• Home
  • Nachrichten
  • Einzelhandel
  • Online-Boom: Stationärer Handel fordert längere Öffnungszeiten

Online-Boom: Stationärer Handel fordert längere Öffnungszeiten

Von Reinhold Koehler

Wird geladen...

Scroll down to read more

Einzelhandel

Der stationäre Modehandel hat es immer schwerer sich gegen die stets wachsende Konkurrenz im Internet zu behaupten. Immer mehr Kunden verlagern ihren Einkaufsbummel ins Netz und bestellen bei einem der immer zahlreicher werdenden Onlineshops. Ladenbetreiber haben hingegen immer mehr das Nachsehen. Bei ihnen lassen sich Kunden zwar gerne beraten und probieren Kleidungsstücke an, gekauft wird dann jedoch oftmals sehr viel günstiger im Internet.

Was viele niedergelassene Händlern zudem Sorgen bereitet, ist die ständige Verfügbarkeit der Bestellportale im Netz. Während der Einzelhandel an die strikten Regelungen der Öffnungszeiten gebunden ist, die der Staat vorgibt, kann online 365 Tage im Jahr rund um die Uhr eingekauft werden. Zwar wurde das generelle Verkaufsverbot an Sonn- und Feiertagen in den letzten Jahren etwas aufgeweicht, hat aber in den meisten Bundesländern weiterhin Bestand. Bisher ist jeglicher Versuch, die Öffnungszeiten generell freizugeben, am Veto von Kirchen und Gewerkschaften gescheitert.

Nun unternimmt der Handel einen weiteren Versuch, mehr Flexibilität bei den Öffnungszeiten zu erreichen. So forderte unlängst der Kaufhof-Aufsichtsrat Lovro Mandac gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital, „zumindest Anfänge für die Sonntagsöffnung". Er verstehe nicht, so Mandac, warum Online vom Gesetzgeber so geschützt werde. „Wenn ich nicht aufmachen darf, warum dürfen dann Zalando und Amazon am Sonntag arbeiten? Ich verlange nur, dass dieser Laden hier auch aufhaben kann".

Mandac ist sich sicher, dass Kaufhof heute in dieser Sache Recht bekäme, wenn man vor das Verfassungsgericht zöge. Mit Blick auf die Initiative von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der ein Dialogforum zur Zukunft des Einzelhandels gestartet hat, warnt Mandac: „Wenn wir Einzelhändler rausgehen, weil das Netz uns nicht mehr erlaubt, hier zu arbeiten, dann können Sie die Innenstädte zumachen."

Arbeitsplätze in Gefahr?

Wie Mandac forderte auch der Handelsverband Deutschland (HDE) bereits mehrmals eine Aufhebung der bisherigen Sonntagsregelungen. Dabei weisen sowohl der HDE als auch Kaufhof-Mann Mandac immer wieder darauf hin, dass die aktuell strikten Regelungen sich schon bald auf den Arbeitsmarkt auswirken könnten. „Wenn nichts geschieht, dann werden mehr Arbeitsplätze aus dem Einzelhandelstarif der Innenstadt in den Logistiktarif der Außenstadt verlagert,“ so Mandac. Er verstehe nicht, warum die Kirche in der Frage der Sonntagsöffnung so viel Einfluss auf das öffentliche Leben habe: „Wir sind ein säkularer Staat“.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel eröffnete am gestrigen Dienstag in Berlin die Auftaktveranstaltung zu seiner neuen „Dialogplattform Einzelhandel“, die künftig für eine engere Zusammenarbeit des Ministeriums mit dem Handel stehen soll. Ob dieser Runde Tisch jedoch die traditionell starke Machtposition der Kirchen aushebeln und tatsächliche Veränderungen in der Öffnungszeiten-Politik herbeiführen kann, ist mehr als fraglich. Bislang ist jede Initiative in diesem Bereich gescheitert.

Foto: Galeria Kaufhof

BEVH
BTE
Hdeeinzelhandel