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Lidewij Edelkoort: "Wir sollten Design standardisieren"

Von FashionUnited

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Mode |HINTERGRUND

Amsterdam – „Wir wollen immer etwas Neues dabei ist das eigentlich ein alter Hut. Wir sollten damit aufhören, denn Trends halten länger an“, sagt Lidewij Edelkoort, Trendforscherin. Das ist ein gewagte Aussage, insbesondere während eines Trendseminars und ganz besonders von einer Trendforscherin kommend. Lidewij Edelkoort ist bekannt dafür, mit ihren Voraussagen nicht hinterm Berg zu halten. Deshalb hat sie auch eine loyale Gefolgschaft und ihre Vorträge sind immer ausverkauft. So auch bei ihrem Vortrag 'Portraits of Fashion,' in Amsterdam.

Eine große Gruppe ist im Theatre de Meervaar zusammengekommen um gemeinsam mit der wohl bekanntesten Trendforscherin der Welt einen Blick in die Kristallkugel der kommenden Saisons zu werfen. Edelkoort enttäuscht nicht. Die zwanzig Trends, die sie anhand von Portraits vorstellt, sind ein Ausflug in die Zukunft der Mode. „Es ist ein Geschenk, an solchen Nachmittagen wie diesen teilnehmen zu können“, sagt Daphne Weimen, die sich von Edelkoort für ihre Interior Design Unternehmen inspirieren lassen will. Im vergangenen Jahr war sie auch schon dabei und setzte einige Vorhersagen Edelkoorts in ihrer Arbeit um. „Zum Beispiel die Farbe Blau“, erklärt sie. Deshalb hat sie auch ihr Notizbuch dabei.

Für die aktuelle Vortragsreihe hat sich Edelkoort von Jugendkultur inspirieren lassen, insbesondere von der Selfie-Kultur. Was einst Gemälde waren, ist nun der Selbstauslöser auf dem Smartphone. Es ist Konsumenten wichtig, dass die Dinge, die sie tragen auch von der Smartphone-Kamera aufgezeichnet werden. Dies wird dank Snapchat oder Instagram mit der Welt geteilt: Zum Beispiel die Schuhe, die man trägt, aus der Ich-Perspektive nach unten fotografiert. Edelkoort bemerkt auch, dass bunte Farben erneut eine Rolle spielen, zum Beispiel bei Burberry oder Giambattista. Ohrringe bekommen ebenfalls eine Hauptrolle zugewiesen, ähnlich wie einst bei Adligen oder anderen Portraitierten aus vergangenen Jahrhunderten, in denen die Krägen und der Schmuck eine besondere Rolle spielten.

Lidewij Edelkoort" "Standardisierung spart eine Menge Zeit und Geld"

Die meisten Trends, die Edelkoort aufzählt sind eher metaphorisch denn wörtlich zu nehmen. So führt sie eine Renaissance des Layering von Spitzen, floralen Mustern und Motiven an, die auf einen abstrakten Fluss der Mode hinzuweisen scheint. „Dieser Trend ist seit langem im Anmarsch: Abstraktion. Aber wir haben so viel zu erzählen, dass wir zuerst da weitermachen, wo wir uns bereits auskennen.“

Lidewij Edelkoort hat nicht nur viel über Modetrends zu sagen, auch der aktuelle Zustand der Modebranche ist ihr eine Randnotiz wert – wie auch schon in ihrem mittlerweile berühmten Anti-Fashion Manifest, das sie 2015 veröffentlichte. Damals rief sie die Modeindustrie dazu auf, ein neues System zu kreieren und das zu schnelle Fast Fashion System aufzugeben. Diese Message betonte sie erneut: „Das Modesystem muss sich verändern“, sagte sie, die Flut immer neuer Kleidung müsse gestoppt werden. „Tatsächlich sollten wir Bekleidung standardisieren, die bereits perfekt sind, so wie sie sind.“ Über diese Aussage war das Publikum sichtlich überrascht. Die Modeindustrie beruht auf dem Credo, dass es Neuheit braucht, um Geld zu verdienen. „Es würde eine Menge Geld und Zeit sparen“, so Edelkoort.

Aus dem Englischen von Barbara Russ. Verfasst von Caitlyn Terra für FashionUnited NL.

Fotos: Courtesy of Catwalkpictures, Burberry AW17/Giambattista Valli AW17, Céline AW17

Lidewij Edelkoort