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H&M rechtfertigt niedrige Löhne in Kambodscha

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Dem schwedischen Bekleidungskonzern Hennes & Mauritz wird vorgeworfen, seinen Arbeitern in Kambodscha weniger als den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen. Das Unternehmen wehrt sich gegen diese Vorwürfe.



Der
schwedische Fernsehsender TV4 hatte in seiner Dokumentation "Kalla Fakta" (sinngemäß: nackte Tatsachen) behauptet, dass ein H&M-Zulieferer in Kambodscha seinen Arbeiterinnen und Arbeitern nur rund 3 Kronen (0,35 Euro) pro Stunde beziehungsweise rund 58 Euro im Monat bezahlt - bei einer 70-Stunden-Woche. Die Dokumentation erweckte den Eindruck, dass H&M die Forderungen der Arbeiter nach einem besseren Lohn nicht unterstütze.

"Das ist vollkommen falsch," äußerte sich H&M-Chef Karl-Johan Persson. „Wir bringen den Arbeitern bei, wie sie ihre Löhne mit den Arbeitgebern aushandeln können“, sagte er. „Wir wollen, dass alle Arbeiter besser bezahlt werden.“

Laut Medienberichten war TV4 von Hennes & Mauritz nach Kambodscha eingeladen worden, über die Arbeitsbedingungen vor Ort zu berichten. Dabei wurde auch ein Streik von Arbeitern der Textilbranche gefilmt, bei dem es um höhere Löhne ging. Außerdem wurde die Arbeiterin Deuar Sophon als Beispiel der Arbeiterschicksale herausgegriffen.

Die Mutter von drei Kindern arbeitet 70 Stunden pro Woche für die Textilfirma in Kambodscha, die außer für H&M auch Kleidung für andere Unternehmen herstellt. Mit den rund 500 Kronen (58 Euro) Gehalt im Monat kommt sie nicht aus, es reicht noch nicht einmal für Nahrungsmittel. "Die ständige Sorge macht mich ganz krank, ich weiß nicht, woher ich das Geld nehmen soll," sagte Sophon.

Tatsächlich leihen sich viele Arbeiter Geld für Lebensmittel, oft mit erheblichen Zinsen, und geraten so in eine Schuldenkrise. Im letzten Jahr wurden sogar 250 Arbeiter aus Überarbeitung und Nahrungsmangel in der Fabrik, in der Sophon arbeitet, ohnmächtig.

Persson räumte ein, dass die Situation "besser sein könnte". "Aber es ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes auf dem internationalen Markt und das beste für sie ist, wenn wir auch weiterhin von diesem Land kaufen," sagte Persson. "Es führt zu einer größeren Beschäftigung. Die Alternative ist extreme Armut. Die Löhne in Asien sind niedrig, aber so wird die Wirtschaft wachsen und Millionen von Arbeitern beschäftigen.

Er verwies auch auf Bangladesch, ein Land, dass in H&Ms Kampagne für bessere Löhne im Moment Priorität habe, da die Bedingungen dort schlechter seien als in Kambodscha, wo es "Gewerkschaften und übergreifende Bestimmungen, die helfen" gebe.

"Es wäre schlimmer, wenn wir nicht da wären. Und wir wollen da sein und einen Unterschied machen, der in die richtige Richtung geht. Man kann es nicht über Nacht ändern. Viele kaufen von diesen Märkten und diesen Zulieferern," sagte Persson weiter und betonte, dass H&M "mehr tue als andere".

Aktivisten weisen jedoch darauf hin, dass H&M zwar Gespräche mit hochrangigen Abgeordneten wie dem Vizepräsidenten von Kambodscha gehabt habe, dies aber nicht genug sei, um konkret den Mindestlohn anzuheben. "Niedrige Löhne kommen mit einem hohen Preis. Im letzten Jahr fielen 2400 Arbeiter in Fabriken in Kambodscha in Ohnmacht als direkte Folge von Unterernährung, die auf zu geringe Löhne zurückzuführen ist," sagte Jeroen Merk von der internationalen Clean Clothes Campaign.

Mehr als 300.000 Arbeiter, davon ein Großteil Frauen, sind in Kambodscha in der Textil- und Bekleidungsindustrie beschäftigt. Rund 300 Fabriken produzieren Kleidung, die für den Export bestimmt ist.

Foto: Elizabeth Hudy/The Relevant Authorities
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