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Nike: starke Quartalszahlen, enttäuschende Aussichten

Von Jan Schroder

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Der Weltmarktführer unter den Sportartikelanbietern hat einmal mehr die Erwartungen übertroffen. Am Dienstagabend präsentierte Nike Inc. überraschend gute Zahlen für das erste Quartal 2016/17. Trotzdem sackte der Aktienkurs direkt nach Bekanntgabe der Resultate um mehr als vier Prozent ab. Grund waren die Orderzahlen, die nicht so gut ausgefallen waren, wie es die Analysten erhofft hatten.

Die wichtigsten Fakten in Kürze:

  • Der Umsatz von Nike steigt im ersten Quartal 2016/17 um 8 Prozent (währungsbereinigt +10 Prozent) auf 9,06 Milliarden US-Dollar
  • Der Nettogewinn wächst um 6 Prozent auf 1,25 Milliarden US-Dollar
  • Das Ordervolumen steigt insgesamt um 5 Prozent (währungsbereinigt +7 Prozent), in Nordamerika aber lediglich um ein Prozent

Im Ende August abgeschlossenen Quartal, in dem mit den Fußball-Europameisterschaften und den Olympischen Sommerspielen in Rio zwei sportliche Großereignisse die Nachfrage beflügelten, konnte Nike seinen Umsatz auf 9,06 Milliarden US-Dollar (8,07 Milliarden Euro) steigern. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entsprach das einer Verbesserung um acht Prozent. Bereinigt um Wechselkursveränderungen lag die Wachstumsrate sogar bei zehn Prozent. Analysten hatten im Vorfeld lediglich einen Umsatz in Höhe von 8,88 Milliarden US-Dollar erwartet.

In Nordamerika wuchs der Umsatz weniger stark als im Rest der Welt

Das Label Converse steuerte 574 Millionen (+3 Prozent, währungsbereinigt +4 Prozent) zum Quartalsumsatz bei, der Löwenanteil entfiel auf die Kernmarke Nike, deren Erlöse um sieben Prozent (währungsbereinigt +10 Prozent) auf 8,46 Milliarden US-Dollar wuchsen. In Nordamerika, dem weltgrößten Markt für Sportartikel, stieg der Umsatz allerdings nur unterdurchschnittlich. Dort wuchsen die Erlöse um sechs Prozent auf 4,03 Milliarden US-Dollar. Die kleineren Konkurrenten Adidas und Under Armour hatten hier zuletzt deutlich höhere Wachstumsraten erreicht und Marktanteile hinzugewonnen.

In Westeuropa stieg der Umsatz um sieben Prozent (währungsbereinigt +10 Prozent) auf 1,76 Milliarden US-Dollar, in Zentral- und Osteuropa um zehn Prozent (währungsbereinigt +16 Prozent) auf 440 Millionen US-Dollar. Noch höher fielen die Wachstumsraten in den wichtigsten asiatischen Märkten aus: In der Region Großchina legte Nike um 15 Prozent (währungsbereinigt +21 Prozent) auf 1,02 Milliarden US-Dollar zu, in Japan um 37 Prozent (währungsbereinigt +18 Prozent) auf 245 Millionen US-Dollar. In den aufstrebenden Märkten sank der Umsatz aufgrund schwacher Lokalwährungen um zwei Prozent auf 945 Millionen US-Dollar, wechselkursbereinigt stieg er jedoch um elf Prozent.

Zum Wachstum trugen alle Produktkategorien bei: Der Umsatz mit Schuhen stieg um sieben Prozent (währungsbereinigt +10 Prozent) auf 5,47 Milliarden US-Dollar, mit Kleidung um neun Prozent (währungsbereinigt +12 Prozent) auf 2,55 Milliarden US-Dollar und mit Sportzubehör um vier Prozent (währungsbereinigt +6 Prozent) auf 423 Millionen US-Dollar.

Das Ergebnis übertraf aufgrund eines Steuervorteils das Vorjahresniveau

Verschiedene Faktoren belasteten das Ergebnis. So fielen die Marketingausgaben aufgrund zahlreicher Aktionen im Rahmen der großen Sportereignisse deutlich höher aus als im Vorjahreszeitraum. Auch die sonstigen Betriebskosten wuchsen, nicht zuletzt durch den Ausbau des Online-Geschäfts. Zudem stieg der Anteil der Produkte, die nur mit Preisnachlässen verkauft werden konnten, und ungünstige Wechselkursentwicklungen machten sich negativ bemerkbar.

So sank der Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahresquartal um elf Prozent auf 1,28 Milliarden US-Dollar. Ein einmaliger Steuervorteil ließ das Nettoergebnis aber um sechs Prozent auf 1,25 Milliarden US-Dollar (1,11 Milliarden Euro) steigen. Der verwässerte Gewinn pro Aktie wuchs aufgrund von Rückkäufen um neun Prozent auf 0,73 US-Dollar und übertraf damit klar die Erwartungen der Analysten, die 0,56 US-Dollar prognostiziert hatten.

Schwache Orderzahlen und höhere Lagerbestände enttäuschen die Anleger und Analysten

Während die aktuellen Resultate wieder einmal überraschend gut ausfielen, enttäuschten wichtige Indikatoren für die nähere Zukunft Marktexperten und Anleger. Ernüchternd waren vor allem die Orderzahlen, die das Unternehmen präsentierte. Das Bestellvolumen für Artikel, die bis zum Januar 2017 ausgeliefert werden, wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum lediglich um fünf Prozent (währungsbereinigt +7 Prozent). Vor allem die schwache Auftragsentwicklung in Nordamerika (+1 Prozent), der mit Abstand umsatzstärksten Marktregion, lag weit unter den Erwartungen. Zudem stieg der Gesamtwert der Lagebestände überraschend stark: Mit 4,9 Milliarden US-Dollar lag er um elf Prozent höher als vor einem Jahr. Diese Zahlen beunruhigten Analysten und Anleger – und ließen den Aktienkurs umgehend abrutschten.

Fotos: Nike Inc.
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