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Sport im Wandel: Trends von der Ispo Munich

Von Regina Henkel

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Mit über 85.000 Besuchern hat die Ispo Munich, die am 8. Februar zu Ende ging, einen neuen Besucherrekord aufgestellt. 2.732 Aussteller aus aller Welt präsentierten in 16 ausgebuchten Hallen ihre Neuheiten. Die Top-Themen lauteten Urban Outdoor, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Mehr internationale Besucher, mehr digitale Produkte

Die positive Stimmung in der Branche war in den vollen Hallen deutlich spürbar. Etwa sechs Prozent mehr Besucher waren gegenüber dem Vorjahr zur Messe gekommen, viele auch aus dem Ausland. Vor allem aus Italien, Russland, Großbritannien, China und den USA verzeichnete die Messe ein deutliches Plus. Auch auf Ausstellerseite konnte die Messe um drei Prozent wachsen. Ein Grund hierfür ist vor allem die voranschreitende Digitalisierung im Sportmarkt, die sich in immer mehr elektronischen Produkten niederschlägt. „Die Elektronik hält immer stärker Einzug in die Sportartikel“, erläutert Messechef Klaus Dittrich. Wearable Technology ist ein wichtiger Wachstumsmarkt, der von Uhren über Drohnen bis hin zu Fitnesstrackern reicht. Auch Traditionsmarken verbauen zunehmend Technologie, darunter mit Sensortechnik ausgestatte Skistöcke, Virtual Reality Brillen für ein emotionales Einkaufserlebnis und ein digitaler Ski-Trainer für Einlegesohlen.

Die Branche ist in Aufbruchstimmung

Der Sportmarkt steht in nahezu allen Bereichen vor großen Herausforderungen. Angefangen beim Dauerthema Wetter, dessen zunehmende Instabilität immer weniger zuverlässig für saisongerechte Abverkäufe sorgt, über die Digitalisierung des Handels, bis hin zu neuen Verbrauchertrends und mehr Nachhaltigkeit reichen die Themen, die derzeit nahezu alle Hersteller und Händler gleichermaßen beschäftigen. Zahlreiche Vorträge und Diskussionsrunden ergänzten deshalb das klassische Messeprogramm und gaben immer wieder Anstöße dazu, neue Wege zu verlassen.

Neues Timing gefragt

Mit dem Klimawandel verstärkt sich ein Problem, das den Sportmarkt schon seit mehreren Saisons umtreibt: Die Unstimmigkeit zwischen dem Zeitpunkt der Auslieferung und dem Abverkauf der Ware. Daunenjacken im August und Bikinis im Februar passen immer weniger zu den tatsächlichen Bedürfnissen der Konsumenten. Vorzeitige Reduzierungen und sinkende Profitabilität in Frühling und Herbst sind die Folgen. Viele Hersteller wollen deshalb die Auslieferung auf mehrere Termine in der Saison ausdehnen und darauf abgestimmt auch die Kollektionen und Farbthemen entwickeln. „Wir arbeiten im Wesentlichen noch mit zwei Kollektionen im Jahr, wollen die aber durch monatliche Themen ergänzen“, sagt Jeremy de Maillard, Vice President of Marketing & e-Commerce bei The North Face. Auch Alexander Wirth, selbst aus der Mode kommend und seit wenigen Monaten CEO von Bogner und damit designierter Nachfolger von Sportlerlegende Willy Bogner, hat ähnliche Pläne und will langfristig eine Pre- und eine Maincollection pro Saison anbieten – ergänzt um neue Farben und Themen. Bei Jack Wolfskin arbeitet man bereits mit sechs Lieferterminen, allerdings nur innerhalb der eigenen Distribution, also den eigenen Stores, den Franchiseläden und natürlich im E-Commerce. „Wir haben das Bestseller Management und die In-Season-Sales erheblich gesteigert“, erklärt Melody Harris-Jensbach, die ebenfalls lange in der Mode tätig war und heute Jack Wolfskin leitet.

Trend: Urban Outdoor

Nicht zuletzt sind es die Bedürfnisse der Konsumenten selbst, die sich in den letzten Saisons sehr gewandelt haben. Angeregt durch das das allgegenwärtige Athleisure-Thema in der Mode, werden in der Mode immer mehr technische Funktionen als Mehrwert eingebaut. Damit treten Modekollektionen immer stärker in Konkurrenz zu Sportbrands, die sich deshalb auch verstärkt um neue, modische Looks bemühen. Dass technische Sportjacken keineswegs nur am Berg zu finden sind, sondern vielmehr auch das Straßenbild der Städte dominieren, hat der Outdoorbranche in der Vergangenheit satte Zuwachsraten beschert. Seit die Mode dahinter gekommen ist und immer mehr Technik mit Style verbindet, sucht die Outdoorbranche nach neuen Lösungen, Mode und Glaubwürdigkeit im Sport neu miteinander zu vereinen. Besonders mutig geht z.B. Peak Performance vor und setzt mit der Design-Kooperation mit Nigel Cabourn sowie einer klaren Fokussierung auf progressive Ski- und Outdoor-Styles ein deutliches Mode-Statement. Im Gegensatz dazu will sich Odlo, das in den letzten Saisons stark auf die Verjüngung der Marke und der Kollektionen gesetzt hat und dabei große Marktanteilsverluste hinnehmen musste, wieder auf die Kernkompetenzen zurückbesinnen.

Mehr nachhaltige Lösungen

Gerüchte gab es schon vorab, schließlich sorgte am zweiten Messetag eine Pressemeldung für Klarheit: Auch W.L.Gore, unangefochtener Marktführer im Bereich Laminate, hat sich dazu durchgerungen, es vielen anderen Sport- und Outdoorbrands gleichzutun und bis 2020 die schädlichen PFCs aus den Gore-Kollektionen und aus der Herstellung der Gore-Membran zu eliminieren. Auch neue Färbetechniken, neue Recyclinglösungen, Fair Trade-Konzepte und erste Ansätze zur Einführung der Kreislaufwirtschaft wurden vorgestellt. So lässt z.B. Patagonia seine Fleece fast ausschließlich in zertifizierten Fair Trade Fabriken fertigen, SpinDye präsentierte eine neue, ressourcen- und energiesparende Methode zur Färbung von Polyester und Sympatex, spezialisiert auf Laminate, arbeitet an Kreislaufmodellen. Eine weitere Neuheit kam aus Japan: Die Life Fibre Company hat eine Methode entwickelt, wie man Wolle ohne die bislang nötige Zerstörung der Oberflächenstruktur zu feinem Garn verspinnen kann. Gelungen ist das durch einen ultrafeinen Nylonfilm um die Faser, der Kratzen verhindert, aber die natürlichen Eigenschaften wie Atmungsaktivität und Wasserabweisung beibehält. Auch Farben können in die Nylonschicht eingebunden werden. Das übliche Chloren von Wolle, verantwortlich für das schlechte Umweltzeugnis der Naturfaser, wird so überflüssig.

Fotos: Regina Henkel / Ispo

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