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Textilproduktion: Tchibo strebt "geschlossenen Stoffkreislauf" an

Von Reinhold Koehler

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„Wäre es nicht schön, wenn sich alle Produkte nach dem Prinzip der Natur in einem immer wiederkehrenden Kreislauf befänden? Die Baumwolle biologisch angebaut würde, das T-Shirt mehrfach weitergegeben und am Ende seines langen T-Shirt-Lebens zu neuen Fasern recycelt? Oder, wenn notwendig, im Kompost verwertet würde – und dort als Erde Nahrung für neue Pflanzen wäre? Wenn keine Abfälle anfielen und wertvolle Rohstoffe für zukünftige Generationen erhalten blieben?“ Glaubt man den neuesten Verlautbarungen der Handelskette Tchibo, sind dies die Fragen die die Verantwortlichen derzeit mit am meisten beschäftigen.

Das Unternehmen hat ein hauseigenes „Detox-Projekt“ ins Leben gerufen, bei dem die Geoökologin Tina Dettmer und die Kreislaufwirtschafts-Expertin Sarah Herms nun Lösungen für einen „Geschlossenen Stoffkreislauf“ im Textilbereich erarbeiten sollen. Dabei stehe der gesamte Lebensweg der Produkte im Fokus: von der Rohstoffgewinnung über die Produktherstellung und Nutzung bis zur Verwertung der Produkte, heißt es in einem Blogeintrag des Unternehmens.

Aktuell schaue man sich jede Produktkategorie im Detail an und prüfe, wie man die „Closed Loop-Eignung“ der Produkte erhöhen könne. Grundsätzlich gehe es um die drei Kernthemen Nutzung recycelter Materialien, Langlebigkeit der Produkte und Recyclingfähigkeit. Im Fokus sollen hier vor allem die textilen Produkte von Tchibo stehen.

Vorreiter oder Vorgaukler?

Für die künftige Produktion von Bekleidungstextilien prüfen Dettmer und Herms aktuell den Einsatz recycelter Materialien. So habe man herausgefunden, dass bei Sportbekleidung recycelte Synthetikfasern eingesetzt werden können. Fasern zirkulierten damit länger im System und der Erdöl-Verbrauch, der für die Faserproduktion benötigt werde, könne reduziert werden. „Bei Heimtextilien, wie Bettbezügen, die aus Naturfasern bestehen, sollte – neben dem nachhaltigen Anbau – die Langlebigkeit im Vordergrund stehen“, so Dettmer. So setze man beispielsweise bereits hochwertige Reissverschlüsse ein, damit die Kunden lange Freude am Produkt hätten.

Ziel ist also das voll recycelte und recycelbare T-Shirt. Der Weg dorthin scheint jedoch steiniger zu sein, als allgemein angenommen: „Eine Herausforderung ist, dass wir für recycelte Materialien neue Lieferketten aufbauen müssen. Um zum Beispiel ein Laufshirt mit recycelten Fasern anzubieten, brauchen wir daher mehr Zeit für die Entwicklung“, so Forscherin Dettmer. Eine weitere Herausforderung sei, dass die Preise für recycelte Fasern in der Regel höher seien. „Es gibt aber bereits viele Menschen, die bereit sind, einen leicht höheren Preis für ein ressourcenschonenderes Produkt zu bezahlen. Und diese Bereitschaft wird künftig sicherlich steigen.“ Man werde sich daher bemühen, künftig mehr entsprechende Sortimente anbieten und vermarkten.

Wie ernst die Ankündigungen des Unternehmens und seines Forscherteams tatsächlich gemeint sind, bleibt abzuwarten. Sollte Tchibo mittelfristig tatsächlich den Großteil seiner Textilproduktion nach den selbst definierten Umweltauflagen durchführen, wäre der Konzern so etwas wie ein Vorreiter im vertikalen Segment. Sollte sich das Ganze jedoch als purer Greenwashing-Versuch herausstellen, wäre die Glaubwürdigkeit jedoch dahin und Tchibo dürfte große Probleme bekommen, sich noch einmal ernsthaft am Textilmarkt zu positionieren.

Foto: Tchibo

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