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Trendthema Secondhand: So wächst der Markt

Von Regina Henkel

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Secondhandkleidung wird immer attraktiver, dafür sorgen unsere vollen Kleiderschränke ebenso wie ein wachsendes Bewusstsein für einen nachhaltigeren Konsum.

Altkleidersammeln boomt. Erst auf dem letzten World Retail Congress in Madrid verkündete Inditex-Präsident Pablo Isla, Inditex habe in acht Ländern Altkleidertonnen aufgestellt und bisher 19.000 Tonnen Kleidung eingesammelt. H&M stellte schon 2013 Altkleidercontainer in die Geschäfte und sammelte seither 61.000 Tonnen, so der jüngste Nachhaltigkeitsbericht. Auch bei den klassischen Verwertungsgesellschaften kommt immer mehr zusammen: Seit Mitte der 1990er Jahre sei das jährliche Sammelaufkommen an Textilien in Deutschland um mehr als 20 Prozent gestiegen, sagt der Dachverband FairWertung, das bundesweite Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider sammeln.

Ubup.com: Rasant gewachsen

Auch der deutsche Onlineshop für Secondhandware Ubup.com vermeldet in einer aktuellen Aufstellung beeindruckende Zahlen: Seit Start 2014 wuchs die Anzahl der verkauften Modeartikel um 566 Prozent. 2016 wurden über den Shop 1,5 Millionen gebrauchte Artikel verkauft, die Ubup.com zuvor von Privatkunden angekauft hat. Hinter Ubup.com steht das Unternehmen Momox, das 2004 mit dem Weiterverkauf von Büchern gestartet ist. Der Re-Seller erwartet auch in Zukunft im Bereich Bekleidung gute Geschäfte. Heiner Kroke, Geschäftsführer Momox GmbH: „Die Entwicklung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Anteil am Gesamtumsatz steigt in der Fashion-Kategorie rasant und liegt im dreistelligen Bereich. Fashion wird unser Wachstum in den kommenden Jahren nachhaltig ankurbeln.“

Verkaufen schafft Platz für Neues

Die Gründe sind leicht ausgemacht. Heiner Kroke: „Verbraucher kaufen heute so viele Kleidungsstücke wie nie zuvor Im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Zwischen 2002 und 2015 hat sich die verkaufte Menge an Kleidung und Accessoires laut einer McKinsey-Studie nahezu verdoppelt. Dabei werden 40 Prozent der Kleidung selten oder nie getragen. So sammelt sich in den Kleiderschränken zuhause schnell viel an.“ Die Kleidung weiter zu verkaufen, schafft neuen Platz im Schrank und finanzielle Mittel um Neues kaufen zu können. So gesehen treibt der Secondhandmarkt sogar den regulären Markt weiter an.

Während früher Secondhandware in erster Linie aus finanziellen oder ökologischen Gründen von Leuten gekauft wurde, geht der Boom inzwischen durch die ganze Gesellschaft. Pre-Loved Fashion, wie Secondhandware neuerdings liebevoll genannt wird, betont, dass diese Kleidung nicht in den Müll gehört sondern ein zweites Leben verdient.

Secondhand nutzen ganz verschiedene Zielgruppen

Bei Ubup.com zeigt sich deutlich, wie breit das Kundenspektrum, aufgefächert ist. Einer aktuellen Auswertung zufolge liegt ausgerechnet die Marke Marc Cain bei den Frauen auf Platz eins bei den Schnelldrehern im Shop. Produkte dieser Marke ließen sich am schnellsten wieder verkaufen, nämlich innerhalb von 30 Tagen. Immerhin auf Platz fünf der Schnelldreherliste steht Basler. Dazwischen so unterschiedliche Brands wie COS, Blutsgeschwister und Paul Green. Bei den Männern liegt Tommy Hilfiger an erster Stelle, gefolgt von Boss by Hugo Boss, s.Oliver, Joop! und Boss Orange.

Eine von Momox gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Gapfish im Jahr 2015 durchgeführte repräsentative Studie ergab, dass bereits jeder zweite Deutsche schon einmal Secondhand-Kleidung erworben hat. Kunden schätzen vor allem die Preisersparnis beim Kauf von Kleidung aus zweiter Hand, achten dabei aber auf Qualität der Stücke sowie die Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers. Aber auch ökologische Aspekte spielen für unsere Kunden zunehmend eine Rolle. Je länger Kleidung genutzt und getragen wird, desto nachhaltiger wird sie.

Secondhand als Botschaft für Nachhaltigkeit

Deshalb engagieren sich inzwischen sogar Hersteller für Secondhandware. Nicht wie Inditex oder H&M um sie zu sammeln und an Verwerter weiterzuverkaufen, sondern um den Wert von Kleidung als Ressource zu betonen und gegen die gängige Wegwerfmentalität in der Mode anzugehen. Die Outdoormarken Vaude oder Haglöfs verkaufen inzwischen Secondhandware in ihren eigenen Shops, auch Filippa K hat damit bereits 2008 begonnen. Dorothee Schumacher ist das jüngste Beispiel für ein Engagement im Secondhand-Bereich: Der Online-Marktplatz für Second-hand Designerfashion Rebelle hat im April im Düsseldorfer Flagship Store von Dorothee Schumacher ein Event veranstaltet, bei dem Kunden ihre alte Kleidung abgeben konnten. Zusätzlich zum Verkaufserlös erhielten die Kundinnen einen Gutschein. Alle diese Brands zeigen damit selbstbewusst, dass sie ihren Produkten mehr als nur ein Leben zutrauen und sichern sich damit den Respekt ihrer Kunden.

Foto: Momox

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