Einzelhandel: sind Online-Shops notwendig?
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‘Einzelhändler sollten sich von dem Gedanken trennen, dass ein Webshop eine Notwendigkeit ist’
Dirk Mulder, Bereichsleiter für Nahrungsmittel und Einzelhandel des ING Wirtschaftsbüros sagte FashionUnited vor kurzem, dass er glaube, Einzelhändler müssten sich von ihren konventionellen Meinungen zur Leitung eines Unternehmens verabschieden, wie der Notwendigkeit, einen Online-Shop haben zu müssen zum Beispiel. "Verbraucher sind heutzutage sprunghaft und vielbeschäftigt. Einzelhändler sollten wirklich versuchen, auf diese schwer erfassbare Bewegung zu reagieren." Zum Beispiel, indem sie von traditionellen Geschäftszeiten abweichen, aber auch durch das Verabschieden der Idee, dass ein Web-Shop eine Notwendigkeit sei. "Natürlich ist das Internet heutzutage ein wichtiges Medium, aber die Plattformen der sozialen Medien sind auch ein innovativer Weg, Kunden in die Geschäfte zu lotsen."
Auch wenn der Trend zum Einkauf im Internet weiter zunimmt, zeigen eine Reihe von Umfragen eine starke Vorliebe zum Einkauf im stationären Handel. Zum Beispiel planen laut einer Studie von Accenture in diesem Jahr mehr Käufer als je zuvor, ihre Einkäufe in Ladengeschäften zu tätigen. In einer Befragung von 750 US-Verbrauchern gaben 21 Prozent an, ihre Einkäufe im stationären Handel erhöhen zu wollen; ein Anstieg von 9 Prozent im Vorjahr. Eine weitere Studie von Zendesk stellte fest, dass 75 Prozent aller Kunden immer noch lieber in einem Geschäft einkaufen als im Internet. Das Unternehmen führt Faktoren wie die Möglichkeit, Produkte in die Hand nehmen zu können, Kleidung anprobieren und sofortige Hilfe vom Verkaufspersonal bekommen zu können als einige der wichtigsten Gründe an, warum Kunden den stationären Handel bevorzugen.
Am anderen Ende des Modespektrums gibt es eine weitere Modemarke, die derzeit auf der ganzen Welt ohne die Hilfe eines Online-Shops floriert, nämlich den irischen Discounter Primark. Auch wenn es im letzten Jahr für kurze Zeit möglich war, ausgewählte Primark-Artikeln über den Online-Händler Asos zu bestellen, hat sich Primark bewusst entschieden, sein Online-Experiment mit dem Mode-Einzelhändler nach einer Probezeit von zwölf Wochen nicht zu verlängern.
‘Die beste Art, Profite zu machen, ist in den Einkaufsstraßen’
Laut Asos-Geschäftsführer Nick Roberts hatte Primarks Online-Versuch einen "phänomenalen Start". Allerdings wies Primarks Finanzdirektor John Bason schnell darauf hin, dass, obwohl der Versuch einige interessante Einblicke in den Onlinehandel zuließ, "die beste Art, profitables Wachstum zu erlangen, in den Einkaufsstrassen" sei. Kombiniert mit Primarks günstigen Preise würde es Asos' Modell der kostenlosen Lieferung und des kostenlosen Umtauschs innerhalb Großbritanniens jedem potentiellen Onlinestore schwer machen, gewinnbringend zu arbeiten, so Martin White, Leiter von Primarks Lieferkette. Heute bleibt Primark der festen Überzeugung, dass ein Online-Shop am unteren Preisspektrum des Mode-Einzelhandels nicht funktionieren würde, da die Kosten für Rücksendung, Versand, Vertrieb und Personal zu hoch seien, um einen Gewinn zu machen. Stattdessen ist der Modediscounter damit zufrieden, seine Online-Plattform dazu zu benutzen, um mit seinen Kunden in Verbindung zu bleiben und sie auf Läden in ihrer Nähe hinzuweisen.
Wie Jamie Gufruend , Strategiechef der Intelligence Group, kürzlich bei einer Diskussion für CAA hervorhob, "bevorzugen 70 Prozent der Verbraucher eine vollwertige Erfahrung gegenüber einem vollwertigen Produkt". Mit anderen Worten sind Verbraucher heutzutage nicht nur auf der Suche, Produkte zu kaufen, sie wollen auch Erfahrungen kaufen. Eine Studie der Cornell University hat gezeigt, dass Verbraucher Erfahrungen Produkten vorziehen, da sie Erfahrungen “besitzen” können, während materielle Güter nur " besessen " werden können und sich abnutzen und kaputt gehen. Auch wenn die Technologie jeden Tag Fortschritte macht, um Online-Unternehmen zu helfen, ihr Markenimage und ihre Kollektionen ihren Kunden besser mitzuteilen, so ist das Gefühl, in ein Geschäft zu kommen und alles zu erleben etwas, das erst noch online repliziert werden muss. Wenn es um ein vollständiges Markenerlebnis geht, müssen Online-Shops gegenüber den Ladenkonzepten des stationären Handels doch noch etwas aufholen.