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Handel: Fair Trade durchbricht Milliardengrenze

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Der Handel mit nachhaltigen Produkten boomt. Immer mehr Verbraucher interessieren sich beim Modekauf für die Bedingungen, unter denen die Waren hergestellt wurden, achten auf Umweltverträglichkeit und soziale Standards bei der Produktion. Seit 2010 hat sich der Umsatz im Fair Trade so nahezu verdreifacht. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Branche in Deutschland sogar einen Rekordumsatz in Höhe von 1,14 Milliarden Euro.

Die Käuferschaft fair gehandelter Produkte liegt aktuell bei 61 Prozent der Verbraucher. Zum Vergleich: Vor gerade mal drei Jahren lag der Wert noch unterhalb der 50-Prozent-Marke. Eine Ursache dafür sind neue Käufergruppen: In der Vergangenheit griffen überwiegend Menschen mit höheren Einkommen und Bildungsabschlüssen zu fairen Produkten. Doch der Anteil von Verbraucher mit niedrigeren Einkommen und Bildungsabschlüssen hat sich in den letzten Jahren signifikant erhöht, wie eine repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag des Forum Fairer Handel ergeben hat.

„Der Faire Handel ist im Alltag der Deutschen angekommen. Gerade bei den Zielgruppen, die nicht zum klassischen Klientel des Fairen Handels gehören, hat die Nachfrage nach entsprechenden Produkten stark zugenommen", so Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel. Er begrüße sehr, dass immer mehr Menschen in allen gesellschaftlichen Schichten mit ihrer Konsumentscheidung zu einer menschenwürdigen und fairen Produktion unserer Alltagsgüter beitrügen.

Bundesregierung in der Pflicht

Demgegenüber werden im konventionellen Handel immer wieder schwere Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten entlang globaler Lieferketten bekannt, an denen auch deutsche Unternehmen beteiligt sind. Der Grund dafür liegt laut Forum Fairer Handel vor allem darin, dass es bislang keine verbindlichen menschenrechtlichen Verpflichtungen für Unternehmen gibt. Mit dem Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) will die Bundesregierung jedoch im Herbst 2016 endlich gesetzliche Regelungen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht im globalen Geschäftsverkehr zu beschließen.

Das Forum Fairer Handel hat jedoch durchaus seine Zweifel, ob es die Politik mit dem angekündigten Aktionsplan tatsächlich ernst meint. „Aufgrund starken Widerstands aus dem Bundesfinanzministerium droht dem Aktionsplan die Herabstufung zu einer zahnlosen, auf rein freiwilliger Unternehmensverantwortung basierenden Deklaration“, so Verbandsmann Blendin. Dies müsse verhindert werden. Schließlich stehe die Bundeskanzlerin im Wort, einen substanziellen Aktionsplan vorzulegen. „Dazu gehören verbindliche Regelungen", so Blendin weiter. Dafür habe man sich nun gemeinsam mit dem Weltladen-Dachverband in der Kampagne „Mensch. Macht. Handel. Fair." eingesetzt und genieße dabei gemäß der Umfrage den Rückhalt von 83 Prozent der Bevölkerung.

Ob sich nachhaltige, fair gehandelte Produkte tatsächlich auf dem Massenmarkt etablieren können, ist mehr als fraglich. Der ganz große Boom mit zweistelligen Wachstumsraten ist in diesem Handelssegment nämlich bereits wieder vorbei, und die Umsätze steigen nur noch moderat.

Foto: sillilein74 / pixelio.de

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