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Hat H&M 12 Tonnen neuer Kleidung pro Jahr zu verbrannt?

Von Vivian Hendriksz

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Mode

Der schwedische Modegigant H&M sieht sich Anschuldigungen gegenüber, er verbrenne jährlich 12 Tonnen unverkaufter Kleidungsstücke - und das trotz starker Bemühungen seitens H&M um Nachhaltigkeit.

Der Modegigant soll seit 2013 angeblich etwa 60 Tonnen nutzbarer, unverkaufter Kleidung verbrannt haben, das berichtet das dänische TV-Programm ‚Operation X‘ des Senders TV2. H&M bestreitet die Anschuldigung vehement.

Die dänische Fernsehshow begann im Juni diesen Jahres, zu recherchieren, was H&M mit neuer Bekleidung macht, die nicht verkauft wurde. Mehrere dieser Recherchen führten zu einem Müllbeseitigungslager der Firma Kara/Noveren in Dänemark. Journalisten von Operation X wollen mit eigenen Augen gesehen haben, wie die Kleidungsstücke dorthin geliefert worden seien, bevor sie zerstört wurden.

H&M soll seit 2013 angeblich etwa 60 Tonnen einwandfreier, aber unverkaufter Kleidung verbrannt haben

Etwa 30.000 Hosen im Cowboy-Stil für Kinder und dunkelblaue Hosen für Damen, deren Preisschilder noch intakt waren, sollen angeliefert worden sein - insgesamt 1.580 Kilo. Weitere Recherchen von Operation X hatten ergeben, dass die Mülldeponie seit 2013 etwa 60 Tonnen neuer Kleidung für H&M verbrannt haben soll. Else Skjold, Professorin für nachhaltiges Design an der Kolding Design School in Dänemark mutmaßte, dass H&M die Kleidung aufgrund von Überproduktion beseitigen ließe.

In der Vergangenheit produzierten die Modehändler durchschnittlich nur etwa vier Kollektionen, aber dank des Aufstiegs der Fast Fashion lieferten Modehändler wie Zara oder H&M nun jede Woche neue Produkte in die Läden, so die Professorin. „Es ist dramatisch, wenn wir über Mode sprechen, denn Modetrends sind kurzlebig. Wenn etwas nicht mehr modisch ist, kann man es nicht mehr verkaufen“, so Skjold gegenüber Operation X.

H&M hat die Beschuldigungen als falsch zurückgewiesen. „Das ist natürlich nicht wahr“, sagte eine Sprecherin von H&M gegenüber FashionUnited. „Die Kleider, die in der Sendung zu sehen waren, sind gestoppte Aufträge, die zur Vernichtung gesendet werden, weil sie von Schimmel befallen sind oder nicht unseren strengen Auflagen für Chemikalien entsprechen. Dies entspricht unserer Routine für gestoppte Aufträge.“

H&M verneint Anschuldigungen, nicht verkaufte Ware zu verbrennen

Der schwedische Modegigant hat Nachhaltigkeit zu einem seiner zentralen Werte gemacht. Über die Jahre hat das Unternehmen in eine Vielzahl von Recycling-Initiativen investiert, um Kunden zu ermutigen, ihre abgelegte Mode zum Recyceln zurückzubringen. H&M hat auch die Prozentzahl seiner Produktion erhöht, die aus Organic Cotton oder anderen nachhaltigen Materialien gefertigt wird. Bis 2020 will es sogar ausschließlich mit nachhaltiger Baumwolle arbeiten, sowie seine Abfälle reduzieren und wiederverwerten.

„Zirkularität bildet den Kern unserer Nachhaltigkeitsstrategie und wir arbeiten darauf hin, den Nutzen und Wert unserer Produkte entsprechend der Circular Economy und Abfallhierarchie zu erhöhen," fügte die Sprecherin hinzu. „Verbrennen ist deshalb die allerletzte Option, die wir unter seltenen Bedingungen erlauben, wenn eine Wiederverwertung ausgeschlossen ist. Zum Beispiel dann, wenn unsere Produkte mit Schimmel befallen sind oder unseren strengen Auflagen zu chemischer Belastung nicht standhalten.“

Operation X beharrt dennoch daruaf, dass H&M brauchbare Kleidung zerstört. Die Journalisten nahmen nach der Erklärung H&Ms zwei unterschiedliche Hosen, die an Kara/Noveren zum Verbrennen gesendet worden warden und ließen sie von einem unabhängigen Labor testen. Sie kauften zwei identische Hosen im Geschäft, um die Testergebnisse zwischen den gekauften und den aussortierten Hosen vergleichen zu können.

Operation X unterzieht die Kleider einem Test

Die vier Hosen wurden auf eine große Bandbreite an schädlichen Substanzen getestet, die in der EU und in Dänemark als gefährlich eingestuft werden. Bei dem Test schnitten die aussortierten Hosen nicht schlechter ab, als die im Handel gelkauften. Die Werte entsprachen absolut dem Level an Chemikalien und Bakterien, die in einem Handelsüblichen Bekleidungsstück zu erwarten sind, hieß es.

H&M hielt dagegen, dass in der Cowboy-Hose ein erhöhter Bleiwert an den Metallzutaten gemessen worden sei und die dunkelblaue Hose mit Verdacht auf Schimmel getestet wurde. Laut dem Unternehmen liege der Unterschied in den Testergebnissen an verschiedenen Testmethoden und Sicherheitsvorkehrungen.

H&M: „Wir sind verstört darüber, dass einige Medien uns unterstellen, Produkte zu zerstören, die dies nicht nötig haben. Wir haben absolut keinen Grund, so etwas zu tun“

Der Moderiese H&M gab außerdem zu Protokoll, dass seine Standards in Sachen chemischer Belastung sehr strikt seien. „Wir testen regelmäßig, oft in externen Laboren. Dementsprechend sind unsere Regularien oft strikter, als es das Gesetz verlangt, denn wir wollen, dass unsere Kunden absolut sicher sind, wenn sie unsere Produkte nutzen. H&M fügte auch hinzu, dass Produkte, die aus anderen Gründen nicht verkauft würden immer zum wohltätigen Zwecke gespendet oder recycelt würden.

Es ist nicht das erste Mal, dass H&M beschuldigt wird, ungewollte Kleidung zerstört zu haben. Anfang 2010 wurde das Unternehmen von der New York Times beschuldigt, Kleidung zerschnitten und weggeworfen zu haben. Damals versicherte H&M, dies werde nie wieder geschehen.

Fotos: Erdem x H&M, courtesy of H&M Group

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