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Trotz Nachfrageschwäche und Online-Konkurrenz: Modebranche bleibt expansionsfreudig

Von Jan Schroder

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Einzelhandel |STUDIE

Die steigende Konkurrenz durch Online-Anbieter und die zuletzt wenig erfreulichen Umsatzentwicklung im stationären Handel können der Modebranche derzeit nicht die Expansionslaune verderben. Einer Umfrage des Maklerhauses JLL zufolge ist die Nachfrage nach Ladenflächen in Deutschland ungebrochen. Der digitalen Herausforderung wollen die Unternehmen mit einer stärkeren Verzahnung des On- und Offlinehandels begegnen.

Für die Studie hatte JLL nach eigenen Angaben „erstmalig eine europaweite Befragung unter mehr als 400 nationalen und internationalen Expansionsleitern aus der Modebranche“ durchgeführt. Berücksichtigt wurden dabei alle Segmente von der Luxussparte bis zum Discounter.

Erstaunlich große Einigkeit herrschte unter den Befragten, dass der klassische stationäre Einzelhandel trotz der anhaltenden Zuwächse im Online-Geschäft mittelfristig nicht an Relevanz verlieren wird: 91 Prozent gehen vielmehr davon aus, dass er in den kommenden fünf Jahren eine gleiche oder steigende Bedeutung haben wird. Die Zuversicht mag damit zusammenhängen, dass der Umsatzanteil des Online-Handels in der Bekleidungsbranche hierzulande noch vergleichsweise gering ist. Daher bleiben die Unternehmen expansionsfreudig: 89 Prozent der Befragten erklärten, sie wollten im Laufe der kommenden zwölf Monate weitere stationäre Läden in Deutschland eröffnen.

Die digitalen Alternativen haben die Teilnehmer an der Befragung dabei durchaus im Blick – immerhin verfügen 78 Prozent ihrer Unternehmen auch über einen eigenen Online-Shop. Die Zukunft des stationären Handels wollen sie durch die Verknüpfung beider Wege sichern. 86 Prozent der Befragten halten eine stärkere Verzahnung für „unumgänglich“. Ein Ziel ist dabei, „den Mehrwert des stationären Handels zu stärken“ - etwa durch Click & Collect-Modelle oder zusätzliche Online-Angebote in den Filialen. Der digitale Druck erfordert aber auch andere Maßnahmen. Er treibt stationäre Händler dazu, neue Ladenbaukonzepte zu entwickeln, um die Qualität der Warenpräsentation zu erhöhen und die Shops zeitgemäß und attraktiv zu machen.

Miete, Frequenz und Umfeld sind für Textilunternehmen die wichtigsten Kriterien bei der Standortsuche

Die Suche nach neuen Standorten steht also für viele Textilunternehmen weiter auf der Agenda. Ein wesentliches Entscheidungskriterium ist dabei naturgemäß die Lage. Am begehrtesten sind dabei nach wie vor die klassischen innerstädtischen Einkaufszonen: Achtzig Prozent der Unternehmen planen der Studie zufolge Neueröffnungen in sogenannten 1a-Lagen. Fünfzig Prozent sind an Flächen in Shopping-Centern interessiert, die ja inzwischen auch häufiger zentrumsnah gelegen sind, nur dreißig Prozent an „sonstigen Lagen“, also etwa Läden abseits der Stadtzentren.

Während die großen Metropolen weiter besonders attraktiv für expansionsfreudige Modeunternehmen sind, haben die kleineren Großstädte mit 100.000 bis 250.000 Einwohner zuletzt an Bedeutung gewonnen. Die Gründe sind wirtschaftlicher Natur: Dort sind einerseits angemessene Flächen vorhanden, andererseits sind die Mieten niedriger und stabiler als in den Metropolen. Das durchschnittliche Niveau der Spitzenmiete habe „in diesen Städten zwischen 2004 und 2014 lediglich um 12 Prozent zugenommen, während die Spitzenmieten in den größeren Einwohnerklassen im selben Zeitraum mit durchschnittlich 37 bis 45 Prozent deutlich stärker zugenommen haben“, erklärte JLL.

Letztlich sind die Kosten eines der wichtigsten Kriterien bei der Standortsuche. Aber nicht das einzige, den meisten Expansionsbeauftragten kommt es auf eine Kombination günstiger Bedingungen an. „Ein ausgewogenes Mietpreisniveau zusammen mit einer hohen Frequenz und einem passenden Mieterbesatz in der Nachbarschaft sind die ausschlaggebenden Faktoren bei der Anmietungsentscheidung“, resümieren die Verfasser der Studie. Die Kriterien Kaufkraft, Zentralität und Umsatz seien den Befragten hingegen weit weniger wichtig.

Foto: Friedrichstraße, Berlin (©visitBerlin, Foto: Wolfgang Scholvien)

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