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Die Zukunft des Shoppings findet in stationären Läden statt

Von Herve Dewintre

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Einzelhandel

Der stationäre Handel leistet Widerstand. Selbst Labels, die digital lanciert worden sind (man denke an Marken wie Sezane), entscheiden sich in einem bestimmten Stadium ihrer Entwicklung für die Eröffnung eines stationären Ladens. Selbst Amazon erwägt die Eröffnung von Geschäften in der EU, nachdem es das Experiment in den Vereinigten Staaten und Großbritannien ausprobiert hat. In Frankreich bleiben laut einer IPSOS-Umfrage mehr als 72 Prozent der Verbraucher den von ihnen bevorzugten Geschäften auch im Internet treu. Aber das gilt nicht für alle Läden. Was der Kunde über den reinen Akt des Kaufs hinaus sucht, ist eine Welt, die Emotionen weckt. Diese Emotion muss daher in einer Zeit, in der Mobiltelefone und soziale Netzwerke allgegenwärtig sind, alle technologischen Ressourcen nutzen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Connected Stores erscheinen im Zeitalter der Hypervernetzung als heiliger Gral für Marken, die die Sorge um die Tradition harmonisch mit den Ansprüchen der Moderne verbinden wollen. Zur Erinnerung: Connected Shops sind Shops, die digitale Technologie in allen Phasen des Einkaufs anbieten: Verkaufsberater, die von Tablets begleitet werden, Tablets und Apps, die dem Kunden zur Verfügung gestellt werden, mobiles Bezahlen, digitale Terminals, Datenerfassung für einen personalisierten Besuch, direkte Lieferung in den Laden, virtuelle Anproberäume und vieles mehr. Viele Unternehmen haben damit experimentiert, zum Beispiel Decathlon, die ihre Verkäufer mit digitalen Werkzeugen ausstatten, und in letzter Zeit auch einige Luxushäuser. Für letztere stellt sich zusätzlich die Frage: Wie weit soll diese Technik im Laden sichtbar sein, um die edle Atmosphäre des Ortes nicht zu stören? Die ultimative Angst ist der Gadget-Effekt.

Chanel lehnt immer noch den elektronischen Handel ab

Jedes Modehaus hat seine eigenen Lösungen für diese Frage. Für einige ist das Spektakuläre die Regel: Bei Burberry sind die Kleidungsstücke mit RFID-Chips ausgestattet, die es ermöglichen, wenn der Kunde das Produkt ausprobiert, auf einem interaktiven Spiegel alle zusätzlichen Informationen wie Zusammensetzung, verfügbare Farben, andere zugehörige Produkte, anzuzeigen. Anfang Dezember eröffnete Canada Goose einen digital betriebenen, Concept Store ohne Lager: Die Technologie ermöglicht es dem Kunden, digital in die Arktis zu reisen.

Für andere ist die Technologie eine große Hilfe, aber sie nimmt nicht die oberste Priorität ein. Das ist der Fall für das Haus Chanel, das sich noch immer weigert, den Lockrufen des E-Commerce nachzugeben. Chanel im Internet ist ein No-Go. In der Rue Cambon ist Digitalisierung zwar integriert, der „erweiterte Einzelhandel“ ist eine Realität, aber es ist alles eine Frage des Maßes und der Eleganz. Seit Mai 2019 stehen den Stammkunden des Hauses neue Möglichkeiten zur Verfügung, die auf die digitale Anbindung setzen. Vor jedem Besuch in der Rue Cambon Nummer 19 kann der Kunde mit einer exklusiven und vertraulichen App aus den angebotenen Bildern, oder mit Hilfe von Aufnahmen von Instagram oder einer Zeitschrift seine optimale Auswahl treffen. Kunden schickt seine Liste an einen persönlichen Modeberater oder persönliche Modeberaterin und kann sich über Verfügbarkeiten informieren. Im Shop kann die Kundin exklusive Online-Inhalte nutzen und über einen angeschlossenen Spiegel Bilder und Videos passend zu ihrem Geschmack ansehen.

Hier, so betont das Haus, wird Technologie nicht eingesetzt, um Verkäufe oder den Besucherstrom zu erhöhen, sondern um die Beziehung zum Kunden zu stärken und die Freude am Einkaufen zu steigern. „Das Programm wurde nach den Wünschen der Modeberater entwickelt“, sagt Bruno Pavlovsky, President of Fashion bei Chanel und Chanel SAS. Sie „kennen ihre Kunden besser als jeder andere und wissen, wann sie diese Funktion nutzen oder nicht nutzen sollten. Man kommt nicht zu Chanel, um eine App zu testen.“ Der im Mai letzten Jahres durchgeführte und mit der Expertise von Farfetch entwickelte Testlauf war zufriedenstellend und soll in Kürze auch in den anderen Pariser Chanel-Boutiquen eingeführt werden.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

Foto: Olivier Saillant für Chanel

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