• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • SoGoodToWear will die Kaschmir-Industrie in Nepal wiederbeleben

SoGoodToWear will die Kaschmir-Industrie in Nepal wiederbeleben

Von Vivian Hendriksz

Wird geladen...

Scroll down to read more
Mode|INTERVIEW

Amsterdam - SoGoodToWear ist nicht irgendeine beliebige Modemarke. Die niederländische Fairtrade Brand bietet Luxuskaschmir-Basics, aber nur gute Pullover zu produzieren war den Machern der Brand nicht genug. Die Gründer des Labels, Fons und Jacqui Burger, wollten einen echten Wandel in der Modeindustrie bewirken. Deshalb haben sie sich auf nachhaltige Produktion spezialisiert. Mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne, sammelten sie Geld für einen in Vergessenheit geratenen Industriezweig in Nepal. Dank der SoGoodToWear Cooperative, die die Burgers ins Leben gerufen haben, wollen sie die lokale Kaschmirindustrie wiederbeleben. FashionUnited sprach mit Jacqui Burger um mehr zu erfahren.

“Vor langer Zeit gab es in Nepal Kaschmirziegen, aber die Industrie in der Gegend ist langsam verschwunden. Deshalb haben wir nach Möglichkeiten gesucht, diese wieder einzuführen,” o Jacqui Burger zu FashionUnited UK. Die Idee für die Initiative stammt aus dem Jahr 2015, als Jacqui und Fons Nepal besuchten. Dort erfuhren sie vom Schicksal der Gorkha, die nach einem Erdbeben damit zu kämpfen hatten, ihre Häuser wieder aufzubauen. Daher wollte das Ehepaar in diesen abgelegenen Regionen neue, langfristige Arbeitsplätze schaffen anstatt nur Katastrophenhilfe zu leisten. „Wir dachten, wie toll es wäre, wenn wir ihnen Jobs anbieten könnten, damit sie eine Zukunftsperspektive haben, ohne die Natur dort zu schädigen. So kamen wir auf die Idee mit den Ziegen.“

SoGoodToWear beleben die Kaschmirindustrie mit 'Goats for Gorkha’ wieder

Die beiden fingen an, sich mit der Ziegenhaltung auseinanderzusetzen und entdeckten die Geschichte des Landes mit Kaschmir: „Sie nutzen diese wunderbaren Techniken, aber es gibt kaum Innovation. Momentan muss die Kaschmirwolle aus China importiert werden und die Einfuhrzölle sind riesig. So ist Nepal nicht wettbewerbsfähig. Deshalb wollen wir die Strickindustrie wiederbeleben und die gesamte Lieferkette wieder ansiedeln, begonnen bei der Ziege.” Mit Hilfe von Crowdfunding schufen die Burgers das Kollektiv SoGoodtoWear, an dem alle Spender beteiligt sind: „Wir wollten ein soziales Unternehmen schaffen, kein Privatunternehmen. So gehört es ebenso uns wie den Ziegenhirten in Nepal. Wir wollen auch die gesamte Beschaffung selbst machen, damit wir volle Kontrolle über Herkunft und Nachhaltigkeitsthemen haben.”

Um der SoGoodToWear Cooperative beizutreten, müssen Investoren für 100 Euro eine Kaschmirziege kaufen. Bis zu fünf Menschen können sich für den Kauf einer Ziege zusammenschließen. Sie werden nachher genau verfolgen können, was mit ihrer Investition passiert. Außerdem bekommen sie 20 Prozent Rabatt auf alle SoGoodToWear Kleidungsstücke. Mit den bereits eingesammelten 50.000 Euro werden gerade Herden von 10 bis 20 Ziegen mit Hirten zusammengebracht. Außerdem soll eine neue Züchtung helfen, das Kaschmir zu verbessern. „Die Kreuzung nepalesischer und europäischer Kaschmirziegen wird den Vorteil haben, dass die Ziegen in niedrigeren Höhenlagen dickeres Fell entwickeln“, so Burger, „außerdem sind sie wunderschön.“

SoGoodToWear to bring back the whole cashmere supply-chain to Nepal

Es gibt zwei Gründe, warum SoGoodToWear Familien mit kleineren Herden vermittelt. Zum einen wollen sie so vielen Familien wie möglich helfen, zum anderen, weil sie die natürlichen Lebensräume der Region erhalten wollen. Außerdem will SoGoodToWear die Dörfer mit Solarenergie, Trinkwasser und Workshops versorgen.

SoGoodToWear will Gemeinschaftsräume in den Dörfern Gunchock und Deurali einrichten, wo die Mitglieder der Zusammenarbeit unterrichtet werden. Auch Spinnräder sollen dort verfügbar sein. „Kaschmir ist so wertvoll. Wenn wir die Rohwolle der Ziege verarbeiten, machen wir es von Hand. In China wird dieser Prozess von Maschinen übernommen und das führt dazu, dass die Hälfte der gewonnenen Haare verloren geht“, erklärt Jacqui Burger. „Außerdem ist es eine Arbeit, die fast jeder verrichten kann, selbst jemand mit einer körperlichen Behinderung. SoGoodToWear will den Arbeitern in Nepal zeigen, wie das Kaschmir versponnen und natürlich gefärbt wird, so können sie von der Ziege bis zum fertigen Produkt ihren eigenen Prozess überwachen und kontrollieren.

SoGoodToWear: Mode, wie sie sein sollte

SoGoodToWear erwartet in einem Jahr die ersten fertigen Produkte. Ab dann sollen eigene neue Kollektionen entstehen, die in vier bis sechs Jahren komplett selbst gesourct sein sollen. „Im Moment kaufen wir zertifiziertes Kaschmir für unsere Kollektionen. Aber das ist noch nicht ideal, denn wir können nicht selbst nachkontrollieren, wie diese Wolle gewonnen wird. deshalb ist es uns so wichtig, die komplette Lieferkette bei uns zu haben. Es geht aber nicht nur um ein Charity-Projekt, unsere designs sind so gestaltet, dass sie wirklich gefallen. Wir wollen Mode so machen, wie sie gemacht werden sollte.”

Fotos: SoGoodToWear LookBook AW 17/18 by photographer Barrie Hullegie

Kaschmir
Nepal
sogoodtowear