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Fashion Talks Antwerpen: Unsicherheit über die Position europäischer Modeunternehmen

Von Susan Zijp

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Mode
Hanan Bešović (links) neben den Fashion Talks Moderatorinnen Elodie Ouédraogo (Mitte) und Elspeth Jenkins (rechts). Credits: Flanders DC

Die Fashion Talks im belgischen Antwerpen am Donnerstag waren von einem Gefühl der Dringlichkeit geprägt: Es herrscht Unsicherheit über die Position europäischer Modeunternehmer:innen im Jahr 2025. Von der starken Konkurrenz durch chinesische E-Commerce-Riesen bis hin zu einem Mangel an Kreativität durch das endlose Scrollen in sozialen Medien – bei dem Branchentreff für Mode-Fachleute des Bekleidungsverbands Flanders DC wurde kein relevantes Thema, über das nur sonst nur ungern gesprochen wird, gescheut.

Konkurrenz aus China

Ed Sander, ein niederländischer Analyst für digitale Technologie und E-Commerce in China, zeichnete ein beunruhigendes Bild vom schnell wachsenden Einfluss chinesischer Plattformen wie Shein, TikTok Shop, Temu und AliExpress. Diese Unternehmen stellen eine ernsthafte Bedrohung für europäische Modeunternehmen dar, insbesondere für kleinere Marken. Designs werden beispielsweise ohne Genehmigung kopiert und anschließend blitzschnell und zu extrem niedrigen Preisen weltweit verkauft. Ein weiteres Beispiel: Einfuhrzölle werden oft umgangen, indem große Sendungen in kleine Pakete aufgeteilt werden. Diese werden einzeln versendet und bleiben dadurch unter der Schwelle für Zollkosten.

Trotzdem bittet Sander das Publikum während seiner Rede nicht nur, die chinesischen Akteure kritisch zu betrachten. Er ruft europäische Unternehmer:innen vielmehr zur Selbstreflexion auf: „Fragen Sie sich: Was macht mein Geschäftsmodell einzigartig? Was kann ich bieten, was andere nicht können?“ Er fordert das Publikum heraus, sowohl die Konkurrenz als auch sich selbst gut kennenzulernen. Wo E-Commerce-Giganten bei Preis und Geschwindigkeit gewinnen, liegt für lokale Unternehmen eine Chance in Qualität, Originalität und Orientierung an der Kundschaft. Man sollte die Konkurrenz aus China als Chance sehen, das eigene Geschäftsmodell zu verbessern.

Ein Foto von Ed Sander. Credits: Flanders DC

Online-Inspiration versus digitale Reizüberflutung

Als Karen Binns, Stylistin und Creative Director aus New York, zusammen mit Recho Omondi, der US-amerikanischen Podcasterin hinter ‘The Cutting Room Floor’, die Bühne betritt, ist die Stimmung lebhaft. Binns hat einen ausgeprägten Charakter, nimmt kein Blatt vor den Mund und arbeitet seit zwei Jahrzehnten in der Modebranche für Namen wie Kanye West und Ozwald Boateng. Binns plädiert für einen bewussten Umgang mit dem Smartphone. Sie wendet sich an junge Unternehmer:innen im Saal und stellt fest, dass Originalität nur durch Abstand vom ständigen Informationsfluss entsteht. Sie räumt ein, dass junge Unternehmer:innen es heute möglicherweise schwerer haben, ihre einzigartige Stimme zu finden als zu Beginn ihrer Karriere. Denn „man kann sich heutzutage online mit anderen vergleichen und sie leichter nachahmen“. Sie betont: „Wenn man sein Telefon weglegt, entsteht Kreativität.“

Karen Binns. Credits: Flanders DC

Demgegenüber stand die Meinung von Hanan Bešović, Modekritiker und bekannt durch den Instagram-Account @ideservecouture. Er betont, dass Social-Media-Accounts meist Informationen ohne Interessengruppen und Sponsoren veröffentlichen, die die Stimme des Autors redigieren: „Wenn ich eine ehrliche Meinung über eine Modenschau lesen möchte, finde ich diese eher online als in einer Modezeitschrift.“ Laut Bešović bietet das Internet ihm als Modekritiker viele Möglichkeiten. „Wenn ein Modehaus nicht möchte, dass ich eine Show (physisch) besuche, weil sie Angst vor meiner ehrlichen Meinung haben, kann ich mir dieselbe Show einfach online ansehen und trotzdem meine Rezension abgeben.“

Über das ‘Warum’ nachdenken

Einer der konfrontierendsten Momente während der Fashion Talks kam von Simon Gryspeert, Lead Entrepreneurship & Innovation bei Flanders DC. Während seiner Präsentation zeigte er schockierende Bilder von der Küste Ghanas, wo sich ausrangierte Kleidung aus Europa zu meterhohen Bergen auftürmt. Die schlammigen Ufer bestehen aus Textilabfällen – eine schmerzhafte visuelle Darstellung der Folgen von Überproduktion und Wegwerfmode. Obwohl diese Bilder schon öfter geteilt wurden, schaute das Publikum mucksmäuschenstill zu. Die Dringlichkeit, eine Lösung für die Textilkrise zu finden, bleibt bestehen. Die Zahlen sind alarmierend: Jährlich landen schätzungsweise 15 Millionen Kleidungsstücke in Ghana. Über 40 Prozent davon sind von so geringer Qualität oder beschädigt, dass eine Wiederverwendung unmöglich ist. Diese Kleidungsstücke landen auf Mülldeponien, in Flüssen, im Meer oder werden vor Ort verbrannt. Die Folgen: schwere Umweltschäden, Gesundheitsprobleme für die lokale Bevölkerung und eine Beeinträchtigung der lokalen Wirtschaft.

Das Bild, das Simon Gryspeert während der Fashion Talks zeigte. Berge von Textilabfällen in Ghana. Credits: Flanders DC

Gryspeert bezog in seinen Beitrag auch Ann Claes, Miteigentümerin der Claes Retail Group (CRG, Muttergesellschaft von JBC, CKS und Mayerline), und An Kluft, Geschäftsführerin von Pluto, der belgischen Marke für Casual-Chic-Freizeit- und Nachtwäsche, ein. Beide Unternehmerinnen haben sich der ‘Charta für verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement in der belgischen Mode’ angeschlossen, einer gemeinsamen Initiative, die strukturelle Reformen sowohl in der Produktions- als auch in der Konsumkette von Kleidung anstrebt. Die Initiative stellt unter anderem Anforderungen in den Bereichen Menschenrechte, Transparenz und Rückverfolgbarkeit. Modeunternehmen, die sich anschließen, verpflichten sich, jährlich über ihre Fortschritte zu berichten und aktiv an nachhaltigen Lösungen mitzuarbeiten. Flanders DC koordiniert und fördert diese Zusammenarbeit. Gryspeert betont: „Wir müssen nicht nur darauf achten, was wir produzieren, sondern vor allem warum wir produzieren.“

An Kluft, Simon Gryspeert und Ann Claes. Credits: Flanders DC

Ausblick: Ein fester Termin im Modekalender

Als Pascal Cools, Geschäftsführer von Flanders DC, die Bühne des Arenberg Theaters betritt, brandet lauter Applaus auf. Er gibt bekannt, dass die Fashion Talks ab 2026 nicht mehr alle zwei Jahre, sondern jährlich in der ersten Juniwoche stattfinden werden. Die Ambition: ein festes Momentum für die Antwerpener Modeszene zu schaffen. Diese Woche wird auch den Antwerp Fashion Walk und die jährliche Master-Show der Modeakademie umfassen. „Ein wahres Momentum“, unterstreicht Cools auf der Bühne. Stefan Ceunen, PR- und Kommunikationsmanager bei Flanders DC, betont gegenüber FashionUnited, dass es keine ‘Fashion Week’ im klassischen Sinne sein wird. Er stellt klar: „Wir wollen keine Erwartungen an große Laufstege wecken. Es wird eher eine inspirierende Modewoche mit Events.“

Dieser Artikel wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.

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