Vielfalt, Feminismus und Nachhaltigkeit: Generation Z und aufstrebende Mode auf der 080 Barcelona Fashion

Der Recinte Modernista de Sant Pau wird noch bis zum Freitag, dem 12. April, zum Schauplatz von 080 Barcelona Fashion, eine von der autonomen Landesregierung Kataloniens geförderten multidisziplinären Plattform, die ihre 33. Ausgabe feiert und insgesamt 24 Kollektionen zusammenbringt. Es handelt sich dabei sowohl um in Barcelona bekannte Marken wie Custo Barcelona, Dominnico und Lola Casademunt by Maite als auch um Marken, die zum ersten Mal auf dieser Veranstaltung zu sehen sind, wie Hoss Intropia (deren letzte Show im März 2022 in Madrid stattfand), Avec Amour, Guillermo Justicia und Ga Gó Ó Studio. Einen Tag vor der Eröffnung sprach Marta Coca, Modedirektorin und Projektmanagerin von 080 Barcelona Fashion, mit FashionUnited über die Gegenwart und Zukunft des Sektors und die immer wichtiger werdende aufstrebende Szene.

Kontakt mit Gen Z

Anel Yaos, Reveligion, Outsiders Division, Cherry Massia … Zweifellos wurde der katalanische Laufsteg von jungen Designer:innen entdeckt. Die Präsenz von aufstrebenden Marken - mit mehr oder weniger Erfahrung auf dem Markt - wird von Saison zu Saison gefestigt. „Wir haben uns schon immer als eine Plattform betrachtet, die sich auf dem Schirm der Millennials befindet“, sagt Coca. In den letzten Jahren hat sie jedoch auch versucht, sich der Generation Z anzunähern, und zwar durch die Auswahl aufstrebender Marken, die eine Verbindung zu den etablierten Marken herstellen, aber auch durch eine Offline- und vor allem eine Online-Kommunikationsstrategie. „Die Positionierung von 080 Barcelona Fashion zielt auf ein stärkeres Aufstreben ab, das Ziel ist nicht mehr so sehr auf die Auswirkungen ausgerichtet, sondern darauf, wie über uns gesprochen wird und wer über uns spricht“, sagt die Direktorin.

Eine eklektische und professionelle Plattform, die nicht zwischen etablierten und aufstrebenden Künstler:innen unterscheidet

Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen wie der Mercedes-Benz Fashion Week Madrid, die einen speziellen Tag für aufstrebende Modeschöpfer:innen reserviert (Allianz EGO), teilen sich hier die neuen Marken das Programm mit den etablierten. „Wir sind eine professionelle Plattform, keine Plattform für Amateur:innen. Die aufstrebenden Marken, die wir auswählen, sind von ausreichender Qualität, um in der gleichen Liga zu spielen wie der Rest“, so Coca. In der Tat werden „fast die gleichen Anforderungen an sie gestellt“, mit ein paar offensichtlichen Ausnahmen in Bezug auf den Umsatz.

Trotzdem müssen diese kleinen Unternehmen oder Start-ups „lebensfähig und kohärent“ sein. Eine Mischung, die nach Ansicht der Direktorin sehr bereichernd ist, da sie „die Mode und die heutige Gesellschaft repräsentiert“. Einerseits geben ihnen die neuen Kollektionen einen „Anstoß zur Auffrischung ihres Kund:innenkreises und ihrer Fangemeinde“, andererseits werden neue Unternehmen durch „ihre hohe Qualität, ihr gutes Produkt und ihr Know-how“ genährt.

„Wir haben uns immer als eine Plattform gesehen, die sehr stark auf die Millennials ausgerichtet war, und jetzt wollen wir auch einen Dialog mit Generation Z schaffen.“

Es gibt ein Leben jenseits des traditionellen Modekalenders

Diese neuen Unternehmen, die von und für die Generation Z gegründet wurden, haben in der Regel „flexiblere Geschäftsmodelle“. „Es handelt sich um kleinere Unternehmen, bei denen die Designer:innen oft eine Schlüsselrolle spielen und deren kreatives Universum weit über eine Kleiderkollektion hinausgeht. Dahinter stehen Werte, ein Konzept und eine sehr umfassende Geschichte“, erklärt Coca. Das Wichtigste ist jedoch zu wissen, dass „die Modenschau kein Selbstzweck ist, sondern ein Instrument, um Geschäfte zu machen und zu verkaufen“.

Ob aus Überzeugung oder aus Mangel an Mitteln, viele dieser Marken lehnen den traditionellen Produktionskalender ab. „Einige dieser Marken stellen nur einmal im Jahr auf der 080 Barcelona Fashion aus, anstatt wie üblich zweimal im Jahr“. Dies ist zum Beispiel bei Compte Spain der Fall, die am Mittwoch, dem 10. April, auf dem Laufsteg zu sehen sein wird, nachdem die Marke zum ersten Mal an der 31. Auflage teilnahm. Sie verteidigt Slow Fashion und die Herstellung in der Nähe. Ihre Denkweise ermutigt sie, sich von den traditionellen Strategien zu entfernen, durch Drops oder Kapselkollektionen, limitierte Auflagen oder Vorbestellungen“, schließt die Direktorin und Projektleiterin.

„Werte sind nicht verhandelbar“

Der Aufstieg der aufstrebenden Marken auf der Plattform ist auch darauf zurückzuführen, dass sie die gleichen Werte vertreten — Nachhaltigkeit, Feminismus und Vielfalt. Wie die Organisation erklärt, „will die Initiative einen Raum für den Dialog und die Reflexion für Kreative, Designer:innen und die Branche im Allgemeinen schaffen und neue Formen des Ausdrucks, des Konsums und der Beziehungen in der Branche erforschen“.

„Wir sind eine professionelle Plattform, keine Plattform für Amateur:innen. Die aufstrebenden Marken, die wir auswählen, sind von ausreichender Qualität, um in der gleichen Liga zu spielen wie der Rest.“

Neben Nachhaltigkeit und Ablehnung von Fast Fashion ist Diversität eines der wichtigsten Merkmale von 080 Barcelona Fashion. „Es geht nicht um Trends, es ist uns egal, ob mehr oder weniger klassische Schönheiten in Mode sind... Unsere Werte sind nicht verhandelbar“, garantiert Marta Coca. Das wird auch in der Pressemitteilung betont: „Ein vielfältiges und inklusives Casting, in dem alle Ethnien, Körper und Geschlechtsidentitäten vertreten sein können, ein Spiegelbild der Gesellschaft und der Veränderungen“. Aber es ist auch „das Ergebnis der Markenauswahl, die wir getroffen haben. Wenn wir einen Velasquez oder einen Dominnico auswählen, wissen wir bereits, wie ihre Gemeinschaft und ihre Inszenierung aussehen werden. Wir wollen Raum für Mode für alle Geschmäcker und Zielgruppen schaffen - sei es für Frauen, Männer, nicht-binäre oder geschlechtslose Menschen.“

33. Ausgabe 080 Barcelona Fashion: das Who is Who der aufstrebenden Mode

Dies sind die fünf aufstrebenden Namen, die man bei der neuen Ausgabe von 080 Barcelona Fashion nicht verpassen sollte. Für einige von ihnen, wie Avec Amour oder Guillermo Justicia, ist es die erste Laufstegerfahrung, während andere bereits mehrere Kollektionen und Modenschauen hinter sich haben. Mode mit eigener Handschrift, lokale Fertigung, handwerkliches Engagement und Upcycling sind Teil der gemeinsamen DNA.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.es. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.