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Berliner Luxusmeile Kurfürstendamm: Der alte Glanz ist aufpoliert

Von Jan Schroder

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Einzelhandel

Geographisch haben sich die Gewichte im Berliner Einzelhandel in den vergangenen Jahren merklich verschoben: Nachdem in den Jahren nach der deutschen Vereinigung vor allem die Einkaufsstraßen im ehemaligen Ostteil der Stadt im Fokus namhafter Marken standen und die Friedrichsstraße sich zur zentralen Luxus-Shoppingmeile entwickelte, kommen nun die traditionellen Boulevards im alten Westen wieder zu ihrer historischen Geltung. Davon profitierte vor allem eine Straße, die schon vor Jahrzehnten für das glamouröse Westberlin stand: Der Kurfürstendamm. Er erlebte in den vergangenen Jahren eine eindrucksvolle Wiederbelebung.

Vor allem globale Marken aus dem Luxussegment siedelten sich hier zuletzt wieder in großer Zahl mit eigenen Läden an. „Der Berliner Kurfürstendamm hat in dieser Hinsicht innerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre stark an Bedeutung gewonnen und sich permanent weiterentwickelt“, heißt es in einer Untersuchung des Maklerhauses Jones Lang LaSalle (JLL), „der frühere Abstand zu den führenden westdeutschen Luxusmeilen in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München wurde ausgeglichen.“

Die Immobilienexperten sehen in der Wiedergeburt des Ku’damms ein Symptom für den globalen Wandel in der Luxusbranche. Angesichts von wirtschaftlichen Problemen in Asien würden nun viele internationale Marken aus diesem Segment wieder verstärkt in Deutschland und Europa expandieren. Dort finden sie ein verlässliches, kaufkräftiges Umfeld – und in attraktiven Metropolen wie Berlin auch genug solvente Touristen.

Nach der Düsseldorfer Königsallee ist der Ku’damm mittlerweile die teuerste deutsche Luxusmeile

Der Kurfürstendamm profitiert dabei von seinem historischen Image und Ambiente: „Das Intermezzo in Richtung Friedrichstraße als Zweitstandort für Luxuslabels ist nahezu beendet. Seit drei bis vier Jahren ist der Luxusbereich des Ku’damms wieder eindeutig die erste Wahl für entsprechende Anbieter“, betont Andreas Kogge, Team Leader Retail Leasing Berlin bei JLL. Denn gegenüber der hektischen Einkaufsmeile der östlichen Innenstadt, die nicht gerade zum entspannten Bummeln einlädt, verfügt der Kurfürstendamm über Standortvorteile, die derzeit von Luxusunternehmen besonders geschätzt werden. Die suchen nach Angaben des Maklerhauses vor allem Standorte, die „Kaufkraft, flanierende Touristen, gewachsene Handelsstrukturen sowie die gelungene Mischung aus Tradition und adäquater Architektur“ zu bieten hätten. Und gerade diese Faktoren kombiniere der Ku’damm „in nahezu perfekter Weise“. Abzulesen ist das an den Labels, die sich dort in den vergangenen Jahren mit eigenen Boutiquen etablierten oder aktuell eine Ansiedlung planen. „Agent Provocateur, Bottega Veneta, Dolce & Gabbana, Mulberry und Prada sowie in Kürze Moncler sind nur die prominentesten Neuzugänge, welche die genannte Tendenz belegen“, sagt Berlin-Experte Kogge. Derzeit plane zudem Louis Vuitton die Vergrößerung seines Standortes am Ku’damm – „und weitere Marken, die bislang nur in London oder Paris zu finden sind, treten plötzlich als Interessenten in Erscheinung“, erklärt er.

Im internationalen Vergleich sind die Ladenmieten in deutschen Toplagen noch ausgesprochen erschwinglich

Die deutschen Luxusmeilen profitieren derzeit nicht nur vom stabilen wirtschaftlichen Umfeld hierzulande. Sie sind im internationalen Vergleich auch noch ausgesprochen günstig. Werden etwa in der New Bond Street in London, dem teuersten Pflaster in Westeuropa, Spitzenmieten von bis zu 12.300 Euro pro Quadratmeter Ladenfläche aufgerufen, und in der Pariser Avenue Montaigne immerhin 10.000 Euro, fallen die Preise in Deutschland vergleichsweise moderat aus: Hier führt die Düsseldorfer Königsallee mit 3.420 Euro pro Quadratmeter das Feld an. Auf Platz zwei folgt angesichts des jüngsten Aufschwungs der Kurfürstendamm mit 3.360 Euro, dahinter liegen die Münchener Maximilianstraße (3.120 Euro pro Quadratmeter) sowie die Frankfurter Goethestraße und der Neue Wall in Hamburg mit jeweils 2.880 Euro. Alle diese deutschen Topmeilen konnten in den vergangenen beiden Jahren zahlreiche internationale Luxusmarken anlocken.

Foto: Kurfürstendamm (©visitBerlin, Fotograf: Wolfgang Scholvien)
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