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Demografie erfordert Umdenken in der Modebranche

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Dass sich Deutschland und Europa im demografischen Wandel befinden, ist bekannt. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung erhöht sich stetig, die Menschen werden älter und die Geburtenraten gehen weiter zurück. Rentenversicherer und Krankenkassen haben das Problem bereits erkannt, genauso wie die Personalchefs großer Unternehmen, die sich auf einen künftigen Fachkräftemangel einstellen müssen. Doch wie bereitet sich die generell eher auf jüngere Zielgruppen ausgerichtete Modebranche auf den demografischen Wandel vor?

Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC PriceWaterhouseCoopers (PwC) erwarten 90 Prozent der deutschen Unternehmen erst in sieben bis zehn Jahren starke Auswirkungen des demografischen Wandels. Nur 69 Prozent haben heute schon im Blick, wie sich die alternde Gesellschaft auf ihre Zielgruppen und deren Bedürfnisse auswirkt. 80 Prozent der Unternehmen sehen jedoch zunächst nur Handlungsbedarf im Bereich Personal. Das verbleibende Fünftel der Unternehmen hat nach eigenen Angaben bisher jedoch noch keinerlei Maßnahmen ergriffen, um sich auf die Alterung unserer Gesellschaft einzustellen.

„Die Unternehmen in Deutschland wissen, dass der demografische Wandel auch an ihnen nicht spurlos vorübergehen wird. Sie konzentrieren sich aber einseitig auf Personalfragen und unterschätzen die Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell. Die Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten wird sich mindestens ebenso dramatisch verändern wie der Arbeitsmarkt", so Norbert Winkeljohann, Sprecher des Vorstands von PwC Deutschland. Dies betrifft vor allem den Modehandel. Aktuell sind Angebote für reifere Zielgruppen im Modeeinzelhandel noch immer Mangelware. Lediglich Warenhäuser, Katalogversender und TV-Shops bieten ein Sortiment, das auch für ältere Kunden interessant ist.

Muss Mode immer jung sein?

Produktseitig, aber auch in der Kommunikation, im Coroprate Design und in der Shopgestaltung setzen die meisten Modeunternehmen weiterhin auf Jugendlichkeit. Aktuell scheint es den meisten Anbietern wichtiger zu sein, in digitale Vernetzung, Apps und Social Media Kampagnen zu investieren, als ihr Sortiment und ihre Zielgruppenansprache an die Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung hin zu überprüfen und anzupassen. „Alle Geschäftsmodelle gehören auf den Prüfstand", sagt daher Michael Burkhart, Partner bei PwC und Experte für den demografischen Wandel. „Der Bevölkerungsrückgang wird nicht nur die Hersteller von Babynahrung betreffen, sondern beispielsweise auch Energieversorger, den Einzelhandel oder Automobilhersteller. Der Kreis potentieller Kunden wird kleiner und die Kunden immer älter."

Die Altersspanne der sogenannten werberelevanten Zielgruppe hat sich bereits nach hinten verschoben: Lange standen die 14- bis 49-Jährigen im Fokus, heute gelten die 20- bis 59-Jährigen als maßgebend. Ob und wann diese Tatsachen in der Modebranche ankommen und zu einer tatsächlichen Veränderung führen, bleibt abzuwarten. Aktuell scheinen sich die Verantwortlichen in den Unternehmen und Verbänden noch ein wenig davor drücken zu wollen, sich ernsthaft mit diesem Thema zu beschäftigen. Bleibt zu hoffen, dass Textilhersteller und Modehandel nicht von der Realität ein- oder sogar überholt werden. Noch bleibt jedoch genug Zeit, um schlüssige Produkt- und Vermarktungskonzepte für die Gesellschaft der Zukunft ausarbeiten zu können. 2015 wäre ein gutes Jahr, um damit anzufangen.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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