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Studie: Der stationäre Handel ist noch lange nicht tot

Von Regina Henkel

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Einzelhandel

Laut dem neuen Forschungsbericht „The Evolution of Retail Destinations“ von Immobiliendienstleister Savills bedeutet der Anstieg der Online-Verkäufe in Europa nicht das Ende des physischen Geschäfts.

Online und offline ergänzen einander

Der E-Commerce ist zu einer der größten Herausforderungen des Einzelhandels geworden. Seine Dynamik ist ungebrochen und wird nach aktuellen Schätzungen bis 2023 28,5 Prozent der Modeverkäufe in Westeuropa ausmachen; eine Wachstumsrate von 87 Prozent.

Dennoch erkennen auch Online-Händler den großen Vorteil eines physischen Ladens. Eine US-Studie des International Council of Shopping Centers aus dem Jahr 2018 ergab, dass die Zahl der Besucher einer Website in einem Einzugsgebiet um 37 Prozent steigt, wenn eine Marke einen neuen Shop eröffnet. Neben den hohen Kosten für Versand und Marketing im reinen Online-Handel gibt es weitere Gründe für eine physische Präsenz. So kommen nach Schätzungen von GlobalData 29 Prozent der Online-Verkäufe in Großbritannien mit einem Geschäft in Kontakt, entweder durch Click & Collect oder wenn der Kunde das Produkt zum ersten Mal im Geschäft begutachtet.

Marie Hickey, Savills Research Director, sagt: „In ganz Europa werden erstklassige Einzelhandelsdestinationen und stark frequentierte, convenience-geführte Standorte weniger den Herausforderungen des Einzelhandels ausgesetzt sein, aber sie werden auch nicht völlig immun sein. Ein stärkerer Fokus auf das Einkaufserlebnis, sowohl im Hinblick auf das Nutzerprofil als auch auf den Standort, sowie eine Intensivierung der Anwendungen, die dazu beitragen, die Frequenz zu erhöhen, werden der Schlüssel sein. Für die wirklich innovativen Vermieter kann die Einführung einer stärker serviceorientierten und flexiblen Denkweise auch einen Unterschied darstellen."

Deutschland: Standorte werden noch wichtiger

Das gilt besonders auch für den deutschen Markt. Jörg Krechky, Head of Retail Investment Services Germany bei Savills, sagt: „Es gibt einige Anzeichen dafür, dass sich unser Markt ähnlich entwickeln wird wie in Großbritannien. Unsere Wachstumsrate im Online-Handel steigt stetig, aber das ist nichts Neues. Noch wichtiger ist, dass sich die Kundenpräferenzen, nämlich die der Kernzielgruppen "Millennials" und "Babyboomer", verändern. Wir stehen vor dem größten Wandel des Jahrhunderts in der strategischen Entwicklung von Einzelhandelsimmobilien. Die Einzelhändler restrukturieren bereits ihre Flächenkonzepte und Portfolios. Die Nachfrage nach Premium-Lagen steigt, da Investoren strategisch wichtige Standorte sichern wollen. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach sekundären und tertiären Standorten: Sie werden in Zukunft weniger lukrativ sein und müssen möglicherweise durch andere Nutzungen umstrukturiert und revitalisiert werden."

Neue Zielgruppen wollen neue Erfahrungen statt neue Dinge

Neben Millennials und Babyboomern wird die Zukunft des Einzelhandels stark von der Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) beeinflusst. Es sind so genannte "Digital Natives", die mit dem Internet aufgewachsen sind. Umweltbewusstsein, persönliche Gesundheit und soziale Verantwortung spielen in ihrem Weltbild eine zentrale Rolle. Laut einer aktuellen Umfrage von Eventbrite gaben 78 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Geld lieber für Erfahrungen als für materielle Dinge ausgeben.

Die Auswahl der in den Innenstadtlagen vertretenen Marken sollte auch lokale, unabhängige Einzelhandelsgeschäfte von guter Qualität umfassen und dazu beitragen, sich im Wettbewerb entscheidend zu differenzieren. Ein weiterer Aspekt ist die Kombination verschiedener Nutzungen. Laut Savills ist die Integration von Coworking- und Koliving-Konzepten in Kombination mit dem Einzelhandel eine vielversprechende Synergie, die dem Kunden vielfältige Einsatzmöglichkeiten im unmittelbaren Umfeld bietet und die Frequenzen für das Einzelhandels- und Freizeitangebot verbessert.

„Der Einzelhandel erlebt den größten Wandel innerhalb einer Generation. Wir sehen das Ende des physischen Geschäfts nicht, sondern die Branche erlebt eine Entwicklung ihres Angebots. Die spannende Aufgabe für Investoren, Portfoliobesitzer und Betreiber besteht darin, die Folgen dieser Entwicklungen zu antizipieren und entsprechend zu investieren", sagt Krechky.

Foto: FashionUnited.com

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