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Mailänder Designerdefilees: Alles eine Frage des Kopfes

Von DPA

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Mode

Mode kann schrill aussehen und dennoch Tiefgang haben. Mit ihren Kollektionen wollen Mailands Designer auch gesellschaftliche Statements setzen.

Es war das Foto der ersten Tage der Mailänder Modewoche: Das Model bei Gucci, das eine Kopie des eigenen Kopfes als Accessoire im Arm trug. Ein bizarrer, ein verstörender Anblick. Für Gucci-Designer Alessandro Michele «ein Symbol für den täglichen Kampf, die eigene Identität auszuprägen.» Er holt damit die großen Fragen auf den Laufsteg, wo es vordergründig doch «nur» um die Trends für die Saison Herbst/Winter 2018/19 geht.

In einer Welt, wie sie Michele vorschwebt, würde es wahrscheinlich ein paar Probleme weniger geben. Sie wäre genderlos und transkulturell. Denn in diesem Geist mischt er seine Kollektionen ab, verfasst Pressetexte als philosophische Manifeste - und zeigt Mode in einer verspielten Verrücktheit, wie sie Mailand vor ihm noch nie erlebt hat. Mit Zitaten aus einer Spannbreite von Bibel bis Baseball, so selbstverständlich, als wäre es das Normalste der Welt.

Miuccia Prada läuft also Gefahr, ihre Rolle als Chefintellektuelle der Mailänder Modeszene zu verlieren - die war unumstritten, bis 2015 Alessandro Michele auf der Bildfläche erschien. Die größte Überraschung lieferte Prada bereits im Vorfeld der Show. Statt sie wie gewöhnlich im Hauptquartier des Labels abzuhalten, ging es am Donnerstagabend in den eigenen Kunstkomplex Prada Foundation, in den dort neu errichteten Turm des Stararchitekten Rem Koolhaas.

In ihrer Kollektion Herbst/Winter 2018/19 zitiert Prada aus der eigenen Geschichte. Mit Nylontaschen begann Mitte der 1980er-Jahre der Siegeszug des Labels. Nun kehrte das Material auf den Laufsteg zurück - für eine Mode, in der sich eine Ästhetik aus der Arbeitswelt (Schutzwesten) mit femininen Elementen (Tüllkleider) vermengte.

Pradas Kollektionen sind stets Kommentare zum Zeitgeschehen. «Ich träume davon, dass Frauen abends angstfrei durch die Straßen gehen können», sagte Prada nach der Show. Auch sie verspüre bei Dunkelheit oft ein Gefühl der Beklemmung. Weite, oft wuchtige Formen, leuchtende Farben und Gummistiefel sollen das Bedürfnis nach Schutz darstellen.

Ein Intellektueller ist auch Karl Lagerfeld, allerdings mit Hang zum markigen Spruch. «Berlusconi? Sein Gesicht sieht aus, als wäre es aus Madame Tussauds. Es ist nicht zu glauben! Pfui!», zitiert ihn das Online-Portal «fashionnetwork.com». Italiens Ex-Premier ist in diesen Tagen in allen Landesmedien omnipräsent, am 4. März wird gewählt und er mischt wieder kräftig mit.

Lagerfeld kam jedoch nicht als politischer Kommentator nach Mailand, sondern um hier die Fendi-Kollektion zu präsentieren. Die entwirft er gemeinsam mit Silvia Venturini Fendi - eine «große Koalition», die beste Ergebnisse liefert. So auch am Donnerstag. Die neue Kollektion ist feminin, elegant und edel. Ein besonderer Fokus liegt auf der Schulterpartie, darunter fällt die Silhouette mal architektonisch streng, dann wieder volumig und weit. Es gibt zum Beispiel Glencheck-Kombinationen, militärisch anmutende Capes, viele Elemente mit Rautenmuster, Nerzpullover und Logo-Ornamente.

Mit Tod's und Blumarine ging es in den Freitag, dessen Höhepunkt am späten Abend die Versace-Show ist. Anna Molinari, die Designerin von Blumarine, kombinierte über saisonale Grenzen hinweg. Sommerlichen Blumendrucken auf Seiden- oder Chiffonkleidern stellte sie flauschige Bomberjacken und Mäntel an die Seite. Das war zwar eher Mode fürs Auge als für den Kopf, tat zwischendurch aber auch mal gut. (dpa)

Fotos: Prada, Prada & Fendi AW18 Catwalkpictures
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