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Planspiele: Berlin Fashion Week vor massivem Umbruch

Von Reinhold Koehler

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Mode

Die Berliner Modewoche hat es nicht leicht. Im internationalen Vergleich der Modeevents fristete die deutsche Ausgabe schon immer eher ein Schattendasein. Zwar locken Fachmessen wie einst die Bread & Butter, die Premium oder die vertikal ausgerichtete Panorama durchaus eine große Zahl an Einkäufern in die deutsche Hauptstadt, der gesamten Modewoche fehlte es jedoch immer an Glanz und globaler Relevanz.

Während in Paris, Mailand, London oder New York Weltstars die Frontrows der Modenschauen zieren, kann Berlin meist nur mit den Ochsenknecht-Brüdern oder Pseudo-Rapper Kay One im Publikum aufwarten. Prominente Showgäste mussten von Marken und Designern teuer eingekauft werden, um sie für ein paar Minuten Präsenz und ein kurzes Blitzlichtgewitter zu verpflichten.

Vor allem der zentrale Standort der Modewoche, die Mercedes-Benz Fashion Week am Brandenburger Tor, machte in den letzten Jahren vor allem durch gepflegte Langeweile von sich reden. Berlin als Stadt des jungen Designs, der Avantgarde, des Electro-Punk und des grenzenlosen Hedonismus’ – suchte man auf der Modewoche meist vergeblich. Stattdessen holte man sich ein paar mutige Designer aus dem Ausland und überließ den Laufsteg ansonsten gerne etablierten Anbietern mit Katalog-Appeal.

Die Folge: Berlin erreichte bislang nicht einmal annähernd die internationale Relevanz, der die Stadt seit Jahren verzweifelt hinterherrennt. Selbst ein großer deutscher Anbieter wie Hugo Boss, der einst die größte Veranstaltung der Modewoche in Aufsehen erregenden Off-Locations wie der Russischen Botschaft Unter den Linden ausrichtete, hat sich längst aus Berlin verabschiedet. Auch national hat die Fashion Week daher kein großes Renommee mehr zu verteidigen.

Mercedes-Benz steigt wohl aus

Mittlerweile scheinen auch die unterschiedlichen Instanzen, die für die Organisation der Modewoche verantwortlich sind, bemerkt zu haben, dass es ein „weiter so“ nicht geben kann. Auch der Automobilkonzern Mercedes-Benz, der bislang Hauptsponsor und Teilabsender der Veranstaltung war, wird wohl aller Voraussicht nach im kommenden Jahr aus dem Konzept aussteigen. Damit hätte die Fashion Week keinen zentralen Show-Standort mehr, sollte kein anderer Sponsor in die Bresche springen. Bislang scheint sich zumindest noch kein Nachfolger aufgedrängt zu haben, der das wankende Mutterschiff der Modewoche weiter monetär aufrüsten wollen würde.

Es ist daher an der Zeit, das komplette Gebilde Fashion Week einer Grundsanierung zu unterziehen. Angefangen vom Fundament bis zum Dachgiebel darf es keinen Status Quo geben. Die ersten Weichen hin zu einer völlig neuen Modewoche wurden wohl bereits gestellt, und es sind diverse Nachfolge-Konzepte in Arbeit. Auch nach neuen Sponsoren und Organisatoren wird gesucht. Die New Yorker Großagentur IMG, die in Kooperation mit Mercedes-Benz bisher für weite Teile der Organisation zuständig war, wird aller Voraussicht nach Konkurrenz von der italienisch-amerikanischen FTL Moda bekommen, die derzeit das Berliner Terrain sondiert und Möglichkeiten neuer Show-Konzepte auslotet.

Generell lässt sich sagen, dass Berlin sich wieder mehr auf seine Stärken als Kreativmetropole konzentrieren sollte. Junges, mutiges Design, dass nicht unbedingt sofort ökonomischen Grenzen unterworfen wird, sollte im Mittelpunkt der Modewoche stehen. Diese Individualität sollte sich auch in den Venues der Veranstaltung widerspiegeln. Ein dezentraler Ansatz, der die Besucher direkt in die kreativen Zentren der Hauptstadt führt und die Designer in ihrem natürlichen Umfeld inszeniert, könnte dabei ein Ansatzpunkt sein.

So oder so, die kommenden Monate dürften die wohl spannendsten seit der Gründung der Berlin Fashion Week sein. Erwartet wird ein gewaltiger Umbruch, der endlich der Stadt und ihren Eigenheiten gerecht wird.

Foto: Q.pictures / pixelio.de

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