IAF WFC: Indischer Denimsektor bald 8-Milliarden-Dollar-Industrie
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Auf der gerade beendeten 32. IAF World Fashion Convention 2016, die vom 27 . bis 28. September im Trident Nariman Point-Hotel in Mumbai, Indien stattfand, wurde ein besonderer Schwerpunkt auf den Denim-Markt gelegt, da dieser in Indien in den 80er und 90er Jahren eine Revolution durchmachte und seitdem nicht nachgelassen hat: Er ist derzeit 4,5 Milliarden US-Dollar schwer (umgerechnet 4 Milliarden Euro) und ist in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent pro Jahr gewachsen. Jetzt glauben Experten, dass er bis 2023 bis auf über 8,1 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.
„Die Denim-Revolution fing in Indien in den 80ern und 90ern an, was sich langsam zu Lifestyle und zunehmend Mode hin verschoben hat. Mit einem Wachstum von 7,4 Prozent des indischen BIPs und einem Pro-Kopf-Einkommen von 1.362 US-Dollarn bleibt Indien einer der größten Denimproduzenten der Welt“, stellte Deval Shah am Donnerstag im Rahmen der Diskussion „New Opportunities in Denim“ fest. Shah ist Reliance Brands' Unternehmenschef für Diesel & GAS.
Indien profitiert von günstigen Preisen und einer großen Nachfrage nach Denim
Shah verwies auf Bangladesch als strategischen Denim-Partner: „Angesichts der Herausbildung der Nachfrage nach Denim aus Bangladesch, an das Indien eine große Menge exportiert, haben indische Betriebe ihre Kapazitäten in den letzten fünf Jahren auf 1,3 Milliarden Meter Denim pro Jahr verdoppelt, mit einer geschätzten Investition von 60 Crore Rupien [rund 8 Millionen Euro] pro Millionen Meter,“ fügte Shah hinzu.
Aber während sich die Anzahl der Denimhersteller von 25 vor fünf Jahren auf derzeit 42 fast verdoppelt hat, führt die zusätzliche Produktionskapazität dazu, dass 30 Prozent ungenutzt bleibt. Einige Brancheninsider sehen eine weitere Reduzierung der bereits sehr günstigen Jeanspreise als Lösung.
„Indien verkauft bereits die billigsten Jeans, die sonst nirgendwo auf der Welt erhältlich sind. Wenn wir den Preis weiter auf 10 US-Dollar pro Stück senken, wie es derzeit in den USA der Fall ist, würde die Nachfrage nach indischen Jeans steigen und zu einem Wachstumsanstieg des Sektors um 20 Prozent führen“, gab Subir Mukherjee zu bedenken, Leiter für Denim der Bhaskar Industries. Manjula Tiwari, Generaldirektorin von Future Style Lab, fügte hinzu, dass „Marken bereits von den schnellen Veränderungen [in den Bereichen] Mode und Technologie verunsichert werden“.
Dies waren einige der Ansätze der Podiumsdiskussion „New Opportunies in Denim“ am Donnerstag, die von Harminder Sahni, Geschäftsführer von Wazir Advisors, moderiert wurde. Zu den weiteren Teilnehmern gehörten der Gründer von GAS Jeans, Claudio Grotto; Anurag Asthana, Vizepräsident für Produktentwicklung und Beschaffung bei Myntra Designs und Sanjay Vakharia, Direktor von Spykar.
World Fashion Convention konzentriert sich auf Beschaffung, Einzelhandel, Technologie und Vermarktung
Die zweitägige Veranstaltung des International Modeverbands (IAF) wurde gemeinsam vom Verband der indischen Bekleidungshersteller (CMAI) und den Ministerien für Textilien und Handel organisiert. Sie zog mehr als 500 Teilnehmer an, darunter 250 Vertreter indischer Bekleidungs- und Denim-Marken und Hersteller und Branchervertreter aus mehr als 20 Ländern weltweit.
In anderen Veranstaltungen ging es um die Schwerpunktthemen Beschaffung, Einzelhandel, Technologie und Vermarktung. „Der Onlinehandel wird die nächste Wachstumsmöglichkeit für den indischen Textil- und Bekleidungssektor in den nächsten Jahren sein“, gab Aniruddha Deshmukh zu bedenken, Generaldirektor und Geschäftsführer der Mafatlal Industries Ltd.
Was den internationalen Handel angeht, wies Francesco Marchi, Generaldirektor von EURATEX, auf die Notwendigkeit hin, einen Dialog zum Freihandelsabkommen zwischen Indien und der Europäischen Union beziehungsweise den USA in Gang zu bringen, besonders angesichts des Austritt Großbritanniens aus der EU: „Die indische Regierung sollte zu Nutzen der indischen Bekleidungsbranche Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit der EU und Großbritannien beginnen. Es ist schwer, sich den Erfolg eines Freihandelsabkommens ohne Großbritannien nach dem Brexit vorzustellen. Großbritannien bleibt auch weiterhin ein textilproduzierendes Zentrum und trägt 29 Prozent zum gesamten Bekleidungshandel der EU bei. 22 Prozent der Exporte Indiens für die EU geschehen über Großbritannien“, gab er zu bedenken.
Der Verband der indischen Bekleidungshersteller (CMIA) unterzeichnete ein Abkommen mit der Chinesischen Handelskammer für den Import und Export von Textilien (CCCT), um nach möglichen Bereichen gemeinsamer Kooperationen für mehr Bekleidungsexporte aus Indien zu suchen und jegliche Marktanteile zu nutzen, die nicht von chinesischen Bekleidungsherstellern genutzt werden.
Die 33. IAF World Fashion Convention wird vom 17. bis 18. Oktober in Rio De Janeiro in Brasilien stattfinden.
Foto: Jörg Brinckheger / pixelio.de