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Gardeur: Massekredit genehmigt, es geht weiter

Von Simone Preuss

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Aufatmen beim insolventen Mönchengladbacher Hosenspezialisten Gardeur: Ein durch die Hausbanken der Gardeur Gruppe finanzierter Massekredit wurde genehmigt. Jetzt kann das operative Geschäft weitergehen wie bisher. Zunächst wird geliefert.

„Wir werden nun umgehend Lagerware und Ganzjahresware abrufen, die bereits fertig produziert ist“, sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der Rheinischen Post. Dadurch ist der Hosenspezialist auch in der Lage, die Frühjahrs- und Sommerkollektion noch rechtzeitig zu bedienen, die normalerweise zwischen Dezember und Januar ausgeliefert wird.

Gardeur kann Frühjahr-/Sommerkollektion rechtzeitig liefern

Gardeur hatte am 5. Oktober beim Amtsgericht Mönchengladbach einen Antrag auf die Eröffnung von Insolvenzverfahren über das Vermögen von vier Gesellschaften der Gardeur-Gruppe beantragt - der Gardeur GmbH, der Gardeur Service GmbH, der Gardeur Beteiligungs GmbH sowie der CDS Club Du Sport Bekleidung GmbH. Am gestrigen Montag, nur elf Tage später, konnte Gardeur mit einem Bankenkonsortium einen zweiten Massekredit abschließen.

Ein erster Massekredit für die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter, der durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert ist, läuft bereits und greift bis zum 30. November 2017. Jetzt scheint die Finanzierung für die nächsten Monate und damit auch das operative Geschäft gesichert.

Die vorläufige Insolvenzphase läuft Ende November aus und bis dahin soll - muss - ein neuer Investor gefunden werden. Insolvenzverwalter Biner Bähr gibt sich zwar optimistisch, den Zeitrahmen einhalten zu können, warnt aber: [Ohne neuen Investor] „wird es auch nicht gehen“.

Eine internationale Ausschreibung wurde laut Bähr bereits veröffentlicht und die Bewerbungsphase ist angelaufen. Wer schließlich den Zuschlag erhält, ob ein Finanzinvestor oder ein Branchenunternehmen, vielleicht sogar ein Konkurrent, spielt dabei keine Rolle. „Viel wichtiger ist, dass der Investor die Produkt- und Mitarbeiterkultur des Unternehmens erhält, denn diese sind entscheidend für den Erfolg der Marke“, sagte Gardeur-Chef und Mehrheitseigentümer Gerhard Kränzle.

Die Probleme fingen für Gardeur bereits mit der Wirtschaftskrise 2007 an, da sie seinen Schlüsselmarkt Russland stark beeinträchtigte. Dann mussten die fünf größten Gardeur-Kunden wie Sinn Leffers und die niederländische Kette Adam Insolvenz anmelden. Laut Kränzle wurden so rund 300 Verkaufsflächen innerhalb einer Saison inaktiv. Der Arabischen Frühling im Jahr 2011 tat ein Übriges, um das Unternehmen weiter zu schwächen, da seine Produktionsbetriebe in Tunesien betroffen waren.

Der neue Investor müsste deshalb neben dem Kaufpreis für das Unternehmen auch eine Anschubfinanzierung bereitstellen, „um die Liquiditätslücke zu schließen und Gardeur nachhaltig gesund aufzustellen“, so das Unternehmen. Denn durch den finanziellen Engpass seien die Verkaufsflächen derzeit nur zur Hälfte bestückt. Aber: Die Stimmung ist gut und die rund 2000 Mitarbeiter haben noch lange nicht aufgegeben.„Die Mitarbeiter sind mit viel Energie dabei, packen an und wollen den Turnaround“, so Kränzle. Und Gardeur wäre nicht das erste Unternehmen, das aus einer Krise stärker hervorgeht. Man darf die künftigen Entwicklungen gespannt verfolgen.

Foto: Gardeur-Website
Gardeur