Gedruckte Elektronik: LOPEC Messe zeigt Anwendungen für die Mode
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Wearable Technologie ist ein Wachstumsfeld im Mode- und Sportbusiness. Um Innovationen zu beschleunigen, will die Messe München aktiv dazu beitragen, unterschiedliche Forschungsgebiete und Branchen stärker miteinander zu vernetzen. Erstes Beispiel war die Elektronik-Messe LOPEC, die vom 13. bis 15. März 2018 auf dem Münchner Messegelände stattgefunden hat.
Mode als Anwendungsfeld für gedruckte Elektronik
Für einen Fashion-Professional bot sich auf der LOPEC ein eher ungewohntes Bild: Kleine Stände, wenige bis gar keine Produkte zum Anschauen, viele dunkle Anzüge. Wer verstehen wollte, inwiefern gedruckte Elektronik auch für die Mode relevant sein kann, der musste mit den Ausstellern ins Gespräch kommen oder am umfangreichen Kongressprogramm teilnehmen. Dort präsentierte sich z.B. Cutecircuit aus London, ein Pionier in Sachen elektronischer Mode.
Cutecircuit startete schon 2004 und hat seither viel Forschungsarbeit geleistet. Es hat u.a. für Kate Perry leuchtende Bühnenoutfits entwickelt, in die animierte Lichtbilder in den Stoff integriert waren. Tragbare Elektronik kann aber weit mehr als bunt blinken. Sie verleiht Kleidung Funktionen, die mit keiner anderen Technologie umsetzbar wären. Ein Beispiel dafür ist das Soundshirt von Cutecircuit. Es wurde für taube Menschen entworfen und lässt sie Konzerte spüren. In das Gewebe sind 16 Mikroaktuatoren eingebunden, die Klänge in Vibrationen umwandeln – Geigen spürt man zum Beispiel auf dem Arm, das Schlagzeug im Rücken. Ähnlich funktioniert das Hug Shirt von Cutecircuit, das den Träger sanft drückt, wenn eine Person ein Umarmungssignal per Handy ans Shirt schickt.
Forschung an neuen Stoffen
Die Möglichkeiten des Einsatzes von gedruckter Elektronik im textilen Umfeld sind groß und die Entwicklung neuer Ideen steht gerade erst am Anfang. „In den vergangenen Jahren konnten Materialforscher sowohl die Waschmaschinentauglichkeit der Elektronikkomponenten als auch die allgemeine Belastbarkeit deutlich steigern“, sagt Dr. Klaus Hecker, Geschäftsführer der OE-A (Organic and Printed Electronics Association), Mitveranstalter der LOPEC. So haben Forscher vom niederländischen Holst Centre Textilien mit integrierter Elektronik entwickelt, die bis zu 100.000 Dehnungszyklen sowie über 25 Wasch- und Trocknergänge unbeschadet überstehen. Das Schweizer Forschungs- und Entwicklungszentrum CSEM präsentierte gedruckte Elektronik-Patches, die am Körper getragen werden. Sie enthalten Sensoren, Displays, Solarzellen und wieder aufladbare Batterien. Besonders spannend: der Hightech-Wundverband MediLight mit Sensoren zur Temperatur- und Sauerstoffmessung sowie einer LED, deren antibakteriell wirkendes Licht chronische Wunden heilen soll.
Gefragte Sensortechnik für IoT und Retail
Mit noch mehr Prototypen und kommerziellen Produkten als in den Vorjahren machen die LOPEC-Aussteller deutlich, dass der gedruckten Elektronik der Sprung in diverse Anwenderbranchen gelungen ist. Zu den treibenden Kräften zählt die steigende Nachfrage nach Sensoren, die für das Internet der Dinge ebenso unerlässlich sind wie für die Industrie 4.0 oder die Gesundheitsversorgung der Zukunft. Die Vorteile von gedruckten Sensoren sind offensichtlich: Sie sind nicht nur dünn, leicht und biegsam sowie kostengünstig herzustellen, sondern erfüllen vielfältige Messaufgaben mit hoher Verlässlichkeit. Ein Beispiel hierfür demonstrierte IKEA in einem Vortrag. IKEA will mit Hilfe der gedruckten Elektronik Prozesse optimieren und zugleich einen Mehrwert für die Kunden schaffen. Das Möbelhaus plant die Auszeichnung seiner Produkte mit E-Labeln, etwa mit hauchdünnen gedruckten Displays, die sich programmieren lassen. Länderspezifische Informationen, nachträgliche Änderungen oder Aktualisierungen wären so einfach umzusetzen. Auch über den Einsatz von gedruckten RFID- und NFC-Tags denkt man bei IKEA nach.
Gedruckte Elektronik für Kosmetik
Noch vergleichsweise neu ist der Einsatz von gedruckter Elektronik in der Kosmetik. Das Changzhou Institute of Printed Electronics Industry (CZIPEI) hat eine Augenmaske entwickelt, die durch Mikrostrom gleich drei Vorteile für die empfindliche Augenpartie verspricht: sie soll Fältchen glätten, dunklen Augenringen vorbeugen und Tränensäcke minimieren. Auf der Fläche des LOPEC Innovation Showcase können Besucher diese und weitere Produkte sowie Demonstratoren erleben.
Erfolgreiche Veranstaltung
Mit mehr als 1.550 Quadratmetern Ausstellungsfläche konnte die jährlich stattfindende Messe ihren letztjährigen Rekord ein weiteres Mal brechen. Auf dem Programm standen über 180 Vorträge von international renommierten Wissenschaftlern und Vertretern von Unternehmen. „Die positive Stimmung der Branche haben wir schon bei der Messeplanung gespürt. Mehrere Aussteller haben ihre Standfläche gegenüber dem Vorjahr deutlich vergrößert“, sagt Barbara Ismaier, Projektleiterin der LOPEC bei der Messe München.
Fotos: Kleid von Cutecircuit, Max Oppenheim / VTT FlexNode: Die FlexNode von VTT kann für verschiedene tragbare Messungen wie die Körpertemperatur verwendet werden. Copyright VTT