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Deutschlands Händler kämpfen fürs Bargeld

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Auf politischer Ebene werden derzeit die Vor- und Nachteile von Bargeld heiß diskutiert. Viele Banken und Politiker haben es sich zur Aufgabe gemacht, Scheine und Münzen mittelfristig ganz abzuschaffen und durch digitale Bezahlsysteme zu ersetzen. Damit entziehe man dem organisierten Verbrechen und terroristischen Vereinigungen die Existenzgrundlage, heißt es. Die EU hat im Zuge dessen bereits beschlossen, den 500-Euro-Schein aus dem Umlauf zu nehmen.

Die Bevölkerung wehrt sich hingegen vehement gegen die Pläne der internationalen Politik und Finanzwirtschaft. Die Verbraucher haben Angst, künftig nur noch virtuelles Geld zu besitzen und sich somit in eine totale Abhängigkeit von Banken und Geldinstituten zu begeben. Außerdem befeuert die Diskussion um die Abschaffung des Bargelds die unterschwellig stets vorhandene Angst der Bürger vor Datenklau und Überwachung.

Doch nicht nur Verbraucherschützer, Nichtregierungsorganisationen und besorgte Bürger wehren sich gegen die Pläne, auch der Handel setzt weiterhin auf Bargeldzahlung. Der Präsident des Handelverbands Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, machte ers kürzlich beim Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank deutlich, dass im Einzelhandel Bargeld nach wie vor das wichtigste Zahlungsmittel ist.

Über 50 Prozent der Kunden zahlen bar

Geht es nach den Händlern, soll das auch in Zukunft so bleiben. „Die Diskussionen um Bargeldobergrenzen oder um die Abschaffung von Centmünzen beschädigen den Ruf des Bargelds“, so Sanktjohanser. Jetzt seien klare Aussagen der Politik gefordert, denn Bargeld dürfe nicht unter den Generalverdacht der Geldwäsche gestellt werden. Barzahlung sei ein einfaches, unkompliziertes und zudem diskriminierungsfreies Zahlungsmittel.

Der Handel mit über 50 Millionen Kunden täglich ist laut HDE für alle da: „Für die Hippen, die Avantgardisten aber auch für die, die ihre erlernten, lieb gewonnenen Gewohnheiten leben und weiter bar bezahlen wollen.“ Davon profitieren natürlich auch die niedergelassenen Händler, die auch auf lange Sicht nicht auf diese Einnahmequelle verzichten wollen. „Die Kunden zeigen jeden Tag, wie gefragt die Barzahlung nach wie vor ist. Über die Hälfte des Umsatzes im Einzelhandel wird in bar gezahlt“, so Sanktjohanser.

Zahlen des EHI Retail Instituts zeigen zwar, dass die Kartenzahlung langsam aber kontinuierlich aufholt und inzwischen 44,5 Prozent erreicht. Allerdings erfolgt dieses Wachstum mit jährlich rund 1.5 Prozent eher langsam. Damit ist Bargeld auf absehbare Zeit weiterhin ein wesentlicher Bestandteil im Zahlungsmix des deutschen Einzelhandels. Sanktjohanser: „Wir sollten Alternativen schaffen, statt Beschränkungen aufzubauen. Die Zahlung muss der effiziente Abschluss eines Einkaufs, die Nutzenmehrung für den Kunden und gleichermaßen für den Händler und die Geldinstitute sein.“ Deshalb dürfe es nicht um die Beschränkung der Barzahlung gehen, sondern vielmehr um die Förderung anderer Bezahlmethoden.

Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

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