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Statistisches Bundesamt: Covid-19 beschleunigt Niedergang der Warenhäuser

Von Jan Schroder

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Einzelhandel

Angesichts des anhaltenden Online-Booms im Einzelhandel scheint das klassische Kaufhaus schon länger kein besonders zukunftsträchtiges Geschäftsmodell mehr zu sein. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat in dieser Woche Daten veröffentlicht, die diese Vermutung untermauern. Sie belegen zudem, dass die Folgen der Covid-19-Pandemie den Niedergang der Kaufhäuser in den vergangenen Monaten noch einmal beschleunigt haben.

Die Zahlen der Wiesbadener Behörde machen die fundamentale Kräfteverschiebung im deutschen Einzelhandel überdeutlich. Demnach mussten die Kaufhäuser im Zeitraum von 1999 bis 2019 einen realen – also um Preisveränderungen bereinigten – Umsatzverlust von 42,1 Prozent hinnehmen. Damit blieben sie deutlich hinter der allgemeinen Entwicklung im stationären Einzelhandel zurück, der seine Erlöse immerhin um 11,2 Prozent steigern konnte. Noch deutlich dynamischer wuchs allerdings der Onlinehandel mit einem Umsatzplus von 120,3 Prozent.

Besonders bedrohlich für die klassischen Kaufhäuser ist, dass ausgerechnet die Kernkategorien ihrer Sortimente zu den Produktgruppen gehören, die von den Kunden in zunehmendem Maße im Internet bestellt werden. So waren Bekleidung und Schuhe, die traditionell wichtigsten Umsatzbringer der Kaufhäuser, im vergangenen Jahr die beliebteste Produktkategorie im gesamten deutschen Onlinehandel. „68 Prozent der Onlinekäuferinnen und -käufer ab 10 Jahre kauften im Jahr 2019 Bekleidung, Sportartikel und Schuhe über das Internet. Das waren 19 Prozentpunkte mehr als noch 2006“, erklärte das Statistische Bundesamt.

Online- und Versandhandel „klarer Gewinner der Corona-Krise“

Die Behörde sieht die Kaufhäuser in dieser so wichtigen Produktgruppe prinzipiell im Nachteil: „Eine Ursache für die rückläufigen Umsätze der großen Warenhausketten dürfte deren Sortiment sein, das letztlich nicht mit der Vielfalt und den Preisen der Angebote im Internet mithalten kann“, erläuterten die Statistiker.

Während der Corona-Krise verloren die Kaufhäuser gegenüber den Onlinehändlern weiter an Boden. Im Zeitraum von April bis Juni lagen ihre Umsätze real um 21,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Demgegenüber verbuchte der Online- und Versandhandel in dieser Zeit ein Plus von 32,0 Prozent.

Die gegenläufigen Tendenzen haben sich seither fortgesetzt. Im August lagen die Erlöse in den Kaufhäusern nach vorläufigen Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes weiterhin unter dem Vorjahresniveau (real -2,4 Prozent), während dem Online- und Versandhandel eine Umsatzsteigerung um 22,9 Prozent gelang. So zog die Wiesbadener Behörde ein eindeutiges Fazit: Die Versender seien „klarer Gewinner der Corona-Krise“, erklärte sie in einer Mitteilung.

Foto: Martin Gerten via dpa/Picture Alliance

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