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Studie: Kaufkraft in Krisenländern steigt wieder

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

In den meisten europäischen Krisenländern scheint die wirtschaftliche Talsole der vergangenen Jahre durchschritten zu sein, und die Verbraucher blicken wieder optimistischer in die Zukunft. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt hat, standen den Verbrauchern 2014 in den EU-Ländern insgesamt etwa 7,75 Billionen Euro für ihre gesamten Ausgaben sowie zum Sparen zur Verfügung. Dies entspricht einer Kaufkraft von 15.360 Euro pro Einwohner sowie einer nominalen Steigerung von rund 2,5 Prozent zum Jahr 2013.

Doch nicht alle Handelsformen können gleichermaßen von der guten Entwicklung profitieren. So setzt die Dynamik des Onlinehandels den stationären Handel länderübergreifend unter Druck, weshalb die GfK für 2015 nur ein moderates Wachstum im Ladeneinzelhandel sieht und in den EU-Ländern lediglich ein stationäres Handelswachstum von nominal 0,5 Prozent prognostiziert. Positiv herausstechen können einmal mehr Rumänien mit einem Plus von 5,1 Prozent sowie die baltischen Staaten mit plus vier bis fünf Prozent 4,0 Prozent. In den von der Wirtschaftskrise stark betroffenen südeuropäischen Staaten begann im Jahr 2014 die Stabilisierung der Einzelhandelssituation. Dabei werde Griechenland erneut Einzelhandelsumsätze verlieren, so die GfK. Der Rückgang dürfte allerdings – auf Basis der bislang für 2015 vorliegenden Daten und vorbehaltlich eines Verbleibs Griechenlands in der Währungsunion – mit rund einem Prozent minus vergleichsweise glimpflich ablaufen.

Das Gute an dem nach wie vor nur moderaten Wachstum in Europa ist der Umstand, dass auch die Verbraucherpreise nur leicht steigen. So erwarten die Wirtschaftsexperten für 2015 eine Inflationsrate von nur 0,2 Prozent. Die Europäische Kommission rechnet für einige Länder sogar mit deflationären Tendenzen, die höchsten in Spanien und der Schweiz mit je einem Prozentpunkt. Die höchsten Inflationsraten finden sich hingegen einmal mehr in der Türkei mit plus 6,3 Prozent und Russland mit sechs Prozent. Das Gute: Dank der niedrigen Inflation ist in 2015 ein stabiler realer Einzelhandelsumsatz in den Ländern der EU mehr als wahrscheinlich.

Umsatzverschiebungen durch eCommerce erwartet

In Nord- und Südeuropa, insbesondere in Deutschland, Frankreich und Großbritannien beobachtet die GfK eigenen Angaben zufolge, dass die Flächenumsätze zunehmend unter Druck geraten. Ein wesentlicher Grund hierfür seien Umsatzverschiebungen bei vielen Sortimenten in Richtung Internethandel. „Wenngleich Osteuropa eine hohe Dynamik im eCommerce aufweist – etwa in Polen – sind die Auswirkungen dort noch nicht so stark spürbar, da die absoluten Volumina, die über das Internet gekauft werden, noch vergleichsweise gering sind. Hingegen ist in reifen Märkten wie Deutschland zu erkennen, dass Branchen wie der Bekleidungseinzelhandel nicht mehr so expansiv sind wie noch vor einigen Jahren,“ heißt es in der GfK-Studie. Zugleich verringere sich die Anzahl an geplanten und im Bau befindlichen Shoppingcentern, was teils als Ursache, teils aber auch als Auswirkung der veränderten Marktdynamik zu betrachten sei.

Generell sehen die Handelsexperten eine positive Entwicklung in europäischen Einzelhandel, denn „die Konjunktur in Europa fasst wieder Tritt. Eine gestärkte Binnennachfrage sowie verbesserte externe Wettbewerbsfähigkeit – insbesondere in einigen der wirtschaftlich schwächsten Länder – kann zu einem ausgewogeneren, nachhaltigeren Wachstum verhelfen, von dem auch der Einzelhandel profitiert,“ so der GfK-Einzelhandelsexperte Dr. Gerold Doplbauer. Doch so einfach und positiv diese Gesamtschau auch wirkte, so uneinheitlich sei die Situation beim Blick auf einzelne Regionen.

Einziges echtes Sorgenkind bleibt Griechenland. Während für Spanien, Portugal, Italien und Frankreich eine positive Entwicklung mit steigender Kaufkraft vorausgesagt wird, räumen die Experten den Hellenen kaum realistische Chancen auf eine baldige Erholung ein. Sowohlder stationäre Handel als auch der eCommerce werden es in dem Land also auch im laufenden Jahr weiter sehr schwer haben.

Foto: Birgit / pixelio.de

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