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Studie: Nachfrage nach Einzelhandelsflächen in Deutschland schwächelt

Von Jan Schroder

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Einzelhandel

Trotz der glänzenden Kauflaune der Verbraucher war 2016 ein eher ernüchterndes Jahr für die Vermieter von Einzelhandelsflächen in Deutschland. Der Flächenumsatz sank im Vergleich zum Vorjahr merklich, weil vor allem Bekleidungshändler bei Neuanmietungen Vorsicht walten ließen. Auch die Spitzenmieten stagnierten von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das geht aus einer Studie des Maklerhauses JLL hervor, deren Ergebnisse am Montag präsentiert wurden.

Insgesamt registrierten die Immobilienspezialisten im vergangenen Jahr 1.070 neue Vertragsabschlüsse. Das waren in etwa so viele wie 2015. Allerdings sank die Nachfrage nach größeren Lokalitäten. Der Flächenumsatz lag daher mit 487.000 Quadratmetern um sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau. Daran konnte auch ein starkes Schlussquartal nichts ändern: In den Monaten Oktober bis Dezember zählte JLL 284 Vertragsabschlüsse mit einem Flächenumsatz von insgesamt 134.000 Quadratmetern – jeweils mehr als in den drei vorhergegangenen Quartalen.

Berlin liegt beim Flächenumsatz bundesweit an der Spitze

Von der hohen Nachfrage im letzten Vierteljahr profitierte vor allem Berlin. So verbuchte die Hauptstadt, die nach drei Quartalen bundesweit noch auf dem dritten Platz gelegen hatte, am Jahresende mit einem Flächenumsatz von 36.000 Quadratmetern den Spitzenplatz unter den deutschen Metropolen. Dazu trug auch die besondere Rolle bei, die Berlin gerade in den Expansionsplanungen ausländischen Unternehmen spielt: Die Hauptstadt sei ein beliebter „Ausgangspunkt für viele internationale Marken, die nun auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollen. Dazu zählten im letzten Quartal der britische Modehändler Topshop sowie das Label Samsøe & Samsøe“, erklärten die Verfasser der Studie.

Auf den Plätzen zwei und drei folgten 2016 Frankfurt am Main mit einem Flächenumsatz von 28.000 Quadratmetern und Stuttgart mit 27.000 Quadratmetern. Verhältnismäßig schwach war die Nachfrage im vergangenen Jahr in Hamburg (20.000 Quadratmeter), Köln (17.000 Quadratmeter) und Düsseldorf (15.500 Quadratmeter). München kam sogar nur auf 13.300 Quadratmeter. In der bayerischen Metropole hätten 2016 „signifikante Großabschlüsse“ gefehlt, erläuterten die Immobilienexperten.

Weniger Neuvermietungen an Bekleidungshändler

Die allgemeine Schwäche war vor allem auf die gesunkene Nachfrage von Seiten der sonst so expansionsfreudigen Bekleidungshändlern zurückzuführen. Die Zahl der Neuanmietungen in diesem Segment sank von 292 im Jahr 2015 auf nur noch 260. Der Anteil der Branche am gesamten Flächenumsatz schrumpfte daher von 37 Prozent auf 33 Prozent. Hier manifestierten sich die Probleme der deutschen Textilhändler, die im vergangenen Jahr angesichts schwieriger Rahmenbedingungen kaum von der ansonsten glänzenden Kauflaune der Konsumenten profitieren konnten. Auch die Verlagerung von Umsätzen ins Online-Geschäft ließ die Nachfrage nach Ladenflächen sinken.

„2016 konnte man gut sehen, dass Handelsketten derzeit sehr genau prüfen, bevor sie sich an einen Standort binden. Das gilt vor allem für Textilhändler“, erklärte Dirk Wichner, Head of Retail Leasing bei JLL Germany. Durch die Zurückhaltung der Bekleidungsbranche entstünden „aber auch Lücken und somit Chancen für andere Branchen wie Gastronomie und Gesundheit/Beauty“.

Die Mieten für Einzelhandelsflächen steigen kaum noch

Die mangelnde Flächennachfrage wirkte sich naturgemäß auch auf die Entwicklung der Mietpreise aus. Die stiegen im Bundesdurchschnitt nur noch um 1,2 Prozent – und das lag vor allem an Neuvermietungen in kleineren Städten. In den 185 größten Städten ermittelte JLL lediglich einen minimalen Anstieg um 0,1 Prozent. So stagnierten auch die Spitzenmieten in den wichtigsten Einkaufsstraßen der Republik. Von den teuersten Shopping-Meilen in den zehn größten deutschen Städten konnte nur die Berliner Tauentzienstraße Mietsteigerungen melden (+9 Prozent). Mit einem Quadratmeterpreis von 350 Euro liegt sie in der entsprechenden Rangliste auf Platz zwei. Führend ist hier weiterhin der Straßenzug Kaufingerstraße/Marienplatz in München (360 Euro pro Quadratmeter), Rang drei belegt die Frankfurter Zeil (310 Euro pro Quadratmeter).

Immobilienexperte Wichner sieht keine Anzeichen für eine bevorstehende Trendwende: „Für das kommende Jahr rechnen wir damit, dass der Markt erneut kämpfen muss, um seine Dynamik zu erhalten. In einzelnen Standorten kann es sogar dazu führen, dass die Spitzenmieten erstmals seit langem wieder zurückgehen“, erklärte er.

Foto: obs/Jones Lang LaSalle GmbH
JLL