Kein Ende bei österreichischen Insolvenzen in Sicht; 2025 könnte Rekordjahr werden
Firmeninsolvenzen steigen in Österreich weiter stark; im ersten Halbjahr 2025 auf 3.662, was einem Anstieg von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies gab die Wirtschaftsauskunftei Creditreform bekannt, die die aktuellen Trends bei Firmen- und Privatinsolvenzen im 1. Halbjahr 2025 analysierte.
Insgesamt belaufen sich die Insolvenzpassiva auf rund 5 Milliarden Euro. Zudem sind etwa 8.000 Arbeitsplätze betroffen. Mit erwarteten 7.500 Fällen insgesamt könnte 2025 das Rekordjahr für Insolvenzen werden.
Die Zahl der eröffneten Verfahren stieg dabei um 3,4 Prozent auf rund 2.170 an und die mangels Vermögen abgewiesenen Firmeninsolvenzen erhöhten sich um 18 Prozent auf fast 1.500.
2025 könnte Rekordjahr für Insolvenzen werden
„Es scheint, dass Österreich auf ein Insolvenzrekordjahr zusteuert. So viele Insolvenzen gab es noch nie in der Geschichte der 2. Republik. Die Stimmung bei den Unternehmen ist am Tiefpunkt und immer weniger meistern die Herausforderungen. Nun sind rasche Lösungen gefragt, die den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit stärken“, fasst Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer den aktuellen Insolvenztrend zusammen.
Zu den Herausforderungen gehören rückläufige Aufträge, sinkende Erträge und eine sehr geringe Investitionsbereitschaft. Kein Wunder also, dass das Geschäftsklima derzeit sogar negativer ist als am Höhepunkt der Pandemie. Dies ergab eine Creditreform-Umfrage vom Frühjahr unter 1.400 österreichischen Unternehmen.
Die meisten Insolvenzen finden sich dabei in der Bundeshauptstadt Wien mit fast 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen; die wenigsten in Vorarlberg mit 5 von 1.000 Unternehmen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 10 von 1.000 Unternehmen.
Schaut man sich die Branchenverteilung an, so ist der Einzelhandel mit 642 Insolvenzen am stärksten betroffen, gefolgt von unternehmensbezogenen Dienstleistungen (617) und dem Bauwesen (539). Im Vergleich zum ersten Halbjahr im Vorjahr stiegen die Insolvenzen im Einzelhandel um 17 absolut und um 2,7 Prozent prozentual.
Insolvenzen in der Bekleidungsbranche: Palmers, Gössl und Co.
In der Bekleidungsbranche tauchen einige bekannte Namen seit einigen Monaten auf: Der österreichische Wäscheanbieter Palmers Textil AG meldete bereits im Februar beim Landesgericht Wiener Neustadt einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens mit dem Ziel der nachhaltigen Fortführung des Unternehmens gestellt. Das Restrukturierungskonzept sieht die Schließung von 36 Filialen vor, was 117 Mitarbeitende betreffen wird. Im Rahmen der zweiten Gläubigerversammlung für das laufende Sanierungsverfahren gab das Unternehmen im April bekannt, „eine Absichtserklärung über den Einstieg einer strategischen Investorengruppe rund um ein börsennotiertes Textilunternehmen“ präsentiert zu haben. Im Mai wurde ein Sanierungsplan des Unternehmens von der Gläubigerschaft mehrheitlich angenommen.
Der Salzburger Trachtenanbieter Gössl hatte seinen Antrag auf ein Sanierungsverfahren der Gössl GmbH im Februar zurückgezogen und legt zukünftig den Fokus auf eine Gesellschaft, in der er seine Aktivitäten vereint. Die Gössl Gwand GmbH befindet sich weiterhin in einem Sanierungsverfahren. Ein erster Sanierungsplan für die Gössl GmbH scheiterte im Mai jedoch am Landesgericht Salzburg; im zweiten Anlauf billigten die Gläubiger:innen jedoch die Sanierungspläne für beide Unternehmen.
Der in Mürzzuschlag ansässige Bekleidungsanbieter Modehaus Fuchs hatte Ende November 2024 Insolvenz angemeldet, bekam seinen Sanierungsplan jedoch von den Gläubiger:innen gebilligt. Somit bleiben insgesamt fünf Textilgeschäfte der Formate Modehaus Fuchs und Staccato in Krieglach, Kindberg, Gloggnitz und Mürzzuschlag erhalten sowie 27 der ursprünglich 41 Arbeitsplätze.
Auch bei den Firmenpleiten in Deutschland geht es übrigens sprunghaft nach oben: Rund 11.900 Unternehmen meldeten laut Creditreform im ersten Halbjahres Insolvenz an; 9,4 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024.
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