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Jahresrückblick 2015 – Teil 2

Von Jan Schroder

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Mode

Von der (vorläufigen) Abschiedsvorstellung der Bread & Butter bis zum wenig erfreulichen Weihnachtsgeschäft: Auch in der zweiten Jahreshälfte gab es für die deutsche Modebranche eher wenig zu feiern. Den ersten Teil unseres Jahresrückblicks lesen Sie hier .

Juli: Starke Saison für Berliner Modemessen

Die deutsche Hauptstadt konnte in der Sommersaison ihren Status als Modemetropole erneut behaupten. Die Mercedes-Benz Fashion Week blieb ihrem gewohnten Mix aus Berliner Labels, großen deutschen Marken und internationalen Gästen treu, die etablierten Messen Premium und Panorama meldeten großen Zuspruch, die Ökomode-Plattformen Green Showroom und Ethical Fashion Show wuchsen erneut, und die < a href=" https://fashionunited.de/nachrichten/messen/schwerpunkt-menswear-und-denim-neue-konzepte-bereichern-die-berliner-messelandschaft/2015071518484" target="_blank"> Männermode-Veranstaltungen gewannen weiter an Bedeutung.

So konnte die auf Menswear spezialisierte Seek ihren großen Erfolg vom Januar bestätigen – auch weil sie einen neuen Nachbarn bekam: Die auf Skate- und Streetwear spezialisierte Messe Bright fand erstmals direkt nebenan auf dem Gelände der Treptower Arena statt. Bei der engen Zusammenarbeit wird es auch in Zukunft bleiben: Noch während der Fashion Week gab die Messegesellschaft Premium Exhibitions die Übernahme der bis dahin selbständigen Bright bekannt. Damit sind die erfolgreichen, einander ergänzenden Konzepte Premium, Seek und Bright nun in einer Hand . Bereichert wurde das Denim- und Menswear-Segment in Berlin auch durch einen Neuzugang: Die kleine, auf hochwertige Jeans und Accessoires spezialisierte Messe Selvedge Run feierte ihre Premiere.

Und da war noch etwas: Die Bread & Butter versuchte es nach der Absage im Januar noch einmal. Doch vom alten Glanz der Messe war nichts mehr zu spüren. Die Zahl der Aussteller war überschaubar, obwohl diverse Start-Ups, deren Geschäfte nichts mit Mode zu tun hatten, eingeladen worden waren, um die Hallen wenigstens etwas zu füllen. Das Besucherinteresse hielt sich dementsprechend in Grenzen.

Hoffnungen auf einen Neustart machte zwischenzeitlich der neue Eigentümer Zalando. Der Online-Modehändler hatte die insolvente Messe übernommen und wollte sie mit einem gänzlich überarbeiteten Konzept wiederbeleben. Doch die Umstände machten den Plänen vorläufig ein Ende: Mittlerweile dienen die Hallen des ehemaligen Flughafens Tempelhof als Flüchtlingsunterkünfte , an eine Modemesse ist dort in absehbarer Zeit nicht zu denken.

August: Laurèl in Schwierigkeiten

Um die großen deutschen Modemarken aus München und Umgebung war es in den vergangenen Jahren nicht sonderlich gut bestellt: Escada musste Insolvenz anmelden und sich von einer indischen Milliardärin retten lassen, Rena Lange verschwand völlig von der Bildfläche – und nun geriet auch Laurèl in finanzielle Schwierigkeiten. Die politischen und wirtschaftlichen Widrigkeiten in Russland sorgten – wie bei vielen deutschen Unternehmen, die stark auf den vermeintlichen Wachstumsmarkt gesetzt hatten – für enttäuschende Zahlen. Angesichts der Probleme wollte Laurèl seine Anlagegläubiger zu weitreichenden Zugeständnissen bewegen, aber die lehnten ab. Letztlich verkaufte das Unternehmen seine Markenrechte in China für einen Millionenbetrag und konnte die fälligen Zinszahlungen im November pünktlich bedienen. Um das Geschäft wieder auf solide Basis zu stellen, sucht das Modehaus nun einen Investor.

September: Kaufhof ist verkauft

Neustart im deutschen Einzelhandel: Die Warenhauskette Galeria Kaufhof wechselte Ende September den Besitzer. Bereits im Juni hatten sich der bisherige Mutterkonzern, die Düsseldorfer Metro-Gruppe, und der Kaufinteressent Hudson’s Bay auf die Transaktion geeinigt . Dem kanadischen Handelskonzern war die Übernahme 2,8 Millionen Euro wert. Eine mögliche Fusion von Galeria Kaufhof mit Karstadt, über die es seit Jahren Spekulationen gegeben hatte, war damit endgültig vom Tisch. Hudson’s Bay will dem deutschen Traditionsunternehmen nun neue Impulse verleihen, also etwa ganz zeitgemäß das Online-Geschäft stärken. Außerdem planen die Kanadier, ihre neu gewonnen Präsenz auf dem deutschen Markt zu nutzen, um in den USA bewährte Konzepte wie den Luxusmodehändler Saks Fifth Avenue und dessen auf preisreduzierte Markenware spezialisierten Ableger Saks Off 5th auch hierzulande zu etablieren.

Mit der Übernahme endete auch eine der großen Karrieren im deutschen Einzelhandel. Weil der neue Eigentümer den Aufsichtsrat von Galeria Kaufhof mit Getreuen besetzte , schied auch der bisherige Vorsitzende Lovro Mandac am 1. Oktober aus dem Gremium aus. Mehr als zwanzig Jahre lang hatte der 65 Jahre alte Flensburger das Unternehmen zumeist erfolgreich geleitet, im vergangenen Jahr war er aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt.

Oktober: American Apparel ist insolvent

Nicht nur in Deutschland hatten Bekleidungshändler im vergangenen Jahr Probleme: Auch in den USA kriselte es mächtig – nicht zuletzt weil junge Kunden ihr Geld inzwischen lieber für technische Gadgets wie Smartphones und Tablets als für Mode ausgeben. Darunter litten einige namhafte Marken. Bei Gap und Abercrombie & Fitch ließen die Zahlen zu wünschen übrig, besonders hart traf es aber American Apparel. Über Monate warnte das Unternehmen mit bemerkenswerter Offenheit, dass Zweifel bestünden, ob es seinen Zahlungsverpflichtungen in Zukunft noch nachkommen könne. Anfang Oktober zog das Management dann die Konsequenzen aus den anhaltenden Unsicherheiten und meldete Insolvenz an .

Das Unternehmen entschied sich für ein Verfahren nach Kapitel elf der US-amerikanischen Insolvenzordnung und kann die Geschäfte damit vorerst weiterführen. Offiziell sieht die Firma, die neben mangelnder Nachfrage auch unter langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem im vergangenen Jahr gefeuerten Gründer Dov Charney zu leiden hatte, das Insolvenzverfahren als Baustein in einer umfassenden Restrukturierung. Es soll dazu beitragen, die Schulden und Zahlungsverpflichtungen zu reduzieren, und so einen Neustart ermöglichen.

November: Steilmann müht sich an die Börse

Dass deutsche Bekleidungsunternehmen derzeit nicht gerade hoch im Kurs stehen, bekam der Textilkonzern Steilmann zu spüren. Im Oktober kündigte das Unternehmen seinen Börsengang an und hoffte anfangs auf Einnahmen von weit mehr als achtzig Millionen Euro. Doch das Interesse von Anlegerseite erwies sich als gering. Steilmann musste den Termin verschieben, die Zahl der angebotenen Aktien reduzieren und den Preis auf ein Minimum herunterfahren. Letztlich klappte es Anfang November mit dem Börsengang. Der brachte dann aber lediglich 8,8 Millionen Euro ein.

Für die neuen Aktionäre hatte das Unternehmen dann im Dezember gleich schlechte Nachrichten parat: Es musste einräumen, seine Umsatz- und Gewinnziele für das laufende Jahr nicht erreichen zu können. Damit war Steilmann aber in illustrer Gesellschaft: Auch renommierte Modeunternehmen wie Hugo Boss hatten im laufenden Jahr ihre Erwartungen deutlich zurückschrauben müssen.

Dezember: Der Textilbranche droht ein ernüchterndes Weihnachtsgeschäft

In den Wochen vor dem Jahreswechsel machen viele Handelsunternehmen einen beträchtlichen Teil ihres Umsatzes. Die Geschäfte im November und Dezember entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg. Für die gesamte Branche waren die Aussichten vor Beginn der heißen Phase des Jahres gar nicht schlecht: Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostizierte ihr ein Umsatzwachstum um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und in den Wochen vor Weihnachten konnten sich tatsächlich viele Händler freuen: Spielwaren, Elektronikartikel und Lebensmittel verkauften sich anscheinend gut.

Weniger rosig sah es für die Modegeschäfte aus . An jedem Adventswochenende befragte der HDE ausgewählte Einzelhandelsunternehmen, immer lautete das Fazit: Die Nachfrage nach Bekleidung kommt nicht in Schwung. Wichtigster Grund war das Wetter – ungewöhnlich milde Temperaturen machten warme Winterware zu Ladenhütern. Noch liegen keine Zahlen vor, aber das aktuelle Stimmungsbild lässt für die Modehändler kein gutes Weihnachtsgeschäft erwarten.

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