine auf die Dauer kopiert. In vier oder fünf Jahren wird es mehrere Versionen davon auf dem Markt geben.“

Texprocess ist eine neue europäische Fachmesse für die Verarbeitung von Textilien und wird vom Unternehmen Messe Frankfurt organisiert. Die neue Messe feierte vom 24. bis zum 27. Mai 2011 Premiere und fand parallel zur Techtextil für technische Textilien und Vliesstoffe statt. Texprocess wird vom VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) gesponsert. Die Ausstellerliste der Premiere umfasste 318 Namen und Unternehmen aus aller Welt: von Logistikexperten wie Meyer & Meyer sowie Motex, über Stickmaschinen von Brother, Melco und Mitsubishi bis hin zu Softwareentwicklern für Design und Produktentwicklung wie Lectra und Insys.

Die neue Maschine von R.A.M. war nur eine der zahlreichen technischen Neuheiten auf der Messe. Die deutsche Amann Group ergatterte den Texprocess Innovation Award mit Dyneema, einem neuen Faden, der 15 Mal stärker als Stahl ist und zudem auf der Wasseroberfläche treibt. Er eignet sich nicht für die Produktion von Kleidung, aber zum Beispiel von Segeltuch, Drachen und kugelsicheren Westen. Für die Bekleidungsindustrie und vor allen für den Web-Einzelhandel eignet sich allerdings der „True-to-Life Fitting Room“ von Styku (Tukatech), der Anfang 2012 auf den Markt kommt. Der amerikanische Softwareproduzent hat eine Anwendung entwickelt, mit der Konsumenten Kleidung, die sie online bestellen wollen, erst an ihrem eigenen Avatar anprobieren können. „Dadurch kann die Anzahl der Retouren – ein hoher Kostenposten von Webshops – drastisch reduziert werden“, berichtet der Vertreter. Konsumenten müssen für den Anprobier-Avatar in Zukunft nicht erst allerlei Maße eingeben. Mit der Kamera der XBox Kinect können die Maße auch automatisch aufgenommen werden. „Und diese Kamera ist mittlerweile bereits in ungefähr 30 Millionen Haushalten vorhanden.“

Auf der Messe gab es auch eine Sourcing-Abteilung mit dem passenden Namen „Source it!“. Hier präsentierten sich 60 Aussteller aus Ländern wie Polen, Portugal, Tunesien und der Türkei. Walter Wilhelm von Walter Wilhelm Associates referierte beim Forum „Source it!“ über die Produktion in Zentral- und Südamerika. Die Produktion in Ländern wie Honduras, Guatemala und Haiti gewinnt immer mehr an Beliebtheit, was auf Kosten Asiens geht. Wilhelm: „Asien ist noch immer am günstigsten. Zentralamerika stärkt jedoch seine Position, da die Produzenten dort flexibel sind, auch kleinere Mengen produzieren, schnell reagieren und kürzere Lieferzeiten bieten.“

Nicht alle Aussteller waren mit ihren neusten Produkten auf der Messe vertreten. Am Stand von Kaiser Textilmaschinen fotografiert ein chinesisch aussehender Mann die Stickmaschine mit seinem Mobiltelefon. Laut Petra Kempf, Manager Verkauf & PR, ist dies kein Problem. „Die Maschinen hier sind bereits so lange auf dem Markt. Verschiedene Hersteller bieten ganz ähnliche an. Aber in unserer Hauptniederlassung in Kaiserlautern werden neue Geräte entwickelt. Dort darf niemand fotografieren, dort darf noch nicht mal ich rein! Wenn die Innovationen in einem oder anderthalb Jahren präsentiert werden, darf sie jeder sehen. Vor Kopien haben wir keine Angst. Der Prototyp ist dann von uns.”

Die nächste Texprocess findet vom 11. bis 14. Juni 2013 statt.
Texprocess