Greenpeace stellt sich neu auf
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Greenpeace wandle sich von einer derzeit zentral aus Amsterdam gesteuerten Organisation zu einem Netzwerk einzelner Länderbüros. Früher seien globale Kampagnen von Greenpeace International entwickelt und gesteuert worden. Künftig soll dies immer häufiger regional und zwischen den Länderbüros stattfinden.
Organisation nach Millionenverlusten in der Kritik
Die Fördermitglieder sind allerdings im Moment nicht gut auf die Organisation zu sprechen, die mit riskanten Finanztransaktionen Millionen an Mitgliedsbeiträgen verzockt haben soll. Zwar hatte Greenpeace unlängst nach dem Bekanntwerden der Fakten mitgeteilt, dass es sich dabei um einen Fehler in der Berechnung des Wechselkurses und nicht um Börsenspekulationen gehandelt habe und die zuständigen Mitarbeiter direkt entlassen worden seien, ein fader Nachgeschmack bleibt jedoch trotzdem. Vor allem die Tatsache, dass die riskanten Geldgeschäfte von der Verbandsspitze unbemerkt bleiben konnten, wirft weitere Fragen auf. Ob eine noch dezentralere Organisationsstruktur dazu beitragen kann, einzelne Mitarbeiter besser unter Kontrolle zu haben, erscheint eher unwahrscheinlich. Greenpecae behauptet, der Verlust bei Greenpeace International durch Währungsabsicherungen habe nichts mit den derzeitigen Umstrukturierungen zu tun. Allerdings waren zunächst nicht alle Nationalverbände bereit, die Neuerungen mitzutragen, darunter auch der deutsche. "Wir sind im ersten Jahr eines zwei- bis dreijährigen Transformationsprozesses. Es ist normal, dass es dabei Skepsis und Schwierigkeiten gab und teilweise noch immer gibt. Eine globale Organisation neu zu organisieren, die mit mehr als 2.000 Menschen in über 40 Ländern arbeitet, ist eine Herausforderung. Umso mehr, wenn diese Organisation wie Greenpeace von ihrer kulturellen Vielfalt und zivilem Ungehorsam lebt“, so Behrens weiter.
Als Vorbild für das neue Organisationsmodell internationale „Detox!"-Kampagne gelten. Unter Leitung eines Kampagnenteams in Deutschland haben Greenpeace-Büros weltweit den Druck auf große Marken wie Adidas erhöht, ihre Kleidung ohne giftige Chemikalien produzieren zu lassen, und das mit Erfolg: Erst im Juni hatte Adidas zugestimmt, die Produktion umzustellen. Im Vorfeld hatten Greenpeace-Büros in Asien die Verursacher der Umweltzerstörung recherchiert, Labore in Europa testeten die Ergebnisse, Dutzende von Büros und Hunderte von ehrenamtlichen Greenpeace-Gruppen organisierten weltweite Proteste. Erfolge dieser Art sollen die Skeptiker in den eigenen Reihen von der Richtigkeit der Restrukturierung überzeugen. Sollte diese allerdings mit neuen Pannen verbunden sein, wird sich vor allem die Geduld der Mitglieder wohl kaum ein weiteres Mal strapazieren lassen. Etliche von ihnen haben bereits jetzt genug von Greenpeace und haben ihre Mitgliedschaft bereits gekündigt.
Foto: Greenpeace