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Untersuchung: Große Modeketten scheitern mit ihren Kleidersammelprogrammen

Von Susan Zijp

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H&M-Filiale in der Drottninggatan in Stockholm. Bild: H&M

Untersuchungen des niederländischen Fernsehprogramms Radar zeigen, dass große Modeketten wie H&M, Primark, Zara und C&A mit ihren Kleidersammelprogrammen scheitern. Anstatt sie zu recyceln, werden die gesammelten Kleidungsstücke häufig in Entwicklungsländer exportiert und dort oft unbrauchbar entsorgt. Die Europaabgeordnete Lara Wolters stellte Fragen zu diesen Praktiken und einem möglichen Greenwashing der beteiligten Unternehmen.

Im Juni 2024 gab Radar zwölf Kleidungsstücke bei verschiedenen Modeketten ab, darunter H&M, Primark und C&A. Die Reise der Kleidung wurde mithilfe von Air Tags verfolgt, kleinen Suchgeräten. Laut Radar legten die zwölf Kleidungsstücke zusammen eine Strecke von rund 84.000 Kilometern zurück, was dem doppelten Erdumfang entspricht. Lediglich zwei Kleidungsstücke landeten in einem Secondhand-Laden in den Niederlanden und nur ein kleiner Prozentsatz wurde tatsächlich recycelt. Der Großteil landete in Entwicklungsländern, wo er oft unbrauchbar oder entsorgt wurde, was zu erheblichen Umweltschäden führte. Mehrere Länder, darunter das ostafrikanische Uganda, arbeiten an einem Importverbot für Secondhand-Kleidung, da diese nicht nur die Umwelt, sondern auch die lokale Wirtschaft schädigt.

Im Anschluss an die Ergebnisse des Radar-Berichts stellte die Europaabgeordnete Lara Wolters (GroenLinks-PvdA) im Europäischen Parlament Fragen zur Einhaltung der neuen europäischen Abfallrichtlinie. Sie möchte wissen, ob die Europäische Kommission darin Greenwashing sieht und welche Maßnahmen gegebenenfalls gegen die beteiligten Unternehmen ergriffen werden können. Wolters erklärte ihre Entscheidung, diese Fragen zu stellen, am gestrigen Montagabend auf Radar (NPO 2).

Reaktionen von H&M, Primark und C&A

Die beteiligten Modeketten haben auf die Erkenntnisse von Radar reagiert, wie auf der Website der Fernsehsendung zu lesen ist. H&M räumte ein, dass es beim Textilrecycling noch immer große Herausforderungen gäbe. Das Modeunternehmen legt Wert auf die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen, um bessere Recyclinglösungen zu entwickeln. Darüber hinaus gab H&M an, dass das Unternehmen seine Kleidung nur in Märkte exportiere, in denen eine Nachfrage nach Secondhand-Kleidung bestehe.

Primark betonte, dass eine Untersuchung der Angelegenheit im Gange sei. Die Kette arbeitet mit ihrem Recyclingpartner Yellow Octopus zusammen, um die Situation zu verbessern. Der Einzelhändler gab an, dass er die EPR-Vorschriften in verschiedenen Ländern, darunter den Niederlanden, einhält.

C&A gab an, dass das Unternehmen die EPR-Vorschriften in den Niederlanden und anderen europäischen Ländern vollständig einhalte. Im Jahr 2023 sammelte C&A rund 1.000 Tonnen Textilien, von denen 72 Prozent vor Ort wiederverwendet und 22 Prozent recycelt wurden. C&A unterstreicht seine Zusammenarbeit mit Texaid, einem deutsch-schweizerischen Spezialisten für Kreislaufdienstleistungen für die Mode- und Textilindustrie.

Kleidung reist Tausende Kilometer ohne Recycling: Europäische Gesetzgebung unter Druck

Die Niederlande sind das zweite europäische Land mit erweiterter Herstellerverantwortung für Textilien (EPR Textiles). Diese Gesetzgebung verpflichtet Herstellende und Importeur:innen von Textilprodukten, die Verantwortung für die Entsorgung ihrer Produkte am Ende ihrer Lebensdauer zu übernehmen. Ziel ist es, die Sammlung, Wiederverwendung und das Recycling ausrangierter Textilprodukte zu verbessern und so zu einer Kreislaufwirtschaft beizutragen. Diese Politik soll dazu beitragen, Textilabfälle zu reduzieren, es bleibt jedoch die Frage, ob sie dem „Abfallkolonialismus“ tatsächlich ein Ende setzen wird.

Laut der Clean Clothes Campaign ist Textilabfall einer der am schnellsten wachsenden Abfallströme weltweit. Die Exporte gebrauchter Kleidung aus der EU haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht. Jedes Jahr werden Millionen Tonnen davon nach Afrika und Asien verschifft und landen dort oft auf informellen Mülldeponien oder Märkten.

Bild, das unseren wachsenden Berg aus Altkleidern in der Wüste im Sektor Pampa d'Alto Hospicio zeigt, etwa 10 km östlich der Stadt Iquique in Chile. Das Foto wurde am 11. November 2022 aufgenommen. Bild: Martin Bernetti / AFP
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