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Fashion Council Germany: “Die Modebranche braucht einen stärkeren Schulterschluss"

Von Weixin Zha

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Mode |INTERVIEW

Seit viereinhalb Jahren gibt es den Fashion Council Germany, einen Verband der sich für Mode aus Deutschland international und im eigenen Land einsetzt. Es ist keine leichte Aufgabe angesichts der Vielfalt und unterschiedlichen Interessen der deutschen Modebranche. Dazu kommen die Umbrüche innerhalb der globalen Bekleidungsindustrie. Mandie Bienek, Vorstandsmitglied des Fashion Council Germany, erzählt, woran die Interessenvertretung derzeit arbeitet und welche Pläne sie umtreiben.

Um deutsche Mode zu fördern braucht es Bühnen, um Talente und Können zu präsentieren. Eines dieser Bühnen war den Berliner Salon während der Modewoche. Gibt es bereits Pläne für eine neue Plattform nach dem Aus?

Mandie Bienek: Die Einstellung des Berliner Salon, von dem nicht nur die Designer und der Standort Berlin sondern die deutsche Modebranche als solches sowie auch wir, der Fashion Council Germany, profitiert haben, bedauern wir sehr. Die Berliner Fashion Week hat damit eines ihrer strahlenden und im internationalen Vergleich einzigartigen Formate verloren.

Wir wissen um die Relevanz solcher Bühnen und konnten in Paris und London bereits Satelliten Veranstaltungen für Designer aus Deutschland umsetzen wie zum Beispiel in der Deutschen Botschaft in London oder in Paris oder bei unserem Partner, der Agentur Rainbow Waves. Wir werden das auch weiterhin tun, weil es zu unseren elementaren Aufgaben gehört, Mode aus Deutschland im In- und Ausland zu präsentieren und zu promoten, aber aktuell gibt es kein vergleichbares Konzept wie das des Berliner Salons in Planung.

Bild: Mandy Bienek | FCG

Wenn es eine Stadt in Deutschland gibt, die die Mode hierzulande repräsentieren könnte, wäre es wohl Berlin. Doch oft heißt es, dass sie kein klares Profil habe – wie sollte sich die deutsche Hauptstatdt zukünftig als Modestandort positionieren?

Der Klimawandel und die Vermüllung der Welt sind die Themen unserer Zeit und das nachfolgender Generationen. Und somit ist Nachhaltigkeit und die damit einhergehende Transparenzwilligkeit im Bereich Mode zukünftig eine Grundvorrausetzung für ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell in einem global agierenden Markt.

Berlin ist seit vielen Jahren Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit und verdient aktuell wohl am ehesten den Titel Capital of Green Fashion in Europa. Aber tatsächlich gelang der nachhaltigen Mode erst in dieser Saison der Schritt aus der Nische und wurde zum Leitmotiv der diesjährigen Berliner Fashion Week. Die Entwicklung ist für Berlin von großem Potenzial, denn das Thema Nachhaltigkeit könnte die Antwort auf die ewige Profilfrage des Modestandort sein im internationalen Wettbewerb mit den schillernden Modemetropolen.

Bild: Teilnehmer des FCG & H&M Fellowship Programme | FCG

Berlin hat eine lebendige Start-Up-Szene bieten und Deutschland ist einer der führenden Länder bei technischen Textilien. Wie hängt das Thema Nachhaltigkeit mit Technologie zusammen?

Nachhaltigkeit und Technologie – diese Themen gehören zusammen, denn Innovationen sind ohne moderne Technologien nicht realisierbar. Nachhaltigkeit, (Performance Textiles, High Tech Produktionsverfahren,) Technische Innovationen und Qualität – diese Themen verortet man bei den Deutschen und wir sollten sie uns nicht aus der Hand nehmen lassen. Sie sind weg- und zukunftsweisend.

Der Fashion Council fördert Modedesigner auch in Richtung Nachhaltigkeit. Sind Sie mit dem bisherigen Verlauf des German Sustain Concepts zufrieden?

Nach den vergangenen sechs Monaten können wir sagen, dass alle vier Teilnehmer-Brands seit Beginn des FCG German Sustain Concept (GSC) Förderprogramms erhebliche Fortschritte in ihren Bereichen machen konnten. Gemeinsam mit den Beratern des Programms, welche den Unternehmern und Designern in den Bereichen der Beschaffung, Distribution, Marketing, Business und Recht zur Seite stehen, konnten Kerndisziplinen herausgearbeitet werden.

Klicken Sie sich durch die Slideshow um mehr über die Projekte der Brands zu erfahren, die am German Sustain Concept teilnehmen.

Das German Sustain Concept endet im Dezember 2020. Wir sind gespannt auf das nächste Jahr, denn im zweiten Jahr setzen die GSC Labels das im Vorjahr angeeignete Wissen praktisch um und werden hier bei der Umsetzung unterstützt.

Gibt es weitere Förderungen, die Sie derzeit planen? Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Wir arbeiten derzeit an neuen Konzepten und Partnerschaften, aber das ist auch immer eine Frage der Finanzierbarkeit. Wir haben einiges in Planung wie etwa das Nachfolgeprogramm des Fellowship-Programms sowie die deutschlandweite Umsetzung der Business-Workshop-Reihe FCG Seminars.

Bild: FCG Seminars | FCG

Wo wollen Sie in fünf Jahren mit Fashion Made in Germany stehen?

In fünf Jahren möchten wir die Industrie fest an unserer Seite wissen. Die deutsche Modebranche braucht einen stärkeren Schulterschluss zwischen Mode, Industrie und Politik. Die auf uns zukommenden Herausforderungen, verlangen nach einem grundlegenden Umdenken, einem kollektiven Miteinander innerhalb der Branche, einer Bündelung an Stärken und die unerlässliche Unterstützung durch die Politik.

Das alles ist nur zu erreichen, wenn Mode als Kultur und nicht unerhebliches Wirtschaftsgut die notwendige und längst überfällige Anerkennung seitens der Politik erhält. Der Bekleidungsmarkt in Deutschland ist von weltweit signifikanter Bedeutung und einer der wertvollsten in ganz Europa. Sogar die Europäische Union hat Mode offiziell in die Riege der unbedingt zu fördernden „Creative Industries“ erhoben, aber die kulturelle Anerkennung wird ihr in Deutschland noch immer versagt.

Das Interview mit Mandie Bienek wurde schriftlich geführt.

Bild: Brands des German Sustain Concepts zeigen sich auf der grünen Messe Neonyt | FCG

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