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Monatsrückblick: Nachhaltigkeit im November 2022

Von Simone Preuss

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Business

Die Gewinner:innen des Sustainability Leadership Awards in Dhaka, Bangladesch. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Wie in den Vorjahren stand auch der November im Zeichen des Black Friday und der Rabattschlachten. Es weigern sich aber immer mehr Marken und Einzelhändler:innen, an dieser Konsumverherrlichung teilzunehmen, die auf Kosten der Umwelt geht. Stattdessen wird auf lang haltende, nachhaltige Basisstücke gesetzt, Kleidung zurückgenommen oder an diesem Tag gar nicht verkauft.

Der November sah auch die erste Made in Bangladesh Week, die Nachhaltigkeit neben Sicherheit und Kooperation zu einem zentralen Thema machte. FashionUnited war dabei und hat sich umgeschaut und auch dem Sustainable Leadership Award beigewohnt, der zum dritten Mal gemeinsam vom Exportverband BGMEA und der GIZ veranstaltet und an 18 nachhaltige Fabriken in Bangladesch vergeben wurde. Die Fashion Changers Konferenz, die online stattfand, machte Vorschläge für eine bessere Modebranche und die Global Fashion Agenda und die UN kündigten auf der COP27 ein neues Nachhaltigkeitsprojekt an, während ein neuer Bericht erhöhte Emissionen der Modebranche im Jahr 2022 zeigt.

Wie auch in den Vormonaten geht es stärker gegen Greenwashing vor. Auch zeigten sich einige Marken und Einzelhandelsunternehmen innovativ. Dieser Artikel erkundete, wie Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Start-ups die Nachhaltigkeit in der Mode- und Textilbranche bremsen, während dieser erkundete, wie russisches Öl mit westlicher Mode verknüpft ist. Lesen Sie sich durch einen spannenden November.

Innovationen

Die Tierschutzorganisation Peta lässt die Kassen klingeln, lancierte sie doch die „Vegan Wool Challenge“. Der mit einer Million US-Dollar (974,53 Millionen Euro) dotierte Wettbewerb soll die Entwicklung eines veganen Wollmaterials fördern.

Der US-amerikanische Laminathersteller W. L. Gore & Associates hat die ersten Laminate aus seiner Kooperation mit dem Unternehmen Bionic auf den Markt gebracht und Patagonia wird das erste Unternehmen sein, das die 2-lagigen Laminate in seiner Kollektion für die Saison Herbst/Winter 2023 nutzt.Diese bestehen aus der neuen Gore-Tex ePE Membran, die erstmals nicht mehr aus dem umstrittenen PTFE-Material besteht, sondern aus expandiertem Polyethylen. Diese PFC-freie, ressourcenschonendere Membran wurde mit einem Bionic Textilgewebe kombiniert. Diese Textilien werden zum Teil aus Plastikabfällen hergestellt, die an Stränden und Küsten gesammelt wurden.

Alternativen zu Leder sind auf dem Vormarsch, aber trotz der umweltfreundlichen Behauptungen von Modemarken, die diese Materialien verwenden, gibt es wissenschaftliche Beweise dafür, dass diese Behauptungen irreführend sein könnten. Der Film SLAY enthüllt ein paar unangenehme Details, über die die Modeindustrie nicht spricht, wenn es darum geht, woraus Lederalternativen hergestellt werden.

Marken und Einzelhandel

Die spanische Schuhmarke Camper ist seit Sommer als B Corp-zertifiziert und startete in den letzten Monaten mit zahlreichen wegweisenden Nachhaltigkeitsprojekten: von der Einführung von recyceltem Leder und pflanzlichen Lederalternativen bis hin zu einem Take-Back-Programm, Schuhrecycling und einer lebenslangen Garantie auf einzelne Modelle. FashionUnited sprach mit der Nachhaltigkeitsmanagerin der Marke, Leticia Sandoval Godinez.

Die Nachhaltigkeitsforscherin Talia Hussain ist der Meinung, dass der Einzelhandel eine wichtige Rolle dabei spielen kann, die Textilindustrie nachhaltiger zu machen. Derzeit schreibt sie eine Doktorarbeit zu diesem Thema an der Universität Loughborough, zu der FashionUnited sie im Interview befragte. „Ethischen Einzelhandel gibt es nicht, er kann aber die Lösung sein, um die Modebranche nachhaltig zu gestalten“, meint sie.

Der Berliner Public Interest Thinktank Hot or Cool Institute und das Netzwerk internationaler Organisationen Rapid Transition Alliance stellten in einem Bericht zusammen, wie die reichsten Verbraucher:innen die größte Verantwortung beim Kleiderkauf haben, während die Global Sustainability Study 2022 der Strategieberatung Simon Kucher & Partners herausfand, dass für 95 Prozent der Verbraucher:innen in Deutschland Nachhaltigkeit als Kaufkriterium von Produkten und Dienstleistungen mindestens genauso wichtig oder sogar wichtiger ist als noch vor einem Jahr.

Der französische Wiederverkaufsmarktplatz Vestiaire Collective kauft, verkauft oder listet seit dem 22. November 2022 keine Fast-Fashion-Artikel mehr auf seiner Website und hat in einem ersten Schritt eine Liste der gesperrten Marken bekannt gegeben, darunter Boohoo, Asos und Topshop. Durch das Verbot wird sich Vestiaire Collective im zunehmend wettbewerbsintensiven Segment des gehobenen Wiederverkaufs auch neben Anbietern wie The RealReal, The Outnet und Mytheresa besser positionieren können.

Greenwashing

Im jüngsten Greenwashing-Fall gegen den schwedischen Modekonzern H&M wurde eine Klage bei einem US-amerikanischen Bundesgericht in Missouri eingereicht. In dieser wird H&M vorgeworfen, auf „irreführende, illegale und trügerische Weise“ versucht zu haben, aus dem „grünen“ Verbrauchertrend Kapital zu schlagen. Das Unternehmen soll Kund:innen suggerieren, dass es sich bei den Produkten der „Conscious Choice“-Linie um eine umweltfreundliche Kaufentscheidung handele.

Die niederländische Partei D66 hat am Black Friday einen Initiativantrag für eine radikale Reform der Bekleidungsindustrie im Parlament eingereicht. Mit der Initiative wollen D66 und die Parlamentarierin Kiki Hagen, die das Schreiben verfasst hat, die Textilindustrie wiederbeleben und die Niederlande zu einem grünen Vorreiter machen. Geplant sind unter anderem eine Öko-Score und höhere Geldstrafen für Greenwashing.

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